Barbara Jost aus Pfalzfeld gewährt Einblick in die Branche
Kleine Verlage unter großem Druck: Barbara Jost aus Pfalzfeld gewährt Einblick in die Branche
Die Corona-Pandemie hat die Buchbranche getroffen. Auch Verlegerin Barbara Jost vom Kontrast Verlag hat das zu spüren bekommen. Foto: privat
Stadtfeld

Pfalzfeld. Kleinere Verlage und die Buchbranche kämpfen generell mit den Folgen der Corona-Pandemie. So sieht man sich auch im Kontrast Verlag in Pfalzfeld seit einem Jahr mit vielen Problemen konfrontiert.

Verlagsleiterin Barbara Jost beobachtet eine Wellenbewegung auf dem Buchmarkt. Während sie zu Beginn der Pandemie darauf hoffte, dass die Menschen mehr lesen würden, kam es aber zu einem Einbruch, als der Buchhandel dann komplett geschlossen wurde. Zwar sind viele digitale Angebote entstanden, womit der ein oder andere Anbieter auch Erfolg hatte. Doch wie Barbara Jost sagt, „ist der Buchhandel eher konservativ geprägt, und manche Läden sind im digitalen Sektor nicht gut unterwegs. Was vielmehr zählt, ist der persönliche Kontakt“. Im E- Book-Bereich kam es zunächst zu einem großen Einbruch, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass viele durch Homeoffice durch vermehrt digitale Angebote übersättigt waren und nicht noch ein Buch digital lesen wollten. Mittlerweile läuft es da aber wieder gut an.

„So langsam stabilisiert sich der Markt auch wieder“, berichtet Barbara Jost, „wobei uns viel das Zukunftsprogramm der Bundesregierung ,Neustart Kultur’ geholfen hat“. Mit diesem Hilfsprogramm erhalten Verlage Förderungsmittel für Druck- und Produktionskosten von neu erscheinenden Büchern oder E-Books. Auch im Kontrast Verlag konnte man davon profitieren und das Buch „Ant-on“ von Pieter van Horn im vergangenen Jahr als Neuerscheinung auf den Markt bringen. Darüber freut sich die Verlegerin besonders, denn von dem außergewöhnlichen Buch ist sie begeistert und meint: „Das wird ein Buch sein, das die Welt braucht.“ Es handelt sich um einen Politthriller, in dem es um künstliche Intelligenz geht und das damit wohl den Nerv der Zeit trifft.

Viele Angebote aus dem Bereich „Faction Thriller“ finden sich in ihrem Verlagsprogramm, ein anderer Schwerpunkt sind „Hunsrück-Krimis“. Als Verlegerin sucht sie aber in allen Richtungen nach guten Manuskripten und nimmt auch gern neue Autoren mit auf, die sonst in der großen Landschaft der Verlage keine Chance haben. Den Namen „Kontrast Verlag“ hat sie bei der Gründung 2001 bewusst ausgewählt, da sie sich nicht auf eine bestimmte Ausrichtung festlegen wollte. Mittlerweile umfasst das Verlagsprogramm mehr als 150 gedruckte Artikel, die auch als E-Book erschienen sind sowie eine Reihe von Hörbüchern und CDs.

Insbesondere auch regionale Autoren haben im Kontrast Verlag gute Chancen, ihr Buch zu vermarkten. So kann die Krimiautorin Anja Balschun aus Koblenz ihren neuen Krimi im Kontrast Verlag noch in diesem Jahr veröffentlichen. Geplant ist außerdem eine neue Reihe, deren Titel noch nicht ganz feststeht, in der es um Erinnerungen alter Menschen geht. Im Rahmen des Schreibwettbewerbes „Durchschrift“, in dem junge Menschen ihr literarisches Können unter Beweis stellen, wird die durch das Kultusministerium herausgegebene Anthologie voraussichtlich im September im Kontrast Verlag erscheinen.

Die engagierte Verlegerin hat eine Menge zu tun und gerade in Corona-Zeiten auch viele Manuskripte zu lesen. „Die Menschen haben mehr Zeit“, meint sie, „da kommen schon einige auf die Idee, auch mal ein Buch zu schreiben“. Mit der Auswahl der Bücher, die sie veröffentlicht, geht sie immer ein Risiko ein. Da ist dann auch mal ein Buch dabei, das floppt.

Den Verlag managt sie im Wesentlichen allein. Beim Lektorat und bei der Grafik greift sie gern auf freie Mitarbeiter zurück, um den vielfältigen Herausforderungen bei der Entstehung ganz unterschiedlicher Bücher gerecht zu werden. Eigentlich ist sie studierte Mathematikerin und kam durch ihren Mann, den Journalisten und Autor Harry P. Jost, vielen bekannt unter dem Autorennamen Heinz-Peter Baecker, in die Verlagswelt. Aber sie hat hier ein gutes Betätigungsfeld gefunden und die Fähigkeit einer Mathematikerin, etwa das analytische Denken, helfen ihr dabei. Außerdem hat man in einem Verlag auch viel mit technischen Dingen zu tun.

Ihr ist es wichtig, den Stellenwert des Buches auch in Zukunft zu erhalten, und dafür setzt sich die 61-Jährige mit Herzblut ein. Sie gehört dem Vorstand des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland im Börsenverein des Deutschen Buchhandels an. Aktuell bereitet sie sich auf die Buchmesse in Frankfurt vor und hofft natürlich, dass diese im Herbst stattfinden darf. Dagmar Stadfeld

Top-News aus der Region