Dicke Hornissen und einige Wespen tummeln sich vor einem Bienenstock von Horst Kleinholz. Und einige der Tiere schaffen es auch hinein. Für den Ersten Vorsitzenden des Kreisimkerverbands Rhein-Hunsrück ist das ein untrügliches Zeichen: Das Volk ist zu schwach, um sich gegen Räuber zu wehren – und damit zu schwach, um über den Winter zu kommen.
Im September, wenn die Tage kürzer und die Nächte schon frostig werden, muss der Imker seine Bienen gut im Blick haben. Denn sind sie zu schwach – das heißt, leben weniger als 5000 Tiere in einem Volk –, kommen sie nur schwer bis gar nicht über die Wintermonate. Zählen allerdings kann Kleinholz die einzelnen Bienen natürlich nicht. Da hilft nur ein Trick, um die Stärke des Volkes in etwa einschätzen zu können. „Man teilt eine Wabe in Achtel. Auf einem Achtel sind im Schnitt circa 125 Bienen“, erklärt sein Stellvertreter Alexander Geis.
Im benachbarten Stock leben derzeit demnach circa 3875 Tiere, rechnet der Imker hoch. Doch das ist noch kein Grund, nervös zu werden. Denn es befinden sich auch noch Brutwaben im Stock. Auch die lassen sich auf ähnliche Weise hochrechnen. „Hier kommen also noch etwa 4800 Bienen nach“, weiß Geis. Das Volk hat also eine gute Überlebenschance.
Auch das Volk daneben scheint stark genug zu sein. Denn am Eingang, den Kleinholz zuvor verengt hat, liegt eine tote Hornisse. Die Wächterinnen waren also aktiv und haben den Räuber getötet, bevor er in das Innere des Stocks eindringen konnte. Um den Bienen diesen Abwehrmechanismus zu erleichtern, hat der Imker das Einflugloch verkleinert. So hat auch ein schwächeres Volk die Möglichkeit, seinen Stock zu verteidigen.
Ein Häuschen weiter sozusagen herrscht allerdings helle Aufregung. Während es vor den Fluglöchern der anderen ruhig zugeht, herrscht an einem der Stöcke reger Flugverkehr. Und auch nach dem Öffnen des Deckels zeigt sich: Die Tiere sind sichtlich nervös. Das aber hat einen einfachen Grund: Kleinholz hat die Königin des Volkes entnommen, um sie gegen eine neue zu ersetzen. „Das ist gerade mal zwei Stunden her“, berichtet er. Und schon seien die Tiere völlig aus dem Häuschen.
Das Austauschen der Königin steht etwa dann an, wenn das Tier zu alt geworden ist. „Man kann sagen, dass die Bienen mit neuer Königin im ersten Jahr zu 100 Prozent über den Winter kommen“, erklärt Geis. Im zweiten Jahr gebe es etwa 10 Prozent Ausfall, im dritten schon 50 Prozent. Zudem sei möglich, dass die Königin im Spätsommer stirbt oder aber dass sie nur noch unbefruchtete Eier und damit Drohneneier legt. Ein weiteres Problem bestehe dann, wenn die Königin nicht mehr genügend Pheromone produziere. Dies könne etwa dazu führen, dass die Arbeiterinnen neue Weiselzellen (Zelle mit Bienenkönigin) anlegten.
Setzen die Imker eine neue Königin ein, wird sie zunächst markiert. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. Kleinholz und Geis packen die neue Königin einfach vorsichtig mit zwei Fingern und versehen sie anschließend mit einem farbigen Punkt. Das Fläschchen mit der Farbe ähnelt dabei einem Fläschchen Nagellack: Im Deckel befindet sich ein Pinsel, mit dem die Farbe aufgetragen wird.
Andere nutzen sogenannte Leucht-Opalith Zeichenplättchen, die mit Sekundenkleber auf das Tier geklebt werden. Wer dabei nicht so sehr geübt ist wie Kleinholz und Geis, dem stehen auch hierfür Hilfsmittel wie spezielle Röhrchen und Zylinder zur Verfügung. Generell gilt: Jede Farbe steht für ein bestimmtes Jahr. Blau etwa bedeutet, dass die Königin aus 2020 ist, weiß steht für 2021 und gelb für 2022 – die Farben wechseln immer wieder durch. „So sieht man auf den ersten Blick, wie alt die Königin ist“, erklärt Kleinholz. Kaum ist die neue Königin im Stock, werden die Bienen sichtlich ruhiger und beginnen sofort, die Pheromone der neuen Königin im Stock zu verteilen. Zudem bekommen sie von Kleinholz noch eine zusätzliche Portion Futter, damit sie direkt in die Eilage gehen.
Wichtig ist außerdem, dass die Völker generell mit ausreichend Futter in den Winter gehen. Ähnlich wie beim Abschätzen der Bienenanzahl, kann der Imker auch das Futter hochrechnen. „Ein Achtel der Wabe entspricht etwa 125 Gramm Futter“, weiß Geis. Auch das Gewicht des Stocks gibt Aufschluss über die enthaltene Futtermenge. Letztendlich wird sich jedoch erst im Oktober zeigen, ob die Völker gut genug aufgestellt sind für die Wintermonate.
Weitere Informationen zum Imkerverband Rhein-Hunsrück gibt es beim Ersten Vorsitzenden Horst Kleinholz per E-Mail an 1.vorsitzender@kiv-rhein-hunsrueck.de. Unter www.kiv-rhein-hunsrueck.de werden zudem regelmäßig Termine veröffentlicht, bei denen auch Nichtmitglieder willkommen sind.