Besteht erhöhter Bedarf?
IGS Emmelshausen: Klare Signale von ADD und Ministerium
Anlässlich eines Besuchs aus der Partnerstadt Emmelshausens, Luzy in Frankreich, hisste die IGS Emmelshausen die Flaggen Frankreichs, Deutschlands und die Europaflagge.
Markus Mallmann/IGS Emmelshausen. Markus Mallmann/ IGS Emmelshausen

Wie geht es an der IGS Emmelshausen weiter? Nach der Aufregung um das Aufnahmeverfahren steht die Frage im Raum, ob die Schule zusätzliche oder größere Klassen bekommt. Die Signale von Schulbehörde und Bildungsministerium dazu scheinen eindeutig.

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Wie es nach der Debatte um das Aufnahmeverfahren an der IGS Emmelshausen weitergehen soll, darüber hat sich die Kreisverwaltung mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und dem Bildungsministerium ausgetauscht. Landrat Volker Boch informierte den Kreisausschuss über den aktuellen Stand der Dinge. Der Tenor: Aktuell zeichnet sich kein dauerhaft erhöhter Bedarf für eine Erhöhung des Platzangebots der Integrierten Gesamtschule über die Zügigkeit der Schule oder die Klassengröße ab. Auch die ADD gibt in der Sache auf unsere Anfrage hin erneut Auskunft.

„Stand heute gibt es keinen Schüler aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis ohne Schulplatz“, sagte Boch. Bis auf zwei Kinder haben auch die zehn abgelehnten Kinder aus dem Nachbarkreis alle einen Schulplatz gefunden. Man sehe in der Kreisverwaltung aktuell keine Notwendigkeit, eine Erhöhung der Zügigkeit für die IGS Emmelshausen zu beantragen. „Von ADD und dem Ministerium haben wir auch das Signal bekommen, einem solchen Antrag nicht zu entsprechen“, sagte Boch. Der sogenannte schulische Bedarf sei dafür nicht gegeben, erläuterte Dezernent Mario Piroth. „Wir müssen die aktuellen Effekte in den kommenden Jahren aufmerksam beobachten. Neben Emmelshausen haben auch die Schulen in Boppard und Oberwesel mehr Anmeldungen verzeichnet. Grundsätzlich freut uns das als Schulträger, zumal die sonst sehr hohe Zahl der Auspendler an Schulen außerhalb des Kreises sinkt“, so Piroth.

Bei der Kreisverwaltung bedauere man die Situation der von dem Fehler in dem Aufnahmeverfahren betroffenen Familien und den gesamten Vorgang, bei dem sich nun auch Klagen andeuten. „An diesem Klageverfahren sind wir als Schulträger jedoch nicht beteiligt“, sagt Boch.

In einem Gespräch mit unserer Zeitung hatten Vertreter der Elterninitiative aus Nörtershausen deutliche Kritik an der ADD geäußert. Die Behörde äußert sich nun dazu. So bemängelten die Eltern, mit der zunächst erfolgten Zusage der Schulplätze für die IGS Emmelshausen und der anschließenden Absage durch die ADD seien die Grundsätze des Vertrauensschutzes und der Verhältnismäßigkeit nicht berücksichtigt worden, zudem sei keine Ermessensabwägung und -entscheidung vorgenommen worden. Die ADD erklärt dazu, die Zusage der Schulplätze sei nach den Regelungen für das Losverfahren von vorneherein rechtswidrig gewesen.

Weiter hätten die Eltern mehr Unterstützung bei der Schulplatzsuche seitens der ADD gewünscht. In einem Schreiben der Behörde seien Alternativschulen angegeben worden, die für die Schüler mit dem öffentlichen Nahverkehr gar nicht erreichbar seien. „ Es gab keine Schreiben, in denen konkrete Schulplätze angeboten wurden“, heißt es von der ADD. Mitarbeiter des Fachreferats hätten mit den Eltern im persönlichen Gespräch verschiedene Möglichkeiten für jedes einzelne Kind erörtert. „Alle neuen Schulplätze sind mit dem ÖPNV gut zu erreichen. Positiv herauszustellen ist hierbei, dass allen Kindern ein Platz an der ‘Zweitwunschschule’ angeboten werden konnte.“ Zwei Schulen hätten die Klassenzusammensetzung noch einmal so verändert, dass alle noch zusätzlich aufgenommenen Schüler eine Klasse besuchen können.

In einem Schreiben an einen breiten Verteiler hatten die Eltern einige Vorschläge gemacht, wie aus ihrer Sicht „Schulplatzlösungen“ gefunden werden könnten. Unter anderem schlugen die Eltern größere Klassen oder zusätzliche Klassen vor. „ Eine zusätzliche Aufnahme über den Rahmen der Klassenmesszahl hinaus ist nicht vorgesehen und auch nicht möglich. Die Bildung einer fünften Klasse würde ferner die gesamte Schulorganisation unterlaufen, die notwendigen Räumlichkeiten stehen ebenso wenig zur Verfügung wie auch zusätzliches Lehrpersonal“, teilt die ADD hierzu mit. „Hier müsste das breite Angebot an Fördermöglichkeiten über alle Klassenstufen hinweg gekürzt werden.“ Spätestens a b der 7. Klasse wäre die Umsetzung der an der IGS üblichen Aufteilung in verschiedene Leistungskurse nicht mehr umsetzbar. „ Diese Maßnahmen wären aus Sicht der ADD und vor dem Hintergrund, dass an Schulen im Umkreis ausreichend Schulplätze zur Verfügung stehen, unverhältnismäßig.“

Die Widersprüche der Eltern lehnte die ADD ab. Man habe die Entscheidung ausführlich begründet, könne aber zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Schüler nicht näher darauf eingehen.

Die Elterninitiative kritisierte weiter, im Umgang mit der Angelegenheit habe es Mängel in der Kommunikation gegeben, insbesondere sei in der Angelegenheit zu wenig Rücksicht auf die Kinder und ihre mentale Verfassung genommen worden. Die Kinder fühlten sich wie ein „Spielball der ADD“, so die Eltern. Auch hierzu nimmt die ADD Stellung: „ Die Mitarbeiter der ADD haben sich viel Zeit genommen, um jeder Familie für eine intensive Beratung zur Verfügung zu stehen. Inzwischen konnten für alle Kinder alternative Schulplätze gefunden werden, allerdings muss hier auch seitens der Eltern die Bereitschaft bestehen, die Alternativen anzunehmen. Der Wechsel zu einer alternativen Schule, solange es sich hierbei nicht um eine IGS handelt, wurde den Kindern damit so einfach und flexibel wie möglich gestaltet.“

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