Von unserem Redakteur Wolfgang Wendling
Hunsrück. Für welche bundesweit seit 1994 stillgelegten Bahnlinien lohnt sich eine Wiederinbetriebnahme? Dieser Frage wollen der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) und die Bahn-Tochter DB Netz AG nachgehen. Sie wollen ermitteln, für welche Strecken Reaktivierungspotenziale bestehen. Das tun sie aber nur für solche Bahnlinien, die ihnen Landkreise, Städte und Gemeinden melden.
Geht es nach dem Willen des Rhein-Hunsrück-Kreises, wird für die seit 2014 endgültig stillgelegte Bahnstrecke Büchenbeuren-Türkismühle ein solches Prüfverfahren eingeleitet. Denn der Kreisausschuss hat jetzt einstimmig beschlossen, für diese Bahnlinie eine mögliche Reaktivierung untersuchen zu lassen.
Angesichts der Tatsache, dass nur wenige Kilometer der Bahnstrecke Rhein-Hunsrücker Territorium tangieren, bleibt abzuwarten, ob sich die Kreise Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg, auf die es ankommt, ebenfalls für ein Prüfverfahren aussprechen.
Das einstimmige Votum im Kreisausschuss für die Anmeldung der Strecke warf auch deshalb keinen Mandatsträger aus der Bahn, weil eine Prüfung den Kreis nichts kostet. Es bedeutet aber nicht, dass dieses Gremium nun geschlossen die Reaktivierung der Bahnlinie herbeisehnt. Im Gegenteil: Die ausgesprochenen Gegner einer Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie wie FWG-Mann Stefan Wickert („Eine Reaktivierung der Hunsrückbahn ist vollkommener Humbug“) oder der Grüne Hans Dunger erwarten von der Prüfung eine Bestätigung ihrer Linie. „Wir erhalten durch die Untersuchung Klarheit, dass die Reaktivierung keinen Sinn macht“, sagte Dunger.
Wie auch Wickert sieht Dunger im Bau eines Radweges auf der Bahntrasse die beste Lösung. Sie konnten sich mit dieser Idee sogar politisch durchsetzen. Auf Antrag der Grünen beschloss der Kreistag am 20. Juli 2015, der Landrat möge sich mit seinen Trier-Saarburger und Bernkastel-Wittlicher Kollegen auf einen Radweg verständigen. Die winkten jedoch ab.
Aber auch Reaktivierungs-Befürworter wie Andreas Nikolay erwarten sich einiges vom Prüfverfahren. „Wir wollen die Reaktivierung der Bahnlinie Langenlonsheim-Hahn, da ist die Fortsetzung von Büchenbeuren nach Türkismühle nur logisch“, sagte der Simmerner Stadtbürgermeister.
Idealerweise mündet die Untersuchung in ein wirtschaftliches und betriebliches Reaktivierungskonzept – mit Kosten-Nutzen-Analyse und einem konkreten Geschäftsmodell für den Streckenbetrieb.