Klee, Lavendel, Himbeersträucher, Linden oder Mohn- und Kornblumen – der Tisch der Honigbienen ist besonders im Frühsommer reich gedeckt. An jeder Ecke blüht etwas, und die Tierchen können fleißig Nektar sammeln. Doch das ist nicht das einzige, was die Biene für den Honigvorrat sammelt. Auch der sogenannte Honigtau wandert in die Honigräume. Die werden indes vom Imker „geräubert“. Denn der Frühsommer ist auch die Zeit der Ernte: Der Honig wird geschleudert und für den Verzehr und Verkauf vorbereitet.
Wer im Sommer durch die Wälder streift, bemerkt ihn vielleicht, den leichten Glanz auf manchem Blatt. Bei näherem Betrachten wird auch deutlich, wie klebrig der Film auf diesem Blättern ist. Tatsächlich handelt es sich dabei um Honigtau. Dieser süße Tau entsteht, wenn Insekten den zuckerhaltigen Pflanzensaft der Bäume saugen und den überschüssigen Zucker wieder ausscheiden. Meist sind es Blatt- oder Schildläuse, die sich am Pflanzensaft laben und das Zuviel an Nahrung an ihre Umgebung abgeben. Für die Bienen, aber auch für Ameisen etwa, ist das ein wahrer Zuckergenuss.
Let it Bee!
Was treiben Bienen eigentlich immer? Wie entsteht Honig? Imker aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis geben uns monatlich Einblick in ihre Arbeit – und in die der Bienen.
Während die Bienen weiterhin fleißig Nektar und Honigtau sammeln und ihren Wintervorrat aufstocken, ist es für den Imker Zeit, zu ernten. Doch nicht jede volle Honigwabe kann einfach geerntet werden. Sie muss auch erntereif sein. Und dabei spielt der Wassergehalt im Honig eine wichtige Rolle. „Der Wassergehalt sollte unter 18 Prozent liegen“, erklärt Alexander Geis, stellvertretender Vorsitzender des Kreisimkerverbands Rhein-Hunsrück.
Denn dieser spiele eine entscheidende Rolle bei der Vergärung. Zwar ist laut deutscher Honigverordnung ein Wassergehalt von maximal 20 Prozent zulässig, liegt er aber höher als 18 Prozent, steigt die Gefahr, dass der goldenene Saft vergärt. Ist dies der Fall, kann er nur noch als minderwertiger Back- oder Industriehonig verkauft werden. Geis und sein Kollege Horst Kleinholz nutzen zur Kontrolle ein Refraktometer, wie es etwa beim Winzer zum Einsatz kommt, um den Zuckergehalt des Weins zu messen. 16,8 Prozent zeigt es an, als der Erste Vorsitzende des Vereins seinen Honig misst. Perfekt also, um ihn zu ernten.
Vor der Entnahme der Honigwaben werden diese zunächst von Bienen befreit – etwa, indem sie mit einem Besen abgekehrt werden. Damit die Insekten nicht „arbeitslos“ werden, hängt Kleinholz ihnen als Ersatz bereits abgeschleuderte und mit Wasser befeuchtete Waben in den Honigraum. „Die werden innerhalb kürzester Zeit wieder repariert“, ist der Imker sicher – und dann wieder mit Honig befüllt. Etwa zwei Drittel der Honigzellen sollten verdeckelt sein, wenn sie entnommen werden.
„Das heißt, die Bienen haben die Waben mit Wachs verschlossen“, erklärt Kleinholz. Dieses Wachs wird mit einem Messer, einem Föhn, einem Hobel oder einer sogenannten Entdeckelungsgabel, wie sie Kleinholz benutzt, entfernt. „Dieses Wachs verwende ich dann später, um Kerzen herzustellen“, erklärt er. Großbetriebe hingegen lieferten es etwa an die Kosmetik- oder Pharmaindustrie. Zudem werde es als Trennmittel bei der Herstellung von Gummibärchen verwendet.
Sind die Waben entdeckelt, sind sie bereit zum Schleudern. Kleinholz nutzt hierfür lieber eine elektrische statt eine von Hand betriebene Schleuder. „Dreht man die Schleuder nämlich zu schnell, können die Waben kaputtgehen“, erklärt er. Einmal in jede Richtung dreht sich das Gerät, und schon fließt der goldene Saft aus der Öffnung am unteren Ende in ein Sieb.
Weitere Informationen zum Imkerverband Rhein-Hunsrück gibt es beim Ersten Vorsitzenden Horst Kleinholz per E-Mail an 1.vorsitzender@kiv-rhein- hunsrueck.de. Im Internet werden unter www.kiv-rhein-hunsrueck.de zudem regelmäßig Termine veröffentlicht, bei denen auch Nichtmitglieder willkommen sind.
Kleinholz lässt den Honig im Anschluss im Eimer einen Tag lang stehen. Dann bildet sich ein Schaum an der Oberfläche, den er mit einer Kelle abschöpft. Dieser „Abschäumhonig“ wird nicht verkauft, den nutzt der Imker für seinen eigenen Tee oder zum Backen. Zudem ist es wichtig, frischen Honig in regelmäßigen Abständen umzurühren. „So werden Kristallisationsketten aufgebrochen, damit der Honig nicht allzu schnell fest wird“, erklärt Geis. Doch jeder Honig kristallisiere irgendwann. Das sei neben der Blütenbildung etwa – einer weißen Verfärbung an der Oberfläche, die von Kunden unter Umständen fälschlicherweise als Schimmel angesehen werde – ein Merkmal für die hohe Qualität des Produkts.
„Dieser entsteht vor allem dann, wenn der Honig zu kühl gelagert wurde“, so Kleinholz. Ist der goldene Saft zu hart, empfiehlt der Imker, das geschlossene Glas in ein warmes Wasserbad zu stellen. Kochen sollte das Wasser aber nicht, es sollte viel eher kälter als 40 Grad sein, denn sonst werden wichtige und vor allem gesunde Inhaltsstoffe des Honigs zerstört.