Bürokratisch gesprochen: Der Kreis kann den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für die Kleinen ab dem ersten Lebensjahr erfüllen, wie aus dem jetzt vom Jugendhilfeausschuss beschlossenen Kindertagesstättenbedarfsplan hervorgeht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Situation der Betreuung in den Kindergärten.
Wie viele Kindergärten gibt es kreisweit überhaupt, und wer sind die Träger?
Es gibt 60 Kindergärten. 36 von ihnen, also exakt 60 Prozent, sind in kommunaler Hand. 16 Kitas (26,7 Prozent) haben einen katholischen Träger, 6 (10 Prozent) sind in evangelischer Trägerschaft und 2 (3,3 Prozent) werden von Vereinen getragen.
Wie ist es um die Akzeptanz unserer Kitas bestellt?
Sehr gut. Kita-Plätze sind begehrter denn je. Das lässt sich am hohen Grad der Auslastung ablesen: Er liegt im Schnitt bei 97 Prozent. 20 Kindergärten, also ein Drittel, sind sogar zu 100 Prozent ausgelastet.
Finden alle Kinder, die in die Kita wollen, auch einen Platz?
Ja, das kann man so sagen, auch wenn es mancherorts recht eng ist, und hier und da Wartezeiten in Kauf genommen werden. Im Einzelnen sieht das so aus: In den 60 Kindergärten stehen bis zum Ende des Kindergartenjahres 2018/2019 insgesamt 4241 Kindergartenplätze zur Verfügung, das sind 87 Plätze mehr als im laufenden Jahr. Allerdings ist noch nicht mal jeder zweite Platz ein Ganztagsplatz. In den 60 Einrichtungen stehen 2038 Ganztagsplätze zur Verfügung, das sind 48 Prozent aller Kita-Plätze. Für die Drei- bis Sechsjährigen sind 3098 Plätze vorhanden, für Kinder unter drei Jahren 1078 und für Schulkinder 55. Dazu gibt es noch zehn integrative Plätze. Rein statistisch gesehen gibt es in der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen einen leichten Überhang an Plätzen: Den 3098 Plätzen in dieser Altersgruppe stehen 2996 Kinder gegenüber.
Wieviele Kinder unter drei Jahren gehen in die Kita?
Das lässt sich nicht genau sagen. Lediglich über die Zweijährigen gibt es verlässliche Zahlen, weil das Land für jeden Zweijährigen, der in die Kita geht, einen Betreuungsbonus von 1000 Euro zahlt, vorausgesetzt, in der jeweiligen Verbandsgemeinde – oder in der Stadt Boppard – besuchen mehr als zehn Prozent aller Zweijährigen einen Kindergarten. Diese Quote zu erfüllen, fällt schon längst niemandem mehr schwer. Im Gegenteil: Man kann davon ausgehen, dass fast alle Zweijährigen gegen Ende dieses Lebensjahres in den Kindergarten gehen. Exakte Zahlen liegen lediglich für den Stichtag 31. Dezember vor. Von den 920 Zweijährigen, die es Ende 2017 im Kreis gab, besuchten 626 einen Kindergarten, das sind 68 Prozent. Ende 2016 gingen von 878 Zweijährigen 575 in die Kita, das waren 65,5 Prozent.
Und wie ist es mit den Einjährigen? Die haben doch auch einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz.
Das schon. Aber wieviele Einjährige in den Kindergarten gehen, darüber wird nicht Buch geführt. Die Kreisverwaltung geht bei ihren Planungen davon aus, dass 30 Prozent der Einjährigen eine Kita besuchen. Fest steht, dass der Platzbedarf für die Betreuung der unter Zweijährigen von Jahr zu Jahr ansteigt. Darauf stellen sich die Träger und die Gemeinden ein.
Wie lauten die Prognosen für die Entwicklung der Kindergartenlandschaft?
Da die Kinderzahlen seit einigen Jahren wieder ansteigen, wächst auch der Platzbedarf in den Kitas. Etwa 20 Prozent mehr Kinder registrieren die Einwohnermeldeämter Jahr für Jahr. Das ergibt eine durchschnittliche Steigerung pro Jahrgang zwischen 150 und 200 Kindern. Das könnte theoretisch mehr als 600 zusätzliche Betreuungslätze nach sich ziehen.
Welche Schwierigkeiten kommen auf Kita-Träger und Standort-Gemeinden zu?
Aufgrund der steigenden Kinderzahlen und vor allem auch wegen der Zunahme der Betreuung der unter Dreijährigen haben viele Kindergärten zusätzlichen Platz geschaffen. Viele Kitas konnten durch Umstrukturierungen auf teure Baumaßnahmen verzichten. So wurden wegen der Zunahme der Kleinkindbetreuung vielerorts Regelgruppen in kleine altersgemischte oder geöffnete Gruppen umgewandelt. Aber diese Möglichkeit, Gruppen umzuwandeln, sind allmählich erschöpft. Künftig gehe es häufig nur noch durch bauliche Erweiterung, sagte Jugendamtsleiter Michael Gutenberger.
Wo ist die Situation jetzt schon ziemlich prekär?
Vor allem in den Städten kann es eng werden. In Simmern ist die Platznot so offenkundig, dass die Stadt eine neue Vier-Gruppen-Kita bauen will. Laut Bedarfsplan fehlen jetzt bereits 50 Plätze. In Boppard fehlen 60 Plätze: Mehr als 20 in der Kernstadt, 15 in Weiler, 13 in Bad Salzig und 14 in Buchholz. Auch dort muss neu gebaut werden. Beschlossene Sache ist der Bau einer zusätzlichen Gruppe in Buchholz. Laut Bedarfsplan sind in der Stadt Boppard drei weitere Gruppen erforderlich. In Emmelshausen ist eine Erweiterung des kommunalen Kindergarten beschlossene Sache. Auch in Kastellaun ist eine zusätzliche Gruppe erforderlich, ferner in St. Goar und Oberwesel. In Mörsdorf ist der Bau einer Zwei-Gruppen-Einrichtung für die Betreuung Einjähriger geplant. In Gondershausen und Lingerhahn werden bauliche Erweiterungen ins Auge gefasst.