Einstimmig beschloss das Gremium eine erneute und vorhabenbezogene Änderung des Bebauungsplans. Vor der Abstimmung wurde den Ratsmitgliedern ein fünfminütiger Film gezeigt, der das Bauprojekt aus allen Blickwinkeln beleuchtete.
Die Auftraggeberin und Betreiberin des Günderodehauses, Elke Bolland, war zur Stadtratssitzung nicht erschienen. Stellvertretend präsentierte Bauingenieur Heinz Berres das Projekt, das Architekt Andrea Dal Negro vom Architekturbüro Noa mit Sitz in Bozen und Berlin entworfen hat.
Ein Ensemble von acht kleinen Fachwerkhäusern geplant
Angedacht ist, ein Ensemble von acht kleinen Häusern mit Satteldächern zu bauen, die sich gestalterisch an dem kleinen Nebengebäude (Ziegenstall) des Günderodehauses orientieren und konzeptionell in die Landschaft einfügen sollen. Das ganze Projekt soll einen „Dorfcharakter“ erhalten. Die Häuser sind mit Fachwerk versehen, das an den äußeren Fronten statt mit Mauerwerk mit Fensterglas ausgestattet ist und so einen direkten Blick auf den Rhein und die umliegende Landschaft bietet. Die Gästehäuser sind im Halbkreis um eine Art Empfangshalle angeordnet, deren Flachdach begrünt und teilweise verglast ist.
Das Günderodehaus selbst soll vor dem Hintergrund der geplanten Neubauten als Hauptgebäude erscheinen. „Um den heutigen Mindestanforderungen an anspruchsvolle Beherbergung zu entsprechen, sind im neuen Konzept auch eine Sauna und ein Panoramapool mit Rheinblick im Angebot“, heißt es in der Projektbeschreibung weiter. Neben den Gästen, die über den Rheinburgenweg wandern, sollen so künftig auch gezielt um Besuchergruppen unter dem Stichwort „Heimat“ aus dem In- und Ausland über die rheinland-pfälzische Tourismuszentrale und Reisebüros nach Oberwesel geworben werden.
Um den Weg für das Vorhaben freizumachen, musste der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einigen Änderungen im Bebauungsplan zustimmen. Künftig sind auch begrünte Flachdächer zugelassen, die maximal zulässige Gebäudehöhe wurde auf 8,20 Meter angehoben, bei Satteldächern darf die Traufhöhe künftig maximal 6,70 Meter betragen. Nebenanlagen, wie die geplante Sauna, sind bis zu einer Größe von 50 Quadratmetern auch außerhalb des vorgegeben Baufensters zulässig. Für Poolanlagen inklusive unterirdischem Technikraum gilt bis zu einer Größe von 20 Quadratmetern das Gleiche. Es sind aber maximal nur eine Sauna und ein Pool zulässig. In punkto Verkehrsanbindung hatte der Landesbetrieb Mobilität (LBM) zur Bedingung gemacht, dass bei Problemen oder Gefahren durch den Verkehr zum und vom Günderodehaus sich die Behörde vorbehält, auch zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Linksabbiegerspur oder andere Maßnahmen zulasten der Antragsstellerin einfordern zu können. Als nächste Instanz muss nun die Kreisverwaltung das Vorhaben absegnen.
Ob es tatsächlich so umgesetzt wird und Fans der „Heimat“-Reihe des Hunsrücker Regisseurs Edgar Reitz künftig die Möglichkeit erhalten werden, in unmittelbarer Nähe zum Drehort zu übernachten, dazu wollte sich die Betreiberin und etwaige Bauherrin Elke Bolland gegenüber unserer Zeitung noch nicht äußern.
Betreiberin: Es stehen noch weitere Genehmigungen aus
Elke Bolland verwies auf Nachfrage darauf, dass noch weitere Genehmigungen ausstehen würden, unter anderem zur Welterbeverträglichkeit. Auch zu den kalkulierten Kosten für die Erweiterung machte sie keine Angaben.
Was das Günderodehaus angeht, ist es nicht das erste Mal, dass über einen Entwurf für einen Anbau mit Übernachtungsmöglichkeiten gesprochen wird. Vor vier Jahren war die Betreiberin erstmals an die Stadt herangetreten mit dem Wunsch, ein Gästehaus neben dem Filmhaus zu errichten. Ein Jahr später hatte der Stadtrat mit der ersten Bebauungsplanänderung seine Zustimmung erteilt, das Filmhaus mit einem einzelnen Bettenhaus mit 30 Betten zu erweitern. Dieses Vorhaben wurde aber nie umgesetzt.
„Das Projekt ist teurer geworden und wurde nicht realisiert“, begründete Bauingenieur Heinz Berres in der Stadtratssitzung, warum es nie zu einer Umsetzung der ersten Pläne gekommen ist.
Der jetzige Plan mit dem Ensemble von acht Fachwerkhäusern sieht nun zehn Betten vor. „Ich finde es architektonisch wahnsinnig ansprechend“, lobte VG-Bürgermeister Thomas Bungert das Vorhaben. Auch Stadtbürgermeister Marius Stiehl bewertete den Entwurf positiv. „Ich bin vorsichtig optimistisch“, sagte er zur Frage der Umsetzung. Die Bauherrin habe schließlich schon einiges an Geld in die Planung investiert.