Stimmen zur Sanierung
Hunsrückquerbahn: ZL-Traktion plant Personenverkehr
Die Arbeiten zur Sanierung der Hunsrückquerbahn laufen Tag und Nacht. Bahnübergänge wie hier in Mutterschied wären mit Lichtzeichen für einen normalen Bahnbetrieb zu ertüchtigen.
Thomas Torkler

ZL Traktion will auf der Hunsrückquerbahn Güter- und Personenverkehr betreiben, berichtet Prokurist Alexander Neubauer im Gespräch mit unserer Zeitung. DB-Bevollmächtigter Klaus Vornhusen hat indes auf das Schreiben von Landrat Boch geantwortet.

Lesezeit 4 Minuten

Der Bevollmächtigte für die Deutsche Bahn AG für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Klaus Vornhusen, hat auf das Schreiben von Landrat Volker Boch geantwortet. Boch hatte zum Ausdruck gebracht, dass die jetzt laufende Sanierung der Strecke zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren nur einen Sinn ergebe, wenn perspektivisch dort nicht nur Güterverkehr, sondern auch Personenverkehr ermöglicht werde. Um im Hinblick auf die laufenden Arbeiten mehr Transparenz für die heimischen Kommunalvertreter und die Bevölkerung zu ermöglichen, hatte Boch einen Runden Tisch unter der Regie der Deutschen Bahn (DB) vorgeschlagen.

Die Idee begrüßt der Bevollmächtigte, verweist aber darauf, dass diese Runde unter Federführung des Landes erfolgen müsse, da „das von Ihnen gewünschte Reaktivierungsvorhaben also durchaus komplex“ sei. Zum einen liege die Zuständigkeit bei einer Ertüchtigung der Hunsrückquerbahn nicht bei der DB, sondern bei den Zweckverbänden für Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Außerdem, so Vornhusen, erfordere eine Reaktivierung der Hunsrückbahn für den SPNV neuerliche Planfeststellungsverfahren in den Abschnitten Langenlonsheim–Simmern beziehungsweise in der Verbandsgemeinde Kirchberg. „Beide Verfahren wurden von uns im Auftrag des Landes bereits betrieben.“

Vornhusen macht deutlich, dass die Zweckverbände das Recht und die Pflicht hätten, über die regionalen Prioritäten im SPNV zu entscheiden – „also nicht die Deutsche Bahn oder die DB InfraGO“. Eine Ertüchtigung der Hunsrückbahn für den SPNV sei „vom Land Rheinland-Pfalz bzw. vom zuständigen Zweckverband zu initiieren“. Zur Finanzierung von Reaktivierungsvorhaben für den SPNV gewähre der Bund dann umfangreiche Unterstützung, „sofern mittels einer standardisierten Nutzen-Kosten-Untersuchung der volkswirtschaftliche Nutzen eines vom Land zu finanzierenden Zugangebots nachgewiesen wird“. In Mainz wartet man mit einer Kosten-Nutzenanalyse für die Hunsrückquerbahn ab, bis die Strecke saniert ist.

Einig ist man sich in der Region darüber, dass die avisierten 60 Millionen Euro – hinter vorgehaltener Hand wird eine deutlich höhere Summe gehandelt – für die derzeitigen Sanierungsarbeiten rausgeschmissenes Steuergeld wären, wenn am Ende lediglich Güterverkehr mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 20 Stundenkilometern dabei herausspringen würde.

ZL Traktion hat ab Februar 2026 Güter- und Personenverkehr bestellt

Seitens der DB verweist man aber beharrlich auf den Bescheid des Eisenbahnbundesamtes vom 6. August 2013, in dem sowohl die Zugfrequenz als auch die Ge­schwindigkeit auf der Strecke abgesenkt wurde. Landrat Boch hat gegenüber dem Eisenbahnbundesamt betont, dass die Absenkung sowohl im Kreistag wie auch in der Bevölkerung auf keinerlei Verständnis stoße und der längst überholte Bescheid aufzuheben sei.

Der Meinung ist auch Alexander Neubauer, Prokurist der ZL-Traktion GmbH, die sowohl Güterverkehr als auch touristischen Personenverkehr ab Februar 2026 auf der Strecke bestellt habe, wie Neubauer berichtet. Auch die IG Nationalparkbahn wolle touristischen Personenverkehr auf der Strecke durchführen. Das alles mit 10 bis 20 Stundenkilometern? Es sei die Deutsche Bahn selbst, die die Absenkung der Geschwindigkeit sofort aufheben könnte, behauptet Neubauer. Ihm liege ein Schreiben vor, wonach das Eisenbahnbundesamt seinerzeit einem Ersuchen der DB nachgekommen sei, die Kapazitäts- und Geschwindigkeitsreduzierung zu verfügen. Die DB habe aufgrund der geringeren Streckenauslastung den Unterhaltsaufwand reduzieren wollen. Weniger Verkehre und geringere Geschwindigkeit würden die Strecke weniger belasten, daher falle auch weniger Unterhaltsaufwand an, laute die Formel.

Auf diese Weise habe die DB damals versucht, den spärlichen Zugbetrieb auf der Strecke wirtschaftlicher darstellen zu können, so Neubauer. Und das Eisenbahnbundesamt habe daraufhin der DB bescheinigt, dass sie die Absenkung vornehmen dürfe. Es sei also keineswegs so, dass die DB mit dem Verweis auf die Absenkung der Geschwindigkeit und einer Reduzierung der Verkehre eine Anordnung des Eisenbahnbundesamts befolge. „Nein, die DB kann die Absenkung jederzeit aufheben. Wenn dann die Sanierung erfolgt ist, besteht ohnehin kein Grund mehr dafür“, betont Neubauer.

„Die Voraussetzungen des Oberbaus sind auf jeden Fall geeignet, um schneller als 10 oder 20 Stundenkilometer zu fahren.“
Alexander Neubauer, Prokurist ZL-Traktion

Nach der Sanierung der Strecke Ende 2025, so versicherten auf Anfrage unserer Zeitung mehrere mit der Praxis vertraute Bahnbaufachleute, dass es bei der DB keine „Sanierung light“ gebe. Heißt: Wenn die Strecke saniert ist, wäre technisch gesehen ein Zugverkehr mit 60 Stundenkilometer, einige Stimmen sprechen von 80, durchaus möglich. Will die DB mit ihrem ständigen Verweis auf 10 bis 20 Stundenkilometer die Hunsrückquerbahn also bewusst „klein halten“? „Die Voraussetzungen des Oberbaus sind auf jeden Fall geeignet, um schneller als 10 oder 20 zu fahren“, sagt Neubauer. Natürlich gelte es, die technisch gesicherten Bahnübergänge wiederherzustellen, die die DB im Zuge der Sanierung an vielen Stellen eigenmächtig abgebaut habe. „Die technische Sicherung muss wieder aufgebaut werden, im Sinne der Sicherheit für die Bevölkerung“, fordert Neubauer. Er hat übrigens auch den Antrag gestellt, die stillgelegte Strecke von Büchenbeuren Richtung Morbach/Hermeskeil wieder zu eröffnen: „Den Antrag haben wir im Dezember 2023 gestellt, auf eine Antwort warten wir immer noch.“

Im Hunsrück ist in der kommunalen Familie mehrheitlich der Wille da, die Hunsrückquerbahn künftig wieder für Gütertransporte und Personenbeförderung zu nutzen, Klimawandel, Verkehre von der Straße auf die Schiene, touristische Verkehre zum Nationalpark, lauten die Stichworte. Und bei der zuständigen Ministerin Katrin Eder in Mainz gehört es zur DNA ihrer Partei Bündnis 90/Die Grünen, mehr Verkehre auf die Schiene zu bekommen – 2026 sind Landtagswahlen. Nach Resolutionen des Stadtrats Simmern, vom Jugendparlament Simmern-Rheinböllen sowie des Verbandsgemeinderats Simmern-Rheinböllen, ist man in der VG Kirchberg ebenfalls nicht abgeneigt, dabei mitzuziehen. Die Rufe aus der Region für eine Reaktivierung der Hunsrückquerbahn müssen zahlreicher und lauter werden, sagen die Befürworter.

Top-News aus der Region