Einkaufen statt kicken, lautet fortan das Motto im St. Goarer Stadtteil Biebernheim. Der Stadtrat St. Goar hat in seiner jüngsten Sitzung bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung „dem geplanten Vorhaben zur Ansiedlung eines Lebensmittel-Discounters auf dem Sportgelände in Biebernheim“ zugestimmt. Für die weitere Planung soll es nun einen Runden Tisch geben, an dem sich unter anderem die Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück, die Untere Landesplanungsbehörde, der Landesbetrieb Mobilität und die Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein beteiligen werden. Zuvor hatte der Ortsbeirat Biebernheim dem Vorhaben einstimmig zugestimmt. Auch der betroffene Verein, der SSV Biebernheim, hatte der Umnutzung des Platzes zugestimmt.
Zunächst Interesse an Wiese oberhalb der Rheinfels geäußert
Geplant ist ein Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von circa 1500 Quadratmetern inklusive eines Backshops oder Cafés mit Sitzplätzen auch im Freien, wie Lena Schymura erklärte. Sie ist technische Projektentwicklerin des Unternehmens Ratisbona, das den Markt realisieren will. Wie Bürgermeister Falko Hönisch im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete, sei das Unternehmen auf der Suche nach einer geeigneten Fläche auf die Stadt zugekommen und habe zunächst Interesse an einer Wiese oberhalb der Burg Rheinfels an der Pfalzfelder Straße (K100) geäußert. Diese sei jedoch unter anderem aufgrund der Nähe zur historischen Burganlage nicht infrage gekommen. Da „die Bedeutung des Fußballs in der letzten Zeit deutlich nachgelassen“ habe, wie es auf der Internetseite des SSV heißt, sei dieser Standort nun in den Fokus gerückt.
Das bestehende Vereinsheim und der Multifunktionsplatz auf den ehemaligen Tennisplätzen am südwestlichen Ende des Sportplatzes sollen im Besitz der Stadt bleiben und dem SSV somit weiter zur Verfügung stehen. „Besucher dieser Einrichtungen dürfen den Parkplatz mitbenutzen“, machte Schymura bei der Vorstellung der Pläne deutlich. Auf dem 80 Stellplätze umfassenden Parkplatz soll es zudem Familienstellplätze, Fahrradstellplätze und Ladeplätze für E-Fahrzeuge geben.

Ratisbona mit Sitz in Regensburg lege besonders großen Wert auf Nachhaltigkeit, wie die Projektleiterin erklärte. Das beginne etwa beim Bau in Holzrahmenbauweise und gehe bis zur naturnahen Gestaltung des Außengeländes. Vorteilhaft sei zudem, dass die Bauzeiten dadurch recht kurz und preisstabil seien. „Außerdem haben wir einen hohen Vorfertigungsgrad“, sagte Schymura. Zudem werde auf dem Dach eine PV-Anlage geplant. Rund um den Markt sollen Blühwiesen und trockenheitsresistente Staudenmischpflanzungen Platz finden, die durch Habitatschutzzonen wie Sandinseln oder Totholz ergänzt werden sollen. Auch Sickermulden und Wildbienennisthilfen sieht der Entwurf vor. Die Bepflanzung solle dem Klimawandel trotzen, in der Vegetationsperiode durch ihre lange Blütezeit mit buntem Erscheinungsbild erfreuen und auch im Winter eine Nahrungsquelle für Vögel- und Kleinlebewesen sein, erklärte die Projektentwicklerin. Sogenannte Klimabäume wie der Feldahorn Acer campestre „Elsrijk“, eine Sorte des heimischen Feldahorns, und Hecken aus naturnahen und standortgerechten Sträuchern sollen die Außengestaltung abrunden. Vorteile dieser Gestaltung seien neben der Stärkung der Artenvielfalt die Hitzebeständigkeit der Staudenmischpflanzung, eine langfristig stabile Pflanzenzusammensetzung, ein geringer Pflegeaufwand und die Stärkung der Versickerungsfähigkeit der Böden, zählte Schymura auf.
Eröffnung könnte Ende 2027 sein
„Gibt es bereits einen Interessenten für den Markt?“, fragte Stefan Krick. Neben weiteren bekannten Ketten habe Ratisbona im Markendiscounter Netto seit Jahren einen verlässlichen Partner. „Dort haben wir den Standort vorgestellt und Netto hat sehr großes Interesse“, sagte Schymura. Es seien bereits Marktanalysen durchgeführt worden, die für den Standort sprechen. Sollte es grünes Licht geben für das Vorhaben, werde die Bauleitplanung angestoßen. „Ende 2027 oder zu Ostern 2028 wäre dann die Eröffnung“, sagte sie.
„Das Grundstück wäre ein Filetstück für die Kita“, warf Jan Schnichels (FDP) ein. Zudem sei Biebernheim noch auf der Suche nach einem Standort für ein Dorfgemeinschaftshaus. „Das Grundstück gehört bereits der Stadt“, sagte er und da sehe er es kritisch, dieses abzugeben. Thomas Rolinger, CDU-Fraktionsvorsitzender und Ortsvorsteher von Biebernheim, machte daraufhin noch einmal deutlich, dass der Standort beraten und vom Ortsbeirat wie vom SSV befürwortet worden sei. Im Gespräch sei außerdem, ob der Supermarkt auch eine Poststation beherbergen könnte. Das wolle Schymura noch klären, sagte sie. Die gesamten Kosten des Verfahrens werden vom Vorhabenträger übernommen, geregelt wird dies durch Abschluss eines Städtebaulichen Vertrages, heißt es in der Beschlussvorlage. Aktuell befindet sich das Gelände im Besitz der Stadt St. Goar und soll zu gegebener Zeit an den Vorhabenträger verkauft werden.