„Damals habe ich an Räuberliedern eigentlich nur das Schinderhanneslied gekannt“, sagt der 63-Jährige. Also schnappte er sich kurzerhand die Melodien der Wandervögel oder Nerother, der Pfadfinder oder Schlager aus den 1920er-Jahren und versah sie mit passenden Räubertexten – und war schnell nicht mehr wegzudenken aus dem Simmerner Kulturleben.
Namensvetter wurde hingerichtet
Als „Dä Butlar“ tritt Müller nun seit vielen Jahren auf, erzählt Geschichten und musiziert. „Dä Butlar, das war der Johann Müller aus Morbach, ein Freund des Schinderhannes, der auch mit ihm hingerichtet wurde“, weiß Müller. Und der habe wohl Laute gespielt. Da lag es nahe, dass der Gitarre spielende Namensvetter Müller aus Keidelheim ebenfalls diesen Räubernamen verpasst bekam.
Seine Lieder drehen sich fast ausnahmslos um die Räuberbande, seit einigen Jahren kommen auch noch „Stickelcher“ dazu – etwa „Neues vom Hannes“ oder „Kurzes vom Hannes“, eine Sammlung von Kurzgeschichten. „Einen ganzen Koffer voller Geschichten habe ich schon, etwa wie der Schinderhannes die Franzosen verarscht an der Mosel, am Rhein und im Hunsrück“, sagt der 63-Jährige. Und die Ideen gingen ihm nach wie vor nicht aus. Mal sind sie gereimt, mal nicht, und ein paar wenige hat Müller auf Hunsrücker Platt geschrieben. Hinzu kommen noch Mittelalter- und Rittergeschichten – alle frei erfunden, versteht sich.
Der “miese Miehla„ aus Riegenroth
„Es gibt da zum Beispiel die Geschichte vom Schinderhannes und dem ,miese Miehla'“, berichtet Müller von einer Erzählung, die sich um den Riegenrother Müller dreht, der ein wirklich schlechter Kerl gewesen sei. „Ob es den wirklich gab, weiß ich allerdings nicht“, schmunzelt der Autor. Und ganz neu im „Sortiment“ hat Müller nun auch räuberische Weihnachtslieder.
Musikalisch ging es in Müllers Leben aber schon vor seinem ersten Auftritt am Schinderhannesturm zu. „Seit mehr als 40 Jahren mache ich mit Michael Kade zusammen Tanzmusik“, erzählt er. Früher seien sie viel auf Kirmessen und bei der Fastnacht unterwegs gewesen. Und dann waren da noch die Schinderhannes-Festspiele, bei denen Müller schon im ersten Jahr 2007 mit seinem Sohn auf der Bühne stand.
Nun fehlt ihm zu seinem Glück nur noch ein Verlag, der all seine Lieder und Geschichten veröffentlicht.
Räuberweihnacht (Melodie: Die Big-Bomb-Dolly aus Dover, Peter Oldenburg)
Text:Horst Müller, “Dä Butlar"
Wenn Hunsrückräuber Weihnacht haben
Dann geht es richtig rund
Da gibt es keine Weihnachtsgaben
Und leben nicht gesund
Der Wein, der fließt
In Strömen dann
Und Schnaps gibt’s noch dazu
Bis keiner mehr dann stehen kann
Erst dann ham Räuber Ruh
Refrain: Ja, bei den Räubern
Ist heute Weihnacht jeohje
Dann wird gezecht bis tief in die Nacht jeohje
Sie vergnügen sich am Feuer
Mädchen tanzen dann dabei
Heute ist hier nichts zu teuer
Da ist jeder gern dabei
Bis die Funken sprühühen
Der Hannes sitzt im Feuerschein
Sein Becher wird nie leer
Die Räuber trinken edlen Wein
Bis dann die Lunge schwer
Zur Weihnachtszeit im Räuberland
Da laden sie dich ein
Wer jemals dieses Lager fand
Der will nie wieder heim
Refrain: Ja, bei den Räubern
Ist heute Weihnacht jeohje …
Ja, so ein wildes Weihnachtsfest
Bei Räubern hier im Wald
Was keiner nüchtern je verlässt
Vergisst man nicht so bald
Der Weihnachtsbraten ist geklaut
Der Wein und Schnaps dazu
Dem Bauern hat’s den Tag versaut
Ihm fehlt jetzt eine Kuh
Refrain: Ja, bei den Räubern
Ist heute Weihnacht jeohje …