30 Maßnahmen im Fokus
Klimaschutzkonzept für VG soll fortgesetzt werden
Eine Rigole -- wie hier am Schanzerkopf bereits umgesetzt -- ist ein unter der Erdoberfläche angeordneter Pufferspeicher, der eingeleitetes Regenwasser aufnehmen kann, um es zu versickern. Dazu ist eine Rigole mit Kies oder ähnlichen Materialien ausgefüllt.
Nils Füllenbach

Der VG Simmern-Rheinböllen ist sehr daran gelegen, mindestens die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Bisher wurden bereits einige Klimaschutzprojekte durchgeführt. Jetzt wurden die Weichen für eine Fortsetzung der Vorhaben gestellt. 

Das für die Verbandsgemeinde (VG) Simmern-Rheinböllen konzipierte integrierte Klimaschutzkonzept soll fortgesetzt werden. Der VG-Rat hat in seiner jüngsten Sitzung die VG-Verwaltung ermächtigt, einen Förderantrag zwecks Weiterführung der Maßnahmen zu stellen. Im Rahmen dieses Anschlussvorhabens soll die Vollzeitstelle des Klimaschutzmanagers für weitere drei Jahre mit dem bisherigen Stelleninhaber, Nils Füllenbach, besetzt werden.

Hintergrund: Die damals noch selbstständigen Verbandsgemeinden Simmern/Hunsrück und Rheinböllen haben im Jahr 2019 beschlossen, sich im Themenfeld Klimaschutz gemeinsam strukturell neu aufzustellen und eine Fokusberatung Klimaschutz durchzuführen. Ein Antrag zur Fördermaßnahme „Klimaschutzprojekte im kommunalen Umfeld – Kommunalrichtlinie“ wurde gestellt und auch für zwei Jahre bewilligt. Die damit verbundene Stelle des Klimaschutzmanagers wurde 1. April 2023 besetzt – gemäß den Förderrichtli- nien zunächst für die Dauer von zwei Jahren. Die Förderquote beträgt 75 Prozent.

Analyse der Energie- und Treibhausgase der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen erstellt

Die Maßnahme umfasste die Ausarbeitung eines integrierten Klimaschutzkonzepts. Im Rahmen dieses Konzepts wurde eine Analyse der Energie- und Treibhausgase der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen erstellt, die in der Sitzung vorgestellt wurde. Anhand der Analyse werden weitere Maßnahmen im Bereich des Klimaschutzes abgeleitet.

Die Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes sollen dazu beitragen, die Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen in energetischer und klimatischer Hinsicht vorzubereiten. Aufgeteilt in die vier Bereiche „Gebäude- und Energieversorgung“, „Mobilität“, „Klimaanpassung“ sowie „Info, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit“ möchte die Verbandsgemeinde ein möglichst breit gefächertes Bündel an Maßnahmen umsetzen, die den Klimaschutz unterstützt. Diese Maßnahmen sollen insbesondere den Energieverbrauch der VG-Liegenschaften nachhaltig senken, sodass Unterhaltungskosten eingespart werden können. Darüber hinaus soll Klimaanpassung betrieben werden, um resilient gegenüber den drohenden Problemen des Klimawandels zu werden. Die Treibhausgasbilanzen, Potenzialanalyse und der daraus entwickelte Maßnahmenkatalog wurden Mitte Oktober schon dem Bau-, Umwelt- und Planungsausschusses ausführlich präsentiert.

Klimaschutzmanager Nils Füllenbach
Nils Füllenbach

Die insgesamt 30 Maßnahmen betreffen die folgenden Sektoren:

Gebäude- und Energieversorgung:

  1. Handlungskonzept Innenbeleuchtung kommunaler Gebäude und Straßenbeleuchtung,
  2. Photovoltaik-Offensive kommunale Gebäude,
  3. Sanierung/Neubau Bauhof Simmern,
  4. Sanierung Kita Sonnenschein in Mengerschied,
  5. Sanierung Kita Argenthal,
  6. Anbau Kita Biebern,
  7. Sanierung Rottmannschule Simmern,
  8. Sanierung Dr. Kurt-Schöllhammer-Schule Simmern,
  9. Sanierung Kita Villa Kunterbunt Rheinböllen,
  10. Sanierung Kita Kunterbunt Simmern,
  11. Sanierung Kita Arche-Noah Rheinböllen,
  12. Sanierung/Neubau Freizeitbad Rheinböllen,
  13. Sanierung/Neubau Rathaus Simmern,
  14. Zusammenlegung Rathäuser Simmern und Rheinböllen,
  15. Windenergie Re-Poweringm-Offensive,
  16. Realisierung neuartiger und Sanieren bestehender Nahwärmenetze,
  17. Gründung einer Kreisenergiegesellschaft,
  18. Durchführung einer kommunalen Wärmeplanung.

Mobilität: Da der Verkehr den größten Teil des Primärenergiebedarfs der Verbandsgemeinde darstellt, ist hier gleichzeitig der größte Handlungsbedarf zu sehen. „Neben der Vorbildfunktion, sämtliche Fahrzeuge der VG-Flotte auf Elektroantrieb umzurüsten, haben wir mit dem intelligenten Ausbau des Radwegenetzes die Möglichkeit, den Menschen attraktive Alternativen zum Auto zu schaffen, damit in diesem Bereich der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid reduziert wird“, sagt Klimamanager Nils Füllenbach. Die Leute würden aber nur auf ihr Auto verzichten, wenn es sehr gute Alternativen gäbe. Daher müssten dringend gute Radwege entlang der Hauptverkehrsachsen der Verbandsgemeinde geschaffen werden. Füllenbach denkt da etwa an die Strecken Simmern–Rheinböllen, Simmern–Kirchberg, Rheinböllen–Emmelshausen, Rheinböllen–Stromberg sowie Rheinböllen–Kastellaun. Aktuell sei lediglich der Schinderhannes-Radweg als „sehr gut“ zu bewerten.

Folgende Maßnahmen sind im Sektor Mobilität vorgesehen:

19. Umstellung des kommunalen Fuhrparks auf E-Fahrzeuge,

20. Ausbau der E-Ladeinfrastruktur,

21. Ausbau des Radwegenetzes,

22. Stärkung des innerörtlichen Radverkehrs,

23. Ausbau der Radabstellanlagen.

Klimaanpassung: Diese Maßnahmen dienen insbesondere der Steigerung der Resilienz gegenüber Klimawandel- folgen. Füllenbach spricht insbesondere von Extremwetterereignissen wie Hochwasser, Dürre und Hitze. Darüber hinaus soll dem Wasserbedarf für die Bauhöfe entgegengekommen werden, ohne zusätzliche Trinkwasserkapazitäten zu belasten. Geplante Maßnahmen sind:

24. Klimaverträgliche Flächennutzung,

25. Verschattungsmaßnahmen und Begrünung,

26. Wasserrückhalt in Waldgebieten,

27. Bau von Zisternen an Gebäuden mit großen Dachflächen für Bewässerungszwecke,

28. Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern.

Im Sektor Info, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit sind folgende Maßnahmen vorgesehen:

29. Integration des Themenbereichs Klimaschutz in den Schulunterricht und Kitaalltag, 30. Ausweitung des Energiemanagements, Klimaschutz- und Klimaanpassung auf VG-Ebene.

Hierzu erklärt Füllenbach: „Die Energieverbräuche aus dem Klimaschutzkonzept bilden nur eine Momentaufnahme mit dem Basisjahr 2019. Daher können Schwankungen des Energieverbrauchs unserer Liegen- schaften nicht erfasst werden. Um ungewöhnlich hohe Verbräuche zu detektieren, bedarf es der Implementierung eines effektiven Energiecontrollingsystems, das stetig alle Energieflüsse detektieren kann.“

Einige Maßnahmen sind bereits in die Tat umgesetzt worden

Mit einigen der oben aufgelisteten Maßnahmen konnte zwischenzeitlich schon begonnen werden. Dies vereinfacht die weitere Umsetzung in den kommenden Jahren. Klimamanager Füllenbach verweist auf das Handlungskonzept Innenbeleuchtung und Straßenbeleuchtung, eine mögliche Kreisenergiegesellschaft, die kommunale Wärmeplanung, das Thema E-Mobilität, die Renaturierung von Bachläufen, den Wasserrückhalt in Waldgebieten sowie die Integration der Thematik in den Schulunterricht. Füllenbach betont aber auch, dass die geplanten Vorhaben „Soll“-Maßnahmen und keine „Muss“-Maßnahmen seien. Soll heißen: Es müssen keineswegs alle Punkte umgesetzt werden. Jedoch könne sich in zukünftigen Abwägungen auf diese Liste berufen werden.

Die Fraktionssprecher und auch Bürgermeister Michael Boos dankten Klimaschutzmanager Füllenbach für die Erstellung des Klimaschutzkonzeptes und des daraus resultierenden Maßnahmenkatalogs. Der Rat diskutierte allerdings über die Notwendigkeit des Radwegeausbaus. Angeregt wurde, dass sich die Realisierung der Maßnahmen aufgrund der angespannten Haushaltslage vorrangig auf die Pflichtaufgaben der Verbandsgemeinde konzentrieren soll. Eine Priorisierung soll vor der nächsten Sitzung des Bau-, Umwelt- und Planungsausschusses unter den Fraktionen abgestimmt werden. Der Rat hat letztlich beschlossen, die Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes umzusetzen – immer unter der Prämisse, dass es sich um „Soll“-Maßnahmen handelt.

Top-News aus der Region