Bacharacher Einrichtung darf dank einer kurzfristigen Lösung sofort wieder öffnen - Erleichterung bei den Eltern
Kita in Bacharach: Feuerwehr hält Brandwache
Von kurz vor sieben bis 16 Uhr sind Steffen Hanf (links) und Oliver Heidrich von der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort und sorgen für die Sicherheit der Kinder. Foto: Werner Wegendt
Werner Wegendt

Die Bacharacher Einrichtung darf dank einer kurzfristigen Lösung sofort wieder öffnen – die Eltern sind erleichtert.

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Von kurz vor sieben bis 16 Uhr sind Steffen Hanf (links) und Oliver Heidrich von der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort und sorgen für die Sicherheit der Kinder. Foto: Werner Wegendt
Werner Wegendt

Die Erleichterung war groß, als am Montag während der Verhandlungen zwischen den Verantwortlichen der Stadt Bacharach und der Kreisverwaltung Mainz-Bingen eine Einigung bei der Frage um das weitere Vorgehen im städtischen Kindergarten Bacharach erzielt werden konnte. Bereits Dienstag konnten die Kinder wieder zurück in die Einrichtung – ein Kompromiss macht's möglich.

Nachdem die Kreisverwaltung am vergangenen Freitag eine sofortige Nutzungsuntersagung wegen Brandschutzmängeln ausgesprochen hatte, war die Kita zunächst am Montag geschlossen geblieben (wir berichteten).

Während Stadtbürgermeister Philipp Rahn nach einer Begehung mit Brandschutzexperten, Vertretern der Stadt Bacharach, der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe, der Kita sowie einem externen Gutachter noch optimistisch war, dass eine Schließung abgewendet werden könne, sah man das bei der Kreisverwaltung anders: Es „wurde schließlich festgestellt, dass die bereits im November festgestellten Brandschutzmängel weiterhin fortbestehen. In einer internen Besprechung der Abteilungen Sicherheit und Ordnung, untere Bauaufsicht und Jugendamt wurde von den Beteiligten einstimmig festgestellt, dass die Sicherheit der Kinder zunächst nur durch eine sofortige Schließung der oberen Stockwerke gewährleistet werden kann“, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung.

Verschärfte Vorgaben

Aus Sicht der Experten seien die Vorgaben, die zwischenzeitlich auch vonseiten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) verschärft worden seien, nicht mehr erfüllt gewesen. „Zudem sind die Vorgaben hinsichtlich Umfang und Qualität der Betreuung der Kinder deutlich anspruchsvoller als zur Zeit der Genehmigung. Die Ganztagskita samt Mittagsverpflegung ist ebenfalls mitverantwortlich dafür, dass sich die Situation in der Kita mittlerweile deutlich verändert hat im Vergleich zu der Zeit, aus der die Genehmigung stammt“, so die Kreisverwaltung.

Dann aber hatten alle Seiten den vergangenen Montag genutzt, um eine Lösung zu finden: Die Eltern hatten vor dem Kreisverwaltungsgebäude in Ingelheim demonstriert und ihren Forderungen nach einer direkten Wiederöffnung des Kindergartens lautstark Ausdruck verliehen. Parallel hat es einen runden Tisch gegeben. Es nahmen die Kreisverwaltung mit den Bereichen Brandschutz und Jugendamt teil, die Stadt Bacharach, die Kita-Leitung, die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe, der Elternausschuss der Kita und das Landesjugendamt. Man habe konstruktive Vorschläge erarbeitet, damit die insgesamt 65 Kinder schnellstmöglich zurück in ihre Einrichtung können. Schon unmittelbar nach den Gesprächen war Rahn „verhalten optimistisch“, dass man sich einig werden könnte.

Für Sicherheit sorgen

Die Lösung: zwei Fluchttürme an der Außenseite des Gebäudes. Dabei handelt es sich um Gerüste, die ähnlich wie Treppenhäuser konzipiert sind. Diese sollen an der Hofseite aufgestellt werden und im Brandfall als Fluchtweg für die Kinder in den oberen Stockwerken dienen. Weil Aufbau und vor allem Abnahme durch die Unfallkasse sich noch mehrere Tage vielleicht sogar Wochen hinziehen könnten, haben die Verantwortlichen auch eine kurzfristige Lösung gefunden: eine Brandwache durch die Feuerwehr. Diese soll während der Öffnungszeiten des Kindergartens an Ort und Stelle sein und damit für die Sicherheit von Kindern und Erziehern sorgen. In jedem Stockwerk hält sich derzeit ein Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr auf. Darüber hinaus sollen aus den Fluren und damit den potenziellen Fluchtwegen leicht brennbare Gegenstände entfernt werden.

Dass es sich dabei nur um eine vorübergehende Lösung handeln kann, ist allen Beteiligten bewusst. Mittelfristig müssen in dem mehr als 150 Jahre alten Backsteingebäude bauliche Veränderungen vorgenommen werden. Aktuell ist im ersten Stockwerk die Flucht im Falle eines Brandes nur über das Treppenhaus möglich. Im zweiten Obergeschoss gibt es allerdings einen Übergang zum sich direkt anschließenden Nebengebäude, sodass dieser Ausgang und das Treppenhaus im Nachbargebäude als Fluchtweg genutzt werden kann.

Einbau von Brandschutztüren

Während der Begehung wurden bereits Möglichkeiten aufgezeigt, die für die Stadt Bacharach in der Umsetzung deutlich einfacher und vor allem kostengünstiger zu realisieren wären, als der anfängliche Vorschlag, wonach die Flucht über eine an der Fassade angebrachte Konstruktion erfolgen soll. Das Versetzen von Türen und das Einbauen sogenannter Brandschutztüren soll dafür sorgen, dass der Kindergarten auch im Falle eines Brandes langfristig sicher ist.

„Da es sich hierbei um größere Umbauten handelt, kann dies erst in den Sommerferien erledigt werden, um die Belastung im laufenden Betrieb zu begrenzen. Eine interne Brandwarnanlage soll für weitere Sicherheit sorgen“, schreibt die Kreisverwaltung hierzu.

Erleichterung bei den Eltern

Die Erleichterung bei den Eltern war groß, als die positive Nachricht am Montag die Runde machte. „Wir sind einfach nur froh, dass eine Lösung, vor allem im Sinne der Kinder, gefunden wurde“, sagt der Wiebelsheimer André Metzenroth, der Mitglied des Elternbeirats ist. Auch die Kitaleiterin Beate Harlos ist dankbar, dass im direkten Dialog Lösungen erarbeitet werden konnten. „Das war wirklich ein sehr konstruktives Gespräch“, sagt sie über den runden Tisch. Der Vorschlag für eine Brandwache, im Fachjargon Brandsicherheitsdienst, kam übrigens von einem Elternteil. Hier habe sich auch die Wehrleitung sehr hilfsbereit gezeigt, so Harlos.

Auch in einer Kindertagesstätte in Trechtingshausen waren während einer Gefahrenverhütungsschau Mängel hinsichtlich des Brandschutzes festgestellt worden, „die kurzfristig schon durch die Errichtung von provisorischen Außentreppen sowie interner Umorganisation, wie zum Beispiel Verlegung des Schlafbereiches und mittelfristig durch Errichtung eines weiteren Notausganges für zwei Räume beseitigt werden konnten“, so die Kreisverwaltung.

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