Ehrenamtliche ziehen erneut um
Kleiderkammer der Pfarrcaritas Simmern hat neue Räume
In einer kleinen Feierstunde segnete Pfarrer Lutz Schultz die neu bezogenen Räume der Kleiderkammer der Pfarrcaritas in Simmern.
Charlotte Krämer-Schick

Kleidung, Geschirr oder Schuhe, wer gutes Gebrauchtes gegen einen kleinen Obolus kaufen möchte, ist in der Kleiderkammer der Pfarrcaritas richtig. Zum dritten Mal mussten die Ehrenamtlichen einen Umzug stemmen, nun wurden die neuen Räume eröffnet.

Mehrere Hundert Male mussten die Ehrenamtlichen mit teils schweren Kisten, Regalen oder Kleiderhaken bepackt die Stufen ins erste Stockwerk erklimmen. Und das war bereits der dritte Umzug, den das Team rund um Senta Schneider stemmen musste. Nun hat die Kleiderkammer der Pfarrcaritas Simmern ihre neuen Räume eingerichtet und freut sich über viele Kunden. Bei einer kleinen Feierstunde segnete Pfarrer Lutz Schultz die Einrichtung, die über einen Eingang in der Kirchgasse erreichbar ist.

Abrissnachricht sorgte für Schockstarre

„Ziemlich genau vor zwei Jahren war die Segnung der Kleiderkammer in der Bahnhofstraße“, erinnerte Senta Schneider an die Vorgängereinrichtung. Als dann im Sommer 2024 bekannt wurde, dass die Gebäude dort abgerissen werden sollen, seien sie und ihr Team erst einmal in Schockstarre gefallen. Nach einiger Zeit aber stand für alle fest: „Wir packen es an.“ Als passende Räume gefunden waren – die Stadt Simmern stellt diese kostenfrei zur Verfügung –, packten vor allem Alfons Bongard, Helmut Wiesel und Gernot Auler an. „Sie haben eifrig zugepackt und auch gestrichen“, berichtete Schneider. Auch als es galt, Regale auf- und abzubauen, seien die Herren immer zur Stelle gewesen. Genau wie das Ehepaar Jutta und Berthold Henrich ist Schneider dankbar. Und das Ergebnis könne sich sehen lassen, ist sie stolz.

Betritt man das Treppenhaus zur Kleiderkammer, stehen dort Kisten mit Sachen zum kostenfreien Mitnehmen. Im ersten Stock lässt sich dann gleich in einem großen Angebot an Handtaschen, Gürteln und Schuhen stöbern. Auch Mützen und Hüte gibt es dort. Der Hauptraum ist hübsch eingerichtet mit Kleiderstangen und Rondellen, hier gibt es vom schicken Anzug über die Bluse bis hin zum Abendkleid alles, was das Herz begehrt. Probiert werden kann all das in einer kleinen Nische, die zur Umkleide umfunktioniert wurde. Im Nebenraum gibt es alles für die kleineren Besucher, derzeit lässt sich da auch das ein oder andere Fastnachtskostüm finden. Noch ein Zimmer weiter findet sich alles, um eine Küche einzurichten: vom Geschirr über Gläser und Besteck bis hin zum Kochlöffel.

Mit der Kehrmaschine unterwegs

Um die passende Einrichtung für die neuen Räume zu finden, nutzte Schneider auch mal ungewöhnliche Wege. Auf der Suche nach kleineren Tischen zum Zusammenlegen der Kleidung etwa fuhr sie kurzerhand mit dem Kehrauto durch die Stadt. Der Fahrer wusste, dass vor einem Haus solche Tische für den Sperrmüll standen und kutschierte Schneider samt Tische zur Kleiderkammer. Überhaupt seien die Fahrer der Kehrmaschine sehr hilfsbereit. „Wir haben ja hier keine Mülltonne. Den Müll können wir aber vor der Garage deponieren und die Kehrmaschine holt ihn dann ab“, berichtete Schneider voller Dankbarkeit. Gerade während des Umzugs sei da ganz schön viel angefallen.

Ein hübsch dekoriertes Schaufenster macht in der Fußgängerzone auf die Kleiderkammer aufmerksam. Die Ehrenamtlichen hoffen, dass das noch mehr Kunden lockt.
Charlotte Krämer-Schick

Zwar habe sich das Angebot nicht geändert, eine Neuerung aber gebe es schon, berichtete Schneider: Ein Schaufenster in der Fußgängerzone gehört zu den Räumen. „Das zu dekorieren, gleicht einem kleinen Abenteuer“, lachte Schneider, denn es sei gar nicht so leicht, dort hineinzukommen. Dekoriert ist es mit einer Puppe, die schick angezogen ist, mit Schuhen, Büchern und Porzellan. Zudem schmücken historische Aufnahmen von Simmern das Räumchen. „Die hat uns Kristina Müller-Bongard aus dem Archiv des Hunsrück-Museums rausgesucht“, berichtete Schneider. Eines zeige sogar das Kleiderkammergebäude und das ehemalige Café Böhncke, zeigte sie sich erfreut. 

Abschließend bat sie Pfarrer Lutz Schultz, die Kleiderkammer einzusegnen. „Damit hier allzeit Segen und Eintracht wohnen“, sagte Schneider. „Und Segen für die, die zu uns kommen“, ergänzte sie. Dass die Kleiderkammer gleichermaßen Segen sei für diejenigen, die sie nutzten, unterstrich Schultz. Er dankte den derzeit 15 ehrenamtlich Tätigen und insbesondere Senta Schneider für ihr Engagement: „Du bist der Motor, Du bis das Herz“, machte er deutlich.

Zweimal wöchentlich geöffnet

Die Kleiderkammer der Pfarrcaritas St. Lydia Simmern-Rheinböllen hat ihren Eingang in der Kirchgasse Simmern. Sie ist mittwochs von 16 bis 18 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Die Einrichtung in Simmern wurde 1972 durch den damaligen Diakon Josef Tholl ins Leben gerufen. Zunächst befand sie sich im Haus Peter in der Kirchberger Straße, 1994 ging es in die Bahnhofstraße, und 1995 fand sie einen neuen Raum „Vor dem Tor“. Dort blieb sie 21 Jahre lang, bis der Caritasverband den Mietvertrag kündigte. Daraufhin ging es erneut in die Bahnhofstraße, wenn auch an anderer Stelle. Seit 1. Februar 2025 befindet sie sich in der Kirchgasse.

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