Kastellaun
Kastellauner Böck zieren den Marktplatz

Kastellaun - In Sandstein gehauen und lebensgroß reckt sich am Rande des Kastellauner Marktplatz zwischen einem neuen Geschäftshaus und dem aufwendig renovierten „Haus Heidrich“ die Skulptur eines kapitalen Ziegenbockes in die Höhe.

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Kastellaun – In Sandstein gehauen und lebensgroß reckt sich am Rande des Kastellauner Marktplatz zwischen einem neuen Geschäftshaus und dem aufwendig renovierten „Haus Heidrich“ die Skulptur eines kapitalen Ziegenbockes in die Höhe.

Auf den ersten Blick sieht die Figur etwas merkwürdig aus, denn sie ist in der Mitte zweigeteilt. Nur Messingstangen halten sie zusammen. Das liegt nicht daran, dass sich die Stadt keinen zweiten Geißbock leisten kann. Die Kosten für den Ersten wurden schon von einem großzügigen Mäzen übernommen. Für das Ponton hätte man sicherlich auch noch Spender gefunden. In einer Stadtratssitzung wurde bereits um weitere Spender geworben.
Nein, die Kastellauner besannen sich einer uralten Geschichte: In sponheimischer und später auch in badischer Zeit war man gezwungen, erhebliche Steuern und Abgaben an die Obrigkeit zu leisten. Neben dem Zehnten, dem Hühnerzins und anderen Steuern waren jährlich als Naturalien zwei Ziegenböcke fällig, die in der Küche der Landesherrn in Winningen abzuliefern waren.

Not macht erfinderisch. Weil sie in einem katastrophalen Dürrejahr keine zweiten Ziegenböcke hatten, ersannen die Kastellauner die List, einen Ziegenbock längst in zwei Stücke zu teilen. Mit Tannenreisig und Grünzeug drapiert, brachten sie dann die beiden Hälften an die Mosel. Es ist nicht bekannt wie die Herrschaft reagierte.
Wegen ihrer Bauernschläue bekamen die Kastellauner den bis heute gültigen Spitznamen „Kastellauner Böck“.
Rolf Claus, Konditormeister und Heimatforscher bewahrt in seinem Fundus diese Geschichte, an die sich Bernd König, Bauherr und Architekt des stadtbildprägenden Komplexes, erinnerte. Geschaffen wurde die Skulptur von Jan Harlimann vom Natursteinhause Braun in Alterkülz. Der Entwurf stammt von Klaus Kaster, einem pensionierten Lehrer und Kunstschaffenden aus Buch. Als Material diente Udelfanger Sandstein.

Bürgermeister Marlon Bröhr enthüllte das Denkmal – verbunden mit der Hoffnung, dass Kastellaun zukünftig solche Notzeiten erspart bleiben mögen. Wie die Ziegenböcke am Rathaus soll der zweigeteilten Geißbock am Marktplatz auch ein Sympathieträger und ein Hingucker für Einheimische und Touristen zugleich sein.⋌Werner Dupuis

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