Haus in St. Goar öffnet zum 1. Juli - Bereits 2000 Übernachtungen gebucht - Sanierung wird mehr als 1 Million Euro teurer als geplant
Jugendherberge in St. Goar: Arbeiten kommen gut voran – Eröffnung am 1. Juli 2020
Die Arbeiten an der Jugendherberge in St. Goar kommen gut voran.
Denise Bergfeld

St. Goar. Es sieht nach Arbeit aus auf der Jugendherbergsbaustelle in St. Goar. Seit mehr als einem Jahr wird das alte Gebäude nun schon von Grund auf saniert. Viel ist noch zu tun bis zur Eröffnung am 1. Juli 2020, viel hat sich schon bewegt in der Zeit seit dem Spatenstich im August 2018.

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Vor dem Gebäude warten der Vorstandsvorsitzende der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Jacob Geditz, und der federführende Architekt Matthias Dimmer bereits auf den Besuch unserer Zeitung, um zu zeigen, wie die Arbeiten voranschreiten.

Die Arbeiten sind im Zeitplan, bestätigt Jacob Geditz. Trotz einiger Überraschungen, die so eine Baustelle gern einmal mit sich bringt. Auch der Statiker hatte in den vergangenen Monaten hier und dort einiges zu tun: Tragende Holzbalken mussten geprüft und teilweise durch neue Stahlträger ersetzt werden. Das Hauptgebäude mit dem rückwärtigen Sommerhaus musste komplett entkernt werden. Auf das Sommerhaus wurde ein zusätzliches Geschoss gesetzt, und nach hinten heraus wurde das Gebäude um einen Flur erweitert, der wie ein Rucksack mit Stahlträgern an den Bestandsbau gehangen wurde, wie der Architekt erläutert.

Die „Rucksacktechnik“ war nötig, weil der Untergrund nicht für einen Anbau geeignet ist. Die Statik wäre sonst nicht in den Griff zu bekommen. Zimmerer sind derzeit mit dem Dach beschäftigt, auch der Aufzugschacht wird gebaut, alle Fenster und Außentüren sollen in den nächsten Tagen eingebaut werden, damit nun möglichst schnell mit dem Innenausbau begonnen werden kann.

Dass die Jugendherberge in St. Goar ab dem kommenden Sommer sehr gut gebucht werden wird, daran hegt der Vorstandsvorsitzende Jacob Geditz keinerlei Zweifel. Bereits jetzt, wo das Gebäude noch im Rohzustand ist, sind schon 2000 Übernachtungen über die Internetseite verbindlich gebucht worden. Mit rund 17.000 Übernachtungen im Jahr kalkuliert der Betreiber künftig. Generell seien die Jugendherbergen am Mittelrhein alle sehr gut aufgestellt. „Oberwesel etwa ist eines unserer Tophäuser“, betont Jacob Geditz.

Von außen wird sich an der Ansicht des Gebäudes, das um 1880 bis 1885 erbaut worden ist, nicht viel ändern. Das Haus steht unter Denkmalschutz, und das Jugendherbergswerk hat die Auflage, alle Änderungen so umzusetzen, dass sie an der Gebäudeansicht vom Rhein nichts wesentlich ändert. So wird dann auch der Aufzug verkleidet und die große Fluchttreppe wird sich im Innenhof befinden.

„Es ist auf jeden Fall herausfordernd, im Bestandsbau diese Änderungen zu vollziehen“, sagt Geditz. Neu zu planen und zu bauen, sei immer einfacher. Nach dem aktuellen Stand wird die Sanierung auch um einiges mehr kosten als geplant. Ursprünglich kalkuliert waren rund 4,4 Millionen Euro, von denen das Land 1,4 Millionen, der Bund 668.000 und Kreis, Verbandsgemeinde und Stadt insgesamt 1,4 Millionen Euro übernimmt. Aktuell, so Geditz, liegen die Kosten für die Baumaßnahme bei rund 5,5 Millionen Euro. „Wir hoffen, dass es dabei bleibt“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Grund für die um mehr als 1 Million Euro gestiegenen Baukosten sei die lange Vorlaufzeit bei den Planungen und die damit einhergegangene allgemeine Preissteigerung im Baugewerbe. Die Förderzuschüsse der öffentlichen Hand sind gedeckelt, für die Mehrkosten wird das Jugendherbergswerk allein aufkommen müssen.

Wenn ab dem 1. Juli kommenden Jahres der Betrieb startet, werden in St. Goar 31 Gästezimmer in einer Größe von je 15 bis 16 Quadratmetern mit insgesamt 115 Betten zur Verfügung stehen. Alle Zimmer sind mit einem eigenen Duschbad ausgestattet, zwei Zimmer sind barrierefrei angelegt. Fünf Seminarräume sind geplant, ein Restaurant/Bistro mit 32 Plätzen, zwei weitere Restaurants mit 58 und 36 Plätzen. Es gibt ein Büfett, eine Kinderspielecke, einen Spieleraum, einen Wandererraum, einen Kleinkinderspielplatz auf der Terrasse zum Haupteingang und einen SB-Automaten.

Damit neigt sich eine lange Zeit dem Ende zu, in der die stark sanierungsbedürftige Jugendherberge geschlossen war. Seit nunmehr sechs Jahren steht das Gebäude leer. „Eine Finanzierung zu bekommen war nicht einfach. Da muss man bei einer solchen Millionenmaßnahme auch schon mal Geduld mit sich bringen“, sagt Jacob Geditz.

An der beengten Zufahrt, die Zufahrtsstraße bietet keinen Platz für Begegnungsverkehr, wird sich indes auch nach der Sanierung nichts ändern.

Zwölf Parkplätze sind auf dem Areal an der Jugendherberge vorgesehen. Die meisten Gäste werden also, wie auch in der Vergangenheit, ausladen, am Rhein parken und über einen kleinen Fußweg zur Herberge hinauflaufen müssen. Das habe aber auch zu früheren Zeiten immer gut funktioniert, betont Geditz im Gespräch mit unserer Zeitung.

Weitere Infos zur geplanten Ausstattung, den künftigen Übernachtungspreisen sowie eine Möglichkeit zur Onlinebuchung gibt es im Internet unter www.diejugend herbergen.de/jugendherbergen/ st.-goar/portrait/

Von unserer Redakteurin Denise Bergfeld

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