Geschäfte in Ortszentren von Sargenroth und Gödenroth sind zu Anlaufstellen für alle Generationen geworden
Institutionen in Gödenroth und Sargenroth: Dorfläden sind mehr als Lebensmittelmärkte
Dort werden auch regelmäßig Feste veranstaltet. Den Dorfladen an der Hauptstraße von Gödenroth gibt es seit mittlerweile elf Jahren.
Dagmar Stadtfeld

Die Dorfläden im Rhein-Hunsrück-Kreis sind für die Bevölkerung im ländlichen Raum zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. Hier lässt es sich nicht nur wohnortnah einkaufen, sondern ganz nebenbei soziale Kontakte pflegen. Neben einigen Angestellten sind es vor allem Ehrenamtliche, die die Läden am Laufen halten, sich hinter der Theke und im organisatorischen Bereich engagieren.

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Sargenroths Ortsbürgermeister Gerd Martin und Hedi Hornberger, Geschäftsleitung des Dorfladens haben im Ortskern eine Anlaufstelle für alle geschaffen.
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In Sargenroth wurde 1991 im Rahmen eines vom Bund initiierten Modellprojektes ein Dorfladen ins Leben gerufen. Der Dorfladen gilt als die erste Einrichtung dieser Art im Kreis und ebnete den Weg für weitere Projekte dieser Art.

Schon im März des darauffolgenden Jahres wurde in Sargenroth der erste Nachbarschaftsladen in Rheinland-Pfalz geöffnet. Wie Bürgermeister Gerd Martin betont, ist der Laden mittlerweile nicht mehr aus dem Dorfleben wegzudenken: „Unter dem Aspekt des demografischen Wandels ist unsere Einrichtung ein Standortvorteil und ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Gemeinde.

Die Möglichkeit, die Grundversorgung an Lebensmitteln im Ort zu erhalten, bietet insbesondere älteren Mitbürgern eine Beruhigung, soziale Kontakte und Zufriedenheit.“ Auch Hedi Hornberger, die seit 2004 die Geschäftsleitung innehat, kann bestätigen, dass der Laden gut angenommen wird.

Gemeinsam mit vier Mitarbeiterinnen, die auf Minijobbasis angestellt sind, managt sie den Laden. Wer selbst nicht kommen kann, dem bietet das Ladenteam einen Lieferdienst an, den Ältere oder Kranke gerne in Anspruch nehmen. Viele Ortsansässige sind ehrenamtlich tätig und helfen, wenn beispielsweise Veranstaltungen stattfinden wie der Weihnachtsmarkt, das Kartoffelfest, der Krebbelkaffee an Fastnacht oder wenn ein Trauerkaffee nach einer Beerdigung zu organisieren ist.

Steigende Kosten machen den Dorfläden zu schaffen

Durch Corona musste jedoch vieles abgesagt werden, und damit fiel eine wichtige Einnahmequelle weg. Hedi Hornberger hofft jetzt darauf, dass in Zukunft wieder mehr Veranstaltungen stattfinden können, die Geld in die Kasse bringen. Zwar unterstützt die Gemeinde das Ladenkonzept durch die kostenfreie Bereitstellung der Räume, es müssen also nur die Betriebskosten erwirtschaftet werden. Doch die steigenden Energie- und Personalkosten machen sich bemerkbar. Auch steigende Lebensmittelpreise, die der Dorfladen an die Kunden weitergeben muss, machen die Situation zurzeit nicht einfach.

Dort werden auch regelmäßig Feste veranstaltet. Den Dorfladen an der Hauptstraße von Gödenroth gibt es seit mittlerweile elf Jahren.
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In Gödenroth ist Karin Heinz als Vorsitzende im Verein „Dorf Aktiv-Dorfladen“ für den Dorfladen verantwortlich. „Hier in Gödenroth haben wir vor elf Jahren den Verein mit damals 90 Mitgliedern gegründet“, erzählt sie. „Jedes Mitglied hat 100 Euro eingezahlt, damit wurde der Warenbestand finanziert.“ Nach dem Umzug in die Hauptstraße vor vier Jahren hat man zusätzlich ein kleines Bistro als Ersatz für eine Gaststätte eingerichtet. Dort treffen sich Vereine und andere Gruppen und können sich in Eigenregie versorgen. Es gibt einen Getränkeautomaten, das Geld wird in einer Kasse hinterlegt.

Auch in Gödenroth sind neben einigen Angestellten, die im Ladenverkauf eingesetzt sind, vor allem viele ehrenamtliche Helfer an Bord. Hiltrud Missing ist seit fünf Jahren im Vorstand und hilft, wo es geht. Gerne ist sie im Laden im Einsatz und freut sich insbesondere über den Besuch von jungen Familien mit Kindern. „Der Laden ist eben nicht nur für Ältere attraktiv“, sagt sie. „Auch die Jungen kommen gerne hierher.“

Die Sorge, dass der Ausbau der Umgehungsstraße 2019 für Umsatzeinbußen beim Laden führen könnte, erwies sich als unbegründet. Wie Karin Heinz berichtet, kommen gerade morgens auf dem Weg zur Arbeit weiterhin viele Kunden in den Laden, um sich zu versorgen. Insbesondere das Angebot mit frischen, belegten Brötchen werde gerne genutzt. „Wir haben jeden Morgen ab 6 Uhr geöffnet. Viele Menschen aus dem Umkreis nutzen dieses Angebot und kaufen hier so früh schon Kaffee, Brötchen und die Zeitung.“

Dorfladenteam in Gödenroth ist auf der Suche nach Helfern

Der Verein beliefert unter anderem den Kindergarten und die Grundschule im Ort mit Brötchen. Außerdem können die Bürger einen Cateringservice bei Festlichkeiten in Anspruch nehmen.

Die Einwohner von Gödenroth schätzen ihren Dorfladen sehr und wollen ihn nicht mehr missen, berichten die Verantwortlichen. Allerdings sei es schwierig, weitere Mitglieder zu finden, die sich ehrenamtlich einbringen wollten. Wie Karin Heinz betont, kann der Laden nur durch die Unterstützung der Gemeinde fortgeführt werden, denn auf finanzielle Zuschüsse ist man angewiesen. Im Verein selbst ist die Gemeinde immer mit zwei Mitgliedern aus dem Rat im Vorstand vertreten.

Karin Heinz (links) und Hiltrud Missing gehören zum Helferteam.
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In beiden Dorfläden können sich die Bürger mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln versorgen. Was nicht da ist, kann bestellt werden. Gerne kaufen die Menschen frische Waren ein, dazu gehören Obst und Gemüse. Beide Läden haben eine Kühltheke mit frischem Warenangebot. Großen Wert legen die Mitarbeiter auf regionale Produkte, besonders der Honig aus der Region wird stark nachgefragt. Ein Angebot, das man in beiden Läden findet und beliebt bei den Verbrauchern ist, sind die sogenannten „Beziehungskisten“, eine Geschenkidee der Regionalmarke SooNahe. In einer Kiste können die Kunden ihre Lieblingsprodukte aus der Region zusammenstellen und dann verschenken.

Dorfläden sind aus den Orten nicht mehr wegzudenken

In Sargenroth sind neben den alltäglichen Produkten kleinere Geschenk- und Dekorationsartikel im Sortiment. In Gödenroth werden neben dem Verkauf auch Serviceleistungen angeboten wie die Wäscheannahme für die Reinigung oder der Verkauf von Briefmarken.

Aus dem Leben der Dorfbewohner sind die Läden nicht mehr wegzudenken, machen sie doch eine Grundversorgung im Alltag der Menschen möglich, ohne dass man lange Wege und umständliche Parkplatzsuchen in Kauf nehmen muss. Wie Gerd Martin sagt, gibt es viele Gemeinden, die gerne ein Ladenprojekt initiieren wollen und schon angefragt haben. Gerne sei er dazu bereit, die Erfahrungen weiterzugeben.

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