"Dä Butlar" ist Institution und schreibt Lieder und Gedichte rund um Räuberhauptmann
Im Hunsrück wird Räuberweihnacht gefeiert: Der Hannes lässt Horst Müller nicht mehr los
Seinen festen Platz hat „Dä Butlar“ Horst Müller im Schinderhannesturm. Auf der Bank am Fenster gibt er gern seine Räuberlieder und Geschichten zum Besten. Foto: Charlotte Krämer-Schick
Charlotte Krämer-Schick

Seit Horst Müller vor mehr als 30 Jahren das erste Mal vor dem Schinderhannesturm in Simmern stand, hat sie ihn gepackt, die Leidenschaft für Hannes, den Räuberhauptmann, der im Hunsrück sein Unwesen trieb. Kurze Zeit später fragte ihn Petra Georg-Prochnow von der Verwaltung, ob er am Turm nicht einmal ein paar Räuberlieder singen wolle. Musik machte Müller ohnehin schon leidenschaftlich gern, also sagte er spontan: „Ja“.

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Seinen festen Platz hat „Dä Butlar“ Horst Müller im Schinderhannesturm. Auf der Bank am Fenster gibt er gern seine Räuberlieder und Geschichten zum Besten. Foto: Charlotte Krämer-Schick
Charlotte Krämer-Schick

„Damals habe ich an Räuberliedern eigentlich nur das Schinderhanneslied gekannt“, sagt der 63-Jährige. Also schnappte er sich kurzerhand die Melodien der Wandervögel oder Nerother, der Pfadfinder oder Schlager aus den 1920er-Jahren und versah sie mit passenden Räubertexten – und war schnell nicht mehr wegzudenken aus dem Simmerner Kulturleben.

Namensvetter wurde hingerichtet

Als „Dä Butlar“ tritt Müller nun seit vielen Jahren auf, erzählt Geschichten und musiziert. „Dä Butlar, das war der Johann Müller aus Morbach, ein Freund des Schinderhannes, der auch mit ihm hingerichtet wurde“, weiß Müller. Und der habe wohl Laute gespielt. Da lag es nahe, dass der Gitarre spielende Namensvetter Müller aus Keidelheim ebenfalls diesen Räubernamen verpasst bekam.

Seine Lieder drehen sich fast ausnahmslos um die Räuberbande, seit einigen Jahren kommen auch noch „Stickelcher“ dazu – etwa „Neues vom Hannes“ oder „Kurzes vom Hannes“, eine Sammlung von Kurzgeschichten. „Einen ganzen Koffer voller Geschichten habe ich schon, etwa wie der Schinderhannes die Franzosen verarscht an der Mosel, am Rhein und im Hunsrück“, sagt der 63-Jährige. Und die Ideen gingen ihm nach wie vor nicht aus. Mal sind sie gereimt, mal nicht, und ein paar wenige hat Müller auf Hunsrücker Platt geschrieben. Hinzu kommen noch Mittelalter- und Rittergeschichten – alle frei erfunden, versteht sich.

Der “miese Miehla„ aus Riegenroth

„Es gibt da zum Beispiel die Geschichte vom Schinderhannes und dem ,miese Miehla'“, berichtet Müller von einer Erzählung, die sich um den Riegenrother Müller dreht, der ein wirklich schlechter Kerl gewesen sei. „Ob es den wirklich gab, weiß ich allerdings nicht“, schmunzelt der Autor. Und ganz neu im „Sortiment“ hat Müller nun auch räuberische Weihnachtslieder.

Musikalisch ging es in Müllers Leben aber schon vor seinem ersten Auftritt am Schinderhannesturm zu. „Seit mehr als 40 Jahren mache ich mit Michael Kade zusammen Tanzmusik“, erzählt er. Früher seien sie viel auf Kirmessen und bei der Fastnacht unterwegs gewesen. Und dann waren da noch die Schinderhannes-Festspiele, bei denen Müller schon im ersten Jahr 2007 mit seinem Sohn auf der Bühne stand.

Nun fehlt ihm zu seinem Glück nur noch ein Verlag, der all seine Lieder und Geschichten veröffentlicht.

Räuberweihnacht (Melodie: Die Big-Bomb-Dolly aus Dover, Peter Oldenburg)

Text:Horst Müller, “Dä Butlar"

Wenn Hunsrückräuber Weihnacht haben

Dann geht es richtig rund

Da gibt es keine Weihnachtsgaben

Und leben nicht gesund

Der Wein, der fließt

In Strömen dann

Und Schnaps gibt’s noch dazu

Bis keiner mehr dann stehen kann

Erst dann ham Räuber Ruh

Refrain: Ja, bei den Räubern

Ist heute Weihnacht jeohje

Dann wird gezecht bis tief in die Nacht jeohje

Sie vergnügen sich am Feuer

Mädchen tanzen dann dabei

Heute ist hier nichts zu teuer

Da ist jeder gern dabei

Bis die Funken sprühühen

Der Hannes sitzt im Feuerschein

Sein Becher wird nie leer

Die Räuber trinken edlen Wein

Bis dann die Lunge schwer

Zur Weihnachtszeit im Räuberland

Da laden sie dich ein

Wer jemals dieses Lager fand

Der will nie wieder heim

Refrain: Ja, bei den Räubern

Ist heute Weihnacht jeohje …

Ja, so ein wildes Weihnachtsfest

Bei Räubern hier im Wald

Was keiner nüchtern je verlässt

Vergisst man nicht so bald

Der Weihnachtsbraten ist geklaut

Der Wein und Schnaps dazu

Dem Bauern hat’s den Tag versaut

Ihm fehlt jetzt eine Kuh

Refrain: Ja, bei den Räubern

Ist heute Weihnacht jeohje …

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