Gebäude in schlechtem Zustand
In Kitas in Simmern fallen wohl rund 100 Plätze weg
Die kommunale Kita Kunterbunt in Simmern muss ihr Platzangebot wegen des baulichen Zustands reduzieren, wie auch die katholische Kita St. Josef.
Werner Dupuis

Die Betreuungsplätze im Kitabezirk Simmern werden knapper, weil zwei Einrichtungen in der Stadt wegen Sanierungsbedarfs nicht voll ausgelastet werden können. Der Stadtrat will gegensteuern, die Verwaltung soll die Optionen und die Kosten prüfen.

Zur Zeit kann die Stadt Simmern den Bedarf an Kitaplätzen decken. Perspektivisch fallen allerdings rund 100 Plätze weg. Grund dafür ist der bauliche Zustand der katholischen Kindertagesstätte St. Josef in der Michael-Felke-Straße und der städtischen Kita Kunterbunt in der Waldeckstraße. Der Stadtrat Simmern hat sich mit dem aktuellen Stand befasst und beschlossen, die wegfallenden Plätze zu ersetzen.

Dazu soll die Verwaltung prüfen, wie die benötigten Betreuungsplätze in der Stadt durch An- oder Umbauten, Aufstockungen oder Neubau einer Kita geschaffen werden können, zu welchen Kosten und zu welchen Fördermittelbedingungen. Durch die Fraktionen hinweg drückte der Rat zudem den Willen aus, die Trägervielfalt in der Stadt zu erhalten: Es solle auch künftig eine Einrichtung in Trägerschaft der katholischen und der evangelischen Kirche geben.

„Da steht der Stadt ein Ritt bevor“, sagte Stadtbürgermeister Andreas Nikolay, „aber es ist der Weg, den wir gehen müssen.“ Weil man keine zusätzlichen Plätze schaffe, steht keine Landesförderung und somit eine große Belastung für den städtischen Haushalt in Aussicht.

Besonders in zwei Kitas besteht großer Handlungsbedarf

In den Sitzungsunterlagen stellte die Verwaltung die Situation in Sachen Kitaplätze ausführlich dar. Das Gebäude der katholischen Kita ist demnach in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Der seit Längerem bekannte Schimmelbefall habe sich im Keller ausgebreitet, wie man im Herbst des vergangenen Jahres festgestellt habe. Die Kirche bietet der Stadt die Übernahme der Bauträgerschaft an, eine nicht unübliche Vorgehensweise. Die Kirche selbst halte jedoch für einen weiteren Betrieb der Kita einen Neubau für erforderlich, „wünschenswert auf dem Grundstück der katholischen Kirchengemeinde“, wie es weiter heißt.

Die Kirche will die Kita nach einer Begehung mit dem Landesjugendamt mit maximal 74 Plätzen belegen, die Verwaltung geht von einer Kapazität von letztlich maximal 60 Plätzen aus. Die kommunale Kita Kunterbunt wird ihre Belegung langfristig auf maximal 34 Plätze reduzieren müssen. „Lediglich den damals fehlenden Platzkapazitäten im Stadtgebiet ist die aktuelle Betriebserlaubnis von 55 Plätzen zu verdanken. Eine Duldung der aktuellen Situation ist maximal bis 2028 denkbar“, so die Einschätzung der Verwaltung.

Architekten bewerten Sanierung als nicht wirtschaftlich

Das Architekturbüro Dillig hat den Gebäudezustand der katholischen wie auch der städtischen Kita Kunterbunt im Februar in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt. In der Beschlussvorlage heißt es dazu: „Eine Sanierung und zusätzliche Aufwertung der bestehenden Einrichtungen wurden insgesamt als unwirtschaftlich bewertet. Der Stadt Simmern wurde unabhängig von der derzeitigen Trägerschaft und unter Berücksichtigung des tatsächlichen Bedarfs empfohlen, den Neubau einer Kindertagesstätte an einem geeigneten Standort im Stadtgebiet zu prüfen. Nur dies stellt eine mittel- bis langfristig wirtschaftliche Lösung dar.“

Der Kitabezirk Simmern umfasst neben der Stadt die Ortsgemeinden Altweidelbach, Bergenhausen, Keidelheim, Kümbdchen, Mutterschied, Pleizenhausen, Rayerschied und Wahlbach. Der Kita-Bedarfsplan des Kreisjugendamts sieht laut Beschlussvorlage einen statistischen Mittelwert von 99,29 pro Jahr für den Kitabezirk vor. Die durchschnittliche Belegung der Plätze wird mit 4,5 Jahrgängen angegeben. Dieser Wert ergebe sich aus 100 Prozent der Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren, die eine Kita besuchen, und 40 Prozent der Einjährigen.

Verwaltung sieht Vollbelegung gegen Ende des Kalenderjahres kommen

Man könne also eine Auslastung von 447 Plätzen annehmen. Dabei nicht berücksichtigt seien geplante Neubaugebiete, die die Nachfrage erhöhen können. 51 Kinder besuchen Kitas in Simmern, die nicht aus dem Einzugsgebiet kommen.

Mit Blick auf das neue Kitajahr, das im August beginnt, gebe es noch wenige freie Plätze in den konfessionellen Einrichtungen. Mit Ausnahme der naturnahen Kita Räuberbande gehe man von einer Vollbelegung der Kitas spätestens zum Ende des Kalenderjahres aus.

Belegung der Plätze im Kitabezirk Simmern

489 Kinder besuchen aktuell eine Kita im Kitabezirk Simmern, die insgesamt laut der jeweiligen Betriebserlaubnis 530 Plätze vorhalten. Die Kinder verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Einrichtungen, in Klammern die maximale Anzahl der Plätze laut Betriebserlaubnis.

Kommunale Träger:

Kunterbunt 46 (55) Simsalabim 60 (60) Räuberbande 13 (20) Weltentdecker 80 (80)

Konfessionelle Träger: Paul-Schneider-Haus 80 (80) Schmiedelpark 97 (100) Kümbdchen 39 (40) St. Josef 74 (95) red

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