Rund 800 Menschen wollten bei der ersten Jobmesse für Zugewanderte, die der Regionalrat Wirtschaft Rhein-Hunsrück (ReWi) im Rahmen der Standortinitiative „Gelobtes Land“ in der Hunsrückhalle in Simmern veranstaltet hat, dabei sein. Mehr als 50 Unternehmen und Einrichtungen aus dem Bereich Migration präsentierten ihre Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten. Zudem boten sie Unterstützung bei der Suche nach einer Tätigkeit im Rhein-Hunsrück-Kreis. „Mit diesem enormen Zustrom an Besuchern hatten wir nicht gerechnet“, sagte eine erfreute Hannah Wagner, die mit dem ReWi-Team die Messe organisiert hatte, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ziel der Messe – so ist es einer Pressemitteilung zu entnehmen – sollte es sein, Zugewanderte bei der Aufnahme einer Tätigkeit oder einer Ausbildung zu unterstützen und Unternehmen eine Möglichkeit zu bieten, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zielgruppe der Messe waren Menschen mit Migrationshintergrund, Geflüchtete und Menschen aus der Ukraine. Kostenlose Dolmetscherinnen standen zur Verfügung, um Sprachbarrieren abzubauen und den Austausch zwischen Unternehmen und potenziellen Mitarbeitern zu erleichtern.

„Es kam einem fast so vor, als hätten die Menschen regelrecht auf solch eine Veranstaltung gewartet“, sagte Guido Brachtendorf, Inhaber des Landgasthofs „Altes Stadttor“ aus Kastellaun, der als Vertreter des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) den Bereich Gastronomie repräsentierte. „Es sind alle so wissbegierig, freundlich und interessiert – es macht richtig Spaß“, sagte er inmitten der Besucher.
Zahlreiche Unternehmen hatten selbst Mitarbeiter dabei, die unterschiedlicher Herkunft sind und verschiedene Sprachen sprechen, um auf die besonderen Bedürfnisse der Zugewanderten einzugehen und zu zeigen, dass sie offen für Vielfalt und andere Kulturen im Unternehmen sind. Drei Stunden lang konnten die Besucher aus einer Vielzahl von Ausstellern wählen und sich über berufliche Perspektiven informieren. Rund 180 Vertreter von im Rhein-Hunsrück-Kreis ansässigen Unternehmen konnten die Interessierten zu beruflichen Perspektiven, aber auch zu Anerkennungsverfahren und -möglichkeiten beraten. Die Vielfalt der Aussteller spiegelte sich in den vertretenen Branchen wider: Industrie und Handwerk, Einzelhandel, soziale Berufe, Pflege und Gastronomie. „Es ist ermutigend zu sehen, dass so viele Unternehmen bereit sind, das Potenzial von Zugewanderten zu erkennen und zu nutzen“, betonte Achim Kistner, Geschäftsführer beim Regionalrat Wirtschaft.

Zur Begrüßung der Aussteller waren der Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, Volker Boch, Simmerns Stadtbürgermeister Andreas Nikolay, die Verbandsgemeindebürgermeister Michael Boos (Simmern-Rheinböllen) und Peter Müller (Kirchberg) und der Vorsitzende des Regionalrats Wirtschaft, Thomas Hähn, gekommen. Als kurzfristige Vertreterin der angekündigten Staatssekretärin Petra Dick-Walther war Almut Rusbüldt als stellvertretende Leitung der Abteilung Mittelstand, Industrie und Innovation im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau dabei.
Nach einem gemeinsamen Rundgang über die Messe unterstrich Landrat Boch die Bedeutung der Messe für die Region: „Die erste Jobmesse für Zugewanderte in unserer Region hat eine überwältigende Resonanz erzeugt. Es ist beeindruckend, wie viele Menschen in die Hunsrückhalle gekommen sind und wie gut der Austausch zwischen den Unternehmen und Institutionen auf der einen und der Interessierten auf der anderen Seite ist. Die Premiere ist ein voller Erfolg und zeigt, wie wichtig dieses Engagement ist“, betonte Boch. „Wir haben einen erheblichen Fachkräftebedarf, und wir freuen uns gleichzeitig über jede einzelne Integration in den Arbeitsmarkt und damit in die Gesellschaft“, fügte er hinzu. Beides seien extrem wichtige Zukunftsthemen.
Auch seitens der Unternehmer war ausschließlich positive Resonanz zu hören. Viele hätten die Messe eigentlich als Testballon gesehen und wollten sich langsam an das Thema herantasten, ist in der Pressemitteilung zu lesen. Dass am Ende ganze Stapel an Bewerbungen auf den Tischen lagen, sei für viele völlig überraschend gewesen – etwa für Annika Bohn, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Rhein-Hunsrück. „Wir haben nicht erwartet, dass hier so viele motivierte Menschen sind. Für uns eröffnet das enorme Möglichkeitsräume, neue Mitarbeiter und vor allem auch Auszubildende zu gewinnen, die sich für den Bereich Pflege und Pädagogik interessieren. Wir sind begeistert“, erklärte sie. Bei einem möglichen nächsten Mal wäre sie definitiv wieder mit dabei.

Auch Nadine Schmidt aus dem Bereich Recruiting und Personalentwicklung der Sander GmbH war begeistert. „Die Messe war hervorragend organisiert“, sagte sie. Besonders positiv sei für sie der direkte Austausch mit potenziellen Bewerbern gewesen. Zwei Interessierte wurden zu einem Schnuppertag eingeladen, zudem konnten erste Bewerbungen entgegengenommen werden.
„Die Jobmesse für Zugewanderte hat nicht nur zur Integration beigetragen, sondern auch das Bewusstsein für die Chancen erhöht, die Zuwanderung für unsere Region mit sich bringt. Wir sind froh, den Unternehmen diese Möglichkeit und Erfahrung geboten zu haben. Und wir sind begeistert, dass so viele Arbeitgeber vertreten waren.“
Achim Kistner, Geschäftsführer beim Regionalrat Wirtschaft
Dass vor allem auch das Engagement der ausstellenden Betriebe zum Erfolg beigetragen hat, formuliert Markus Theis, Geschäftsführer des Jobcenters Rhein-Hunsrück. „Die engagierte Beteiligung der Betriebe und insbesondere die vielen interessierten Besucher haben meine Erwartungen übertroffen. Arbeitgeber und Bewerber haben zusammengefunden. Besser geht es nicht“, erläuterte er. Den Mehrwert für die Unternehmen sieht auch Hans-Jürgen Grabe, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Simmern/Boppard: „Wir sind sehr angetan von der Veranstaltung – nicht nur in Bezug auf die Menge der Besucher, auch das Feedback vieler Arbeitgeber war sehr schön zu hören.“ Roman Sieling, Projektleitung Kausa-Landesstelle RLP, blickt bereits in die Zukunft: „Die Jobmesse war ein voller Erfolg. Wir freuen uns auf eine Wiederholung und weiteres Wachstum!“

Erfreulich ist auch das Fazit der Organisatoren. „Die positive Resonanz aller Teilnehmer zeigt deutlich: Die Jobmesse für Zugewanderte hat nicht nur zur Integration beigetragen, sondern auch das Bewusstsein für die Chancen erhöht, die Zuwanderung für unsere Region mit sich bringt. Wir sind froh, den Unternehmen diese Möglichkeit und Erfahrung geboten zu haben. Und wir sind begeistert, dass so viele Arbeitgeber vertreten waren“, beteuert Achim Kister. Und Hannah Wagner ergänzt: „Die Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig es ist, Brücken zwischen Zugewanderten und regionalen Unternehmen zu bauen. So konnte nicht nur über Ausbildungs- und Jobperspektiven informiert, sondern auch aktiv dazu beigetragen werden, Hürden durch direkte Kontakte abzubauen.“
In den kommenden Jahren werde der Fachkräftemangel die Unternehmen noch gravierender treffen, als er es jetzt schon tut. Darin sind sich Kistner und Wagner einig. Daher sei es wichtig, jedes Potenzial zu nutzen, und da könne Vielfalt und Offenheit ein toller Standortfaktor sein. Auch wenn die Organisation viel Zeit und Ressourcen gekostet habe, werde man sich wohl kaum davor verwehren können, die Messe im kommenden Jahr erneut stattfinden zu lassen.
Partner des Regionalrats Wirtschaft bei der Jobmesse
Partner des Regionalrats Wirtschaft waren im Rahmen der Jobmesse für Zugewanderte folgende Einrichtungen: Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz, Handwerkskammer (HwK) Koblenz sowie deren Kausa-Landesstelle, Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück, Jobcenter Rhein-Hunsrück, Agentur für Arbeit Bad Kreuznach und Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück.