Heute, 26 Jahre nach der Eröffnung des Zentrums, hat sich das Bild gänzlich gewandelt. Die Einrichtung zählt zu den wohl wichtigsten Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche aus Sohren und den umliegenden Gemeinden. Und sie kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.
„Als Ende der 1990er-Jahre die Amerikaner abzogen und die Aussiedler gekommen sind, war klar: Hier muss etwas passieren“, erinnert sich Hermann Schmitt. Der Leiter der Jugendbegegnungsstätte St. Michael in Boppard arbeitete schon damals eng mit dem dann neu gegründeten JUZ zusammen – insbesondere, weil bei beiden Einrichtungen das Bistum Trier die Trägerschaft innehat. „Die ,Russen‘ wollte damals keiner so wirklich haben, und dann kam auch noch die Zeit, in der in Sohren und Umgebung mehr Drogen umgeschlagen wurden als in Frankfurt am Main“, berichtet Schmitt. Schnell kam da die Idee, ein Jugendzentrum zu eröffnen, in dem die Integration der Aussiedler eine zentrale Rolle spielen sollte. Das war auch der Grund dafür, dass sämtliche Leiter vor Link einen Migrationshintergrund hatten.
Entweder Deutsche oder Aussiedler
„Von den Anfängen 1996 bis 2005 waren entweder Aussiedler oder Deutsche hier“, weiß Andreas Borger. Der 31-Jährige hat selbst einen solchen Migrationshintergrund und engagiert sich seit 17 Jahren im JUZ. Diese Grenzen hätten sich erst mit seiner Generation verwischt. Gerade in den Anfangszeiten habe es für die jungen Menschen überhaupt keine Alternative zum JUZ gegeben. „Aufgrund der Sprachbarriere etwa waren die Vereine wie TuS oder Tischtennis keine Option für die Aussiedler“, erklärt Borger. So sei im JUZ eben immer „Stimmung“ gewesen – und die sorgte damals nicht selten für Polizeieinsätze. „Allerdings muss man auch sagen: Wo viele Jugendliche sind, ist es automatisch lauter, und das stört dann eben die Anwohner“, räumt Leiterin Link ein. Doch es war nicht allein die Lautstärke, die hier und da für Unmut sorgte.
Heute sei das Verhältnis zu den Nachbarn weitaus besser, berichtet die Leiterin – ebenso wie der Ruf des Zentrums insgesamt. Das liege auch daran, dass sich das Konzept des JUZ grundlegend geändert habe. „Früher war die Einrichtung einfach nur ein Offener Treff, heute haben wir viele verschiedene Angebote“, sagt Link. Diese reichen von Sportangeboten über Werken, Hilfe bei Hausaufgaben oder Bewerbungen, Ferienbetreuung und Ausflügen bis hin zu gemeinsamen Projekten mit Schulen, anderen Jugendeinrichtungen oder dem Jugend- oder Landessportbund.
„Wichtig dabei ist, dass die Teilnahme für die Kinder und Jugendlichen nicht verpflichtend ist“, sagt Link. Denn diese sollten die jungen Menschen ansprechen und anlocken und möglichst niedrigschwellig sein, erklärt sie. Integrative Aspekte hätten diese Angebote natürlich nach wie vor. „Beim Sport zum Beispiel spielen Kasachen, Bulgaren und Ukrainer in einem Team“, sagt Borger, der sich insbesondere in diesem Bereich einbringt. Und mittlerweile seien die Sportmannschaften gut vernetzt und genießen einen durchaus guten Ruf, versichert er.
Keine Konkurrenz zu Vereinen
Als Konkurrenz zu Vereinen sehen die Verantwortlichen all diese Angebote allerdings nicht. „Während Vereine eher leistungsorientiert sind, eine regelmäßige Teilnahme erfordern und auch eine Gebühr haben, sind unsere Angebote auf Beziehungsarbeit aufgebaut“, erklärt Link. So gebe es auch mal Tage, an denen mehr geredet als gesportelt werde, ergänzt Borger. Ein wichtiger Baustein des Konzepts sei zudem die personelle Ausstattung. „Wir haben zweieinhalb Planstellen, die wir auf mehrere Teilzeitstellen aufgeteilt haben“, sagt die Einrichtungsleiterin. Erhard Schmidt etwa kümmere sich in dieser Zeit um die Werkgruppe, Christine Evers hingegen sei eher medial unterwegs. „Jeder bringt seins ein, und so können wir eine große Bandbreite an Angeboten machen“, sagt Link. Allein der bürokratische Aufwand und damit die Zeit im Büro sei in den vergangenen drei Jahren immer mehr geworden. „Diese Zeit fehlt dann natürlich bei den Jugendlichen“, bedauert sie.
Wie die Entwicklung wohl ohne das JUZ gewesen wäre und wie sich Sohren entwickelt hätte? Auf diese Fragen können die Verantwortlichen keine Antwort geben. „Aber hier geht es immer weiter in die richtige Richtung“, ist Borger sicher. Und Schmitt ergänzt: „Die Idee JUZ ist geglückt. In seiner 26-jährigen Geschichte haben viele Leute wichtige Impulse bekommen.“