Oberwesel
Jan Zimmer wird neuer Stadtbürgermeister in Oberwesel: Freude bei Familie und Mitstreitern ist groß

Die Freude ist groß im Hause Zimmer über den Wahlsieg des Familienoberhauptes: Mit Jan Zimmer freuen sich Ehefrau Heike und die Söhne Mika (von links) und Moritz.

Philipp Lauer

Jan Zimmer wird neuer Stadtbürgermeister in Oberwesel. Der CDU-Landesgeschäftsführer hat die  Stichwahl am Sonntag, 23. Juni, gegen Christian Büning (Team Oberwesel aus Grünen und SPD) deutlich mit 67 Prozent der Stimmen gewonnen. Am Abend überwog die Freude bei der CDU, nachdem der Wahlkampf zuletzt zunehmend spannend wurde.

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Nachdem im Rathaussaal in Oberwesel die Ergebnisse der Wahllokale vorlagen, gratulierte der unterlegene Christian Büning als erster dem künftigen Stadtbürgermeister Jan Zimmer zu seinem Wahlsieg. 67 Prozent der Wähler stimmten für den CDU-Kandidaten. Christian Büning (Bündnis 90/ Die Grünen), der für das Team Oberwesel aus Grünen und SPD antrat, erreichte entsprechend 33 Prozent. Die Prozentwerte entsprechen 861 Stimmen für Zimmer und 425 für Büning.

Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen lagen lediglich 109 Stimmmen zwischen den beiden. Während Zimmer sein Ergebnis von zunächst 702 Stimmen deutlich verbessern konnte, musste Büning sogar Verluste hinnehmen. Vor 14 Tagen stimmten noch 593 Wähler für ihn. Vieles spricht dafür, dass einige Wähler, die am 9. Juni für den parteiunabhängig angetretenen CDU-Mann Erik Zeuner stimmten, nun zu Zimmer umschwenkten, und die deutlich geringere Wahlbeteiligung gegen Team Oberwesel spielte. Lag diese im ersten Wahlgang noch bei 73,7 Prozent, so beteiligten sich am Sonntag noch 57,3 Prozent der Wahlberechtigten.

Der künftige Stadbürgermeister in Oberwesel heißt Jan Zimmer (links, CDU). Die Glückwünsche seines Mitbewerbers Christian Bünung (Team Oberwesel) nahm er am Wahlabend im Rathaussaal entgegen.
Philipp Lauer

Zimmer war zunächst etwas „erschlagen“ von dem Wahltag, wie er es im Gespräch mit unserer Zeitung beschreibt. „Puh, was für ein Tag. Ich habe schon viele Wahlen mitgemacht, bin aber noch nie selbst bei einer Direktwahl angetreten“, sagte Zimmer. „Stichwahlen haben ihre eigenen Regeln, deshalb sind 67 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 57 Prozent sehr deutlich“, sagt Zimmer.

Als Landesgeschäftsführer der CDU in Rheinland-Pfalz zählt Zimmer zu den Politprofis. Künftig kommt das Amt des ehrenamtlichen Stadtbürgermeisters in Oberwesel hinzu. „Ich habe ganz klar Respekt vor dieser Aufgabe, gebe ich offen zu. Es liegt einiges vor uns, alleine die Umgestaltung des Rheinufers ist schon eine Nummer für sich“, sagt Zimmer, der voraussichtlich am 12. August in der konstituierenden Sitzung des Stadtrates ins Amt eingeführt wird.

Den weitaus größten Anteil der Wahlzettel hatten die Wahlhelfer im Rathaussaal in Oberwesel auszuzählen. 955 der 1286 gültigen Stimmen wurden per Briefwahl abgegeben.
Philipp Lauer

Nach den emotionalen Glückwünschen seiner Ehefrau Heike und den Söhnen Mika und Moritz, sowie seinem aus Bendorf angereisten Bruder, folgten einige Gratulanten aus den Reihen der Oberweseler CDU. Darunter etwa der scheidende Stadtbürgermeister Marius Stiehl, der zugleich auch die digital bei ihm eingetroffenen Glückwünsche von Verbandsgemeindebürgermeister Peter Unkel weitergab. Auch Zimmers Handy piepte ab einem bestimmten Zeitpunkt in einer Tour, um zu signalisieren, dass Glückwünsche per Nachricht eintrudelten. Ab und an klingelte es auch zu Anrufen von Vertretern der CDU-Landtagsfraktion oder des designierten Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Harald Rosenbaum.

Persönlich gratulierte der Stadtverbandsvorsitzende Noel D'Avis als einer der ersten, Zimmer dankte ihm ausdrücklich für seine Unterstützung im Wahlkampf. „Das hat Spaß gemacht“, gab D'Avis zurück. „Ich glaube, es hat sich ausgezahlt, dass wir unserem Kurs treugeblieben sind. Wir sind sachlich, faktenbasiert geblieben und haben uns nicht von Emotionen treiben lassen“, ordnet D'Avis das Wahlergebnis ein. „Wir haben gezeigt, was wir wollen und was wir können. Das Ergebnis ist ein deutliches Signal, dass die Wähler mit unserer Arbeit im Stadtrat der letzten fünf Jahre zufrieden sind, in denen Jan Zimmer als Fraktionsvorsitzender an vorderster Front mit Marius Stiehl stand“, sagt D'Avis.

Christian Büning blickt nachdenklich aus dem Fenster des Rathaussaals über den Marktplatz in Oberwesel. Nach ersten Zwischenständen ist abzusehen, dass es nicht nach einem Wahlsieg für ihn aussieht.
Philipp Lauer

Christian Büning verfolgte die Auszählung der 955 Briefwahlzettel, die den größten Anteil der Stimmen ausmachten, im Rathaussaal. Schnell zeichnete sich ab, dass es für ihn zu einem Wahlsieg nicht reichen würde. In der Kernstadt holte er zwar mit 56,5 Prozent die Mehrheit der Stimmen, dort waren aber lediglich 200 gültige Sitmmen zu verzeichnen.

In den Ortsteilen hatte Zimmer die Nase vorn, in Engehöll knapp mit 52,4 Prozent, in Dellhofen 59,1 deutlicher, in Langscheid eindeutig mit 81,8 Prozent. Auch die Auszählung der Briefwahlstimmen sprach eine deutliche Sprache, daran änderte auch nichts, dass der Wahlvorstand mit Wahlleiter Marius Stiehl zunächst noch ein paar Unklarheiten beseitigen und nochmal nachzählen musste: 72 Prozent der Briefwähler machten ihr Kreuz beim CDU-Kandidaten.

Wahlleiter Marius Stiehl klärte mit den Wahlhelfern im Rathaussaal eine kleine Unklarheit bei der Auszählung der Briefwahlstimmen auf.
Philipp Lauer

Entsprechend betrübt und nachdenklich schaute Büning zwischendurch aus dem Rathausfenster über den Marktplatz. Er sei nach den vergangenen Tagen zwar nicht mit einer ganz anderen Erwartungshaltung in den Wahlabend gegangen, auf ein knapperes Ergebnis hätte er aber schon gehofft. „Es ist erstaunlich, dass es selbst in kleinen Orten so viele Blasen gibt, die man anscheinend nicht erreichen kann, die aber auch die eigene Wahrnehmung verändern. Man bekommt viele positive Rückmeldungen, aber wie so eine Wahl ausgeht, kann man damit nicht vorhersehen“, sagt Büning.

„Wir haben im Wahlkampf versucht, die Parteifarben nach hinten zu stellen, aber es gibt eben den Bundestrend“, sagt Büning. Und der sieht weder für die Grünen noch für die SPD, aus denen sich Team Oberwesel zusammensetzt, gut aus. „Es ist uns trotzdem gelungen, gut zu mobilisieren, aber eben nicht genug. Oberwesel kann jetzt wieder zur Ruhe kommen. Das ist sicher für alle angenehm“, sagt Büning.

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