Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragte in der jüngsten Stadtratssitzung das Aufbringen einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Simmerner Schlosses. In der schriftlichen Begründung blickte Fraktionssprecherin Irene Theiß kurz zurück und erinnerte an ihre vor einem Jahr gestellte Frage, ob im Rahmen der Sanierung des Schlosses und der damit verbundenen neuen Dachdeckung Photovoltaik (PV) auf dem Dach möglich sei.
Seinerzeit war auf den Denkmalschutz verwiesen worden, der dies verhindere. „In der Zwischenzeit – seit dem 15. März 2023 – wurde die Verordnung in Rheinland-Pfalz dahin gehend geändert, dass Solaranlagen auf Kulturdenkmälern zum Regelfall werden sollen“, hieß es in der schriftlichen Antragsbegründung. Als Kriterium würden nur noch das äußere Erscheinungsbild und die Wirkung auf die Umgebung berücksichtigt.
„Trotz der vielen Schmuckgauben konnten wir während des Mai-Marktes vom Riesenrad aus die verbleibende Größe des Daches erahnen“, erläuterte Theiß den Antrag. Dieser bezog sich übrigens auf die westliche, also die vom Schloßplatz nicht einsehbare Seite des Daches sowie den nach Süden in Richtung Kulturamt ausgerichteten Flügel. Die PV-Module seien „städtebaulich nicht störend“, sagte Theiß in der Sitzung und ergänzte: „Wir wollen ja Photovoltaik auf Freiflächen vermeiden und würden daher das Dach nutzen.“
„Sieht nichts aus“
Jörn Wilhelm von der CDU-Fraktion hielt dagegen nichts von dem Vorstoß der Grünen. „Wir haben Gebäude genug, um darüber nachzudenken, ob man darauf Photovoltaik installieren kann, aber nicht beim Schloss.“ Die prägende Bedeutung des Baus müsse erhalten bleiben. „Photovoltaik auf so einem Gebäude sieht nichts aus“, betonte Wilhelm.
Stadtbürgermeister Andreas Nikolay sagte dazu, dass der Stadtrat zwar beschlossen habe, dem Kommunalen Klimapakt beizutreten, aber man müsse bedenken, dass es auf dem Dach insgesamt 64 Gauben gebe. „Wir sollten das Denkmal als Denkmal belassen und nicht belasten“, riet der Stadtbürgermeister und ergänzte, dass das Schloss ohnehin zu 100 Prozent regenerativ beheizt werde.
Nur wenige historische Gebäude
Quasi in „vorauseilendem Gehorsam“ hatte Nikolay den Beschlussvorschlag bereits negativ formuliert: „Der Stadtrat der Stadt Simmern bekräftigt den Beschluss vom 15. März 2023 (Beitritt zum Kommunalen Klimapakt – die Red.) und verstärkt die Bemühungen, Maßnahmen zum Klimaschutz umzusetzen. Das Stadtbild von Simmern weist nur wenige historisch bedeutsame Gebäude auf. Deshalb sollen denkmalgeschützte Gebäude in ihrem ortsbildprägenden Charakter erhalten bleiben, weshalb auf dem Schloss keine Photovoltaikanlagen zugelassen werden.“
Da die Ratsmitglieder an diesem Abend ohnehin zuvor schon stark gefordert waren, was die Formulierung von Beschlussvorschlägen anging, gingen die drei Arme aus der Grünen-Fraktion nicht gleich hoch, als der Bürgermeister zur Abstimmung aufgerufen hatte. Am Ende war das Ergebnis aber eindeutig. Die drei Grünen stimmten als Einzige für, der Rest des Rats gegen PV-Anlagen auf dem Schlossdach.