Bertha Heß wurde 1885 in Baumholder geboren und ist dort auch aufgewachsen. Ihre Familie hatte Hunsrücker Wurzeln. Ab 1903 begann sie mit ihrem Studium an Kunstakademien in Frankfurt, Mannheim und Paris – recht ungewöhnlich für eine Frau in dieser Zeit. 1923 heiratete sie den Lehrer. Martin Heß, danach lebte sie viele Jahre in Köln und nach dem Krieg an der Lahn sowie in Meisenheim. 1950 zog sie zuerst nach Simmern und 1958 weiter nach Dickenschied, wo sie 1959 auch verstarb. Ihr Grab ist in Altweidelbach. Insgesamt mehr als ein halbes Jahrhundert lang war sie als Malerin tätig.
Dieser lange Zeitraum spiegelt sich in ihrem Werk wider. Es reicht vom Naturalismus über den Impressionismus bis hin zum Expressionismus. Schon früh wurde ihr Talent deutlich. Sie illustrierte ihre Tagebücher, zeichnete und malte Pflanzen, Landschaften und Porträts. Diese frühen Bilder zeigen ihre genaue Beobachtungsgabe und ihr zeichnerisches Können.
Als Schülerin des bekannten Frankfurter Malers Hans Brasch erweiterte Bertha Heß ihr Können und übernahm eine anthroposophisch geprägte Farbgebung. An den Akademien entdeckte und erlernte sie vielfältige Techniken. Von der exakten naturalistischen Darstellung ihrer Landschafts- und Blumenbilder wechselte Bertha Heß schließlich in den viel freieren Impressionismus.
Die Malerin bediente sich vielfältiger Techniken: Aquarell, Tusche, Kohle, Pastellkreide und auch Öl. Vom Impressionismus wechselte sie – wie bereits erwähnt – in den expressionistischen Stil. Kräftigere Farben und klare Formen bestimmten nun ihre Gemälde. Ihre Empfindungen und Gemütszustände, auch gegenüber der gesellschaftlichen und politischen Situation in dieser Zeit, spiegelten sich in ihren Bildern wider.
In der Zeit des Nationalsozialismus lebte Bertha Heß sehr zurückgezogen. Der Krieg, die Sorge um ihren Ehemann, der Soldat war, das Leid der Menschen – hier insbesondere das der jüdischen Bevölkerung – berührten sie sehr. Sie wurde Mitglied der Religiösen Gesellschaft der Freunde, einer Freikirche, die zu den Quäkern zählt, und war damit auch Teil einer frühen, nur im Verborgenen agierenden Friedensbewegung. Sie malte in dieser Zeit einige sehr gewaltkritische Bilder. „Buchenwald“ lautet der Titel eines Bildes aus dieser Schaffensperiode.
Immer häufiger widmete sie sich nun religiösen Themen. Durch die Verwendung von Symbolen stellte die Malerin ihre Bilder in einen größeren Zusammenhang. Für sie war alles Teil eines Ganzen, des Kosmos und des Göttlichen. Neben Gemälden und Zeichnungen schuf sie auch Plastiken und schrieb Gedichte und schrieb Prosatexte.
Die Ausstellung geht vom 8. bis zum 29. September. Die Ausstellungseröffnung beginnt im Schloss in Simmern am Sonntag, 8. September, 10 Uhr, mit einem evangelischen Gottesdienst mit Pfarrer Gottfried Heß, danach folgt die Vernissage.