Auf der Suche nach Schätzen
In Rheinböllen herrscht „Bares für Rares“-Flair
Aaron Gärtner vom Mannheimer Auktionshaus schaut sich die mitgebrachten Gemälde eines älteren Herren genau an, um den eventuellen Wert zu ermitteln
Lara Kempf

Was ist der Goldschmuck von der Großmutter noch wert? Könnte das Gemälde aus dem Erbe eines Verwandten vielleicht kostbare Kunst sein? Bei der Kunstsprechstunde in Rheinböllen kommt Goldgräberstimmung wie in der Fernsehsendung „Bares für Rares“ auf.

Konzentriert schaut sich Aaron Gärtner vom Mannheimer Auktionshaus zwei Gemälde an. Er achtet auf die Motive, die Malart und eine eventuelle Signatur des Künstlers. Dann scannt er mit seinem Handy die Signatur ab, um auf einer Online-Plattform mehr Informationen über das Bild zu erhalten. Nach rund zehn Minuten kommt er zu einem Ergebnis: Die Bilder sind tatsächlich etwas wert. Zwischen 700 und 1500 Euro könnte es dafür geben. Die beiden Damen aus Emmelshausen, die die Gemälde hergebracht haben, freuen sich. Damit hat sich die Fahrt zur Kunstsprechstunde nach Rheinböllen also gelohnt.

Bereits seit zehn Jahren fahren Experten der Auktionshäuser in Mannheim und Miltenberg durch Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg und bieten – angelehnt an die Fernsehsendung „Bares für Rares“ – sogenannte Kunstsprechstunden an. „Wir hatten mal eine größere Veranstaltung in Weinheim. Sie wurde so gut angenommen, dass wir uns überlegt haben, so etwas auch in anderen Städten anzubieten“, sagt Aaron Gärtner vom Mannheimer Auktionshaus. Der Unterschied zur bekannten Fernsehsendung: Es gibt nicht mehrere Händler, denen die Objekte angeboten werden können. Aaron Gärtner und Charles Bamberger, die beiden Experten am Ort, beraten die Kunden. Sie können ihnen dann ein Kaufangebot machen oder empfehlen die Weiterleitung zu einer Auktion. Letztendlich entscheidet der Kunde selbst, was er macht.

Hier ist der Kunstexperte fündig geworden: Diese Bilder nimmt er in eine Auktion mit auf.
Lara Kempf

Zurück in Rheinböllen: Der Flur, der als Wartebereich dient, hat sich bereits gut gefüllt. Zahlreiche Menschen sind mit ihren Antiquitäten gekommen, um sie von den Experten schätzen zu lassen. Während sie darauf warten, aufgerufen zu werden, kommen sie miteinander ins Gespräch, tauschen sich über ihre mitgebrachten Sachen aus. Darunter sind vor allem Gemälde, Schmuck und Münzen.

So geht es auch den beiden Damen aus Emmelshausen, die die mitgebrachten Gemälde durch ein Erbe bekommen haben. „Wir wussten, dass die Bilder Anfang der 2000er-Jahre schon mal geschätzt wurden, damals auf knapp 800 Euro. Deswegen dachten wir, wir probieren es jetzt einfach noch mal“, sagt eine der Frauen. Als Gärtner nach ausgiebiger Schätzung zu dem Schluss kommt, dass er die Gemälde gern in eine Auktion einbringen würde und mit rund 700 bis 1500 Euro pro Bild zu rechnen ist, zeigen sich die Frauen begeistert. Der Experte setzt einen Vertrag auf – allerdings noch ohne festen Preis – und erklärt die weiteren Schritte. „Die Gemälde werden nun nochmals geprüft, und wir melden uns dann bei Ihnen, wie es weitergeht“, betont er. Die beiden Damen sind froh, wie es gelaufen ist. „Was sollen wir auch sonst mit den Bildern machen“, sagen sie über das Ergebnis.

Die mitgebrachten Gegenstände werden nicht nur angeschaut, sondern auch angefasst, um den tatsächlichen Wert schätzen zu können.
Lara Kempf

Doch nicht alle Kunden bekommen an diesem Tag eine positive Rückmeldung zu ihren Raritäten. Ein Ehepaar aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis hat Schmuck dabei. Neben einem Silberarmband ist es besonders eine Kette mit einem glitzernden Anhänger, in die die beiden ihre Hoffnung setzen. „Die Kette gehörte meiner Urgroßmutter. Sie kam aus Indien, und ihre Familie war im Teehandel aktiv. Da könnte ich mir schon vorstellen, dass sie wertvoll ist“, sagt die Frau über den mitgebrachten Schmuck.

Experte Charles Bamberger betrachtet die Kette ganz genau, nimmt sogar eine Lupe mit Licht zur Hilfe. „Ich schaue mir jetzt vor allem die Punze an. Das ist eine kleine eingestempelte Prägung, die mir Auskunft über den Anteil an Edelmetall gibt“, erklärt er. Das Ehepaar wartet gespannt auf die Einschätzung des Experten. Schnell kommt er zu einem ernüchternden Ergebnis: „Diese Kette ist leider nicht echt und für uns als Auktionshaus deswegen nicht interessant.“ Über das Ergebnis zeigt sich das Ehepaar keineswegs aber enttäuscht. „Wir wollten einfach nur mal schauen, was und ob es überhaupt etwas wert ist“, sagt die Frau.

Charles Bamberger vom Auktionshaus Miltenberg schaut sich an, welchen Wert die mitgebrachte Kette eines Ehepaares haben könnte.
Lara Kempf

Am Ende des Tages zeigen sich die Experten für Raritäten zufrieden mit der Kunstsprechstunde in Rheinböllen. „Wir haben Bilder und Schmuck angenommen. Und allein die beiden Gemälde sind für uns schon ein großer Erfolg“, sagt Aaron Gärtner.

Weitere Kunstsprechstunden im März

Das Team des Mannheimer Auktionshauses ist im März noch in zwei weiteren Städten im nördlichen Rheinland-Pfalz unterwegs. Am Samstag, 15. März, bietet es in der Stadthalle in Bad Marienberg (Westerwaldkreis) eine Kunstsprechstunde an und am Samstag, 22. März, ist es von 10 bis 17 Uhr auf Schloss Arenfels in Bad Hönningen (Kreis Neuwied).

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