Rhein-Hunsrück-Zeitung
Im Alter fährt das Risiko mit
Mobil zu sein, ist ein Stück Lebensqualität – auch im fortgeschrittenen Alter. Doch wenn Probleme mit der Wahrnehmungsfähigkeit auftreten, wird es gefährlich.
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Rhein-Hunsrück - Mal eben zum Arzt oder zum Einkaufen fahren: Im ländlichen Raum ist es keine Seltenheit, dass Menschen auch im hohen Alter noch am Steuer sitzen. Mobil zu sein, ist ein Stück Lebensqualität. Doch wenn Probleme mit der Wahrnehmungsfähigkeit auftreten, wird es gefährlich. Was sollte man beachten? Unsere Zeitung hat mit Experten gesprochen.

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Rhein-Hunsrück – Mal eben zum Arzt oder zum Einkaufen fahren: Im ländlichen Raum ist es keine Seltenheit, dass Menschen auch im hohen Alter noch am Steuer sitzen. Mobil zu sein, ist ein Stück Lebensqualität. Doch wenn Probleme mit der Wahrnehmungsfähigkeit auftreten, wird es gefährlich. Was sollte man beachten? Unsere Zeitung hat mit Experten gesprochen.

Die Ursachen: „Das nachlassende Sehvermögen ist die gravierendste Einschränkung älterer Verkehrsteilnehmer“, weiß Manfred Brummer. Der Seniorenbeauftragte der Verkehrswacht Rheinland-Pfalz ist seit 40 Jahren in Sachen Verkehrssicherheit tätig und erlebt immer wieder extrem schlechte Ergebnisse bei Sehtests. „Der Verlust der Sehschärfe geschieht schleichend und wird daher nicht so wahrgenommen“, so der 66-Jährige, der verbindliche Augenprüfungen im Zwei-Jahres-Rhythmus befürwortet. Auch das Hören sei bei vielen Senioren beeinträchtigt, aber nicht in der Relevanz wie die Sehfähigkeit.

Die Probleme: „Insgesamt überfordert Senioren die richtige Aufnahme vieler Signale in kurzer Zeit und die richtige Reaktion darauf“, erklärt Manfred Brummer. Kreuzungen und Einmündungen sowie der Spurwechsel stellen ältere Fahrer vor Herausforderungen.

Die Zahlen: Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Boppard ereigneten sich im vergangenen Jahr insgesamt 1213 Verkehrsunfälle. 180-mal waren hierbei Senioren die Verursacher. Das entspricht etwa 15 Prozent. Ein Blick in die Statistik zeigt außerdem: Die Polizeiinspektion Simmern registrierte im Jahr 2010 insgesamt 2355 Verkehrsunfälle. Bei jedem achten Verkehrsunfall saß ein Rentner hinterm Steuer. Das bedeutet: In insgesamt 292 Fällen waren die Unfallverursacher älter als 65 Jahre.

Die Unfallsituationen: Ursache sind Fehler beim Rückwärtsfahren, beim Parken oder Wenden, das Missachten der Vorfahrt und ungenügende Sicherheitsabstände. Letztere können mit einer verminderten Sehfähigkeit und einer eingeschränkten Beweglichkeit zusammenhängen.

Die Folgen: „Wenn Zweifel bestehen hinsichtlich der Eignung oder Befähigung zum Führen eines Kraftfahrzeuges, muss die Polizei die Fahrerlaubnisbehörde informieren“, sagt Claudia Müller von der Pressestelle des Koblenzer Polizeipräsidiums. Die Kreisverwaltung kann ein Gutachten oder eine Fahrprobe anordnen. Erst wenn es im persönlichen Gespräch keine Klärung gibt, wird der Führerschein eingezogen. Im Rhein-Hunsrück-Kreis wurden im vergangenen Jahr 15 Eignungsüberprüfungen durchgeführt, 5 der betroffenen Senioren haben danach freiwillig ihre Fahrerlaubnis abgegeben – einer bekam sie entzogen. „Das ist normal – weder Anstieg noch Rückgang“, konstatiert ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Simmern.

Die Empfehlungen: Die Polizei rät dringend dazu, sich freiwillig ärztlich untersuchen zu lassen. Daneben sollten ältere Fahrer an speziellen Sicherheitstrainings teilnehmen. „Senioren sollten sich insgesamt fit halten, denn Mobilität ist ein sehr hohes Gut“, sagt der Seniorenbeauftragte Manfred Brummer. pie/eck

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