Neue Songs von Klaus Michel
Hunsrück-Rocker stellt neues Soloalbum vor
Klaus Michel präsentiert sein neuestes Soloalbum.
Thomas Torkler

Glücksmomente, schöne und traurige Erinnerungen, Sehnsüchte und Zuversicht: All das bietet das sechste Soloalbum von Klaus Michel. Der Hunsrücker Musiker erzählt, wie seine neuen Songs entstanden sind.

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Mit „Dreaming Of Los Angeles“ geht es los, das neueste Album des Hunsrücker Musikers Klaus Michel. Es ist sein sechstes Werk, das unter seinem eigenen Namen erscheint und am Samstag, 14. Juni, um 19 Uhr live in der Kulturscheune in Kastellaun vorgestellt wird. Mit dabei: Kay Zingler am Bass und Oliver Kölsch am Schlagzeug.

Das Trio wird es auf der Bühne in der Burgstadt ordentlich krachen lassen. Das gilt auch für Songs, die auf dem Album eher verträumt daherkommen. Den Spagat zwischen ausgeklügelten Klangkollagen, sphärisch anmutendem Ambiente und brachial explodierender Rock- bis Punkgitarre kriegt Michel auch in seinem neuen Solowerk wieder hin.

Die Aufnahmen waren „sehr direkt“

Mitgearbeitet hat daran auch der Halsenbacher Tim Greiner, in dessen Studio nicht nur die meisten Aufnahmen zum Album „Strange Future“ entstanden, sondern der unter anderem auch Keyboardsounds beisteuerte. Musikalische Farbtupfer setzten auch Diane King, die zwei Songs mit ihrer Stimme bereicherte, und Martin Huch, der schon auf früheren Michel-Alben diverse Songs mit seiner exzellent gespielten Pedal-Steelgitarre geschmackvoll veredelte – was er übrigens auch bei Fury in the Slaughterhouse tut.

Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet Michel von den Arbeiten an „Strange Future“. Die Aufnahmen seien „sehr direkt“ gewesen. Das gilt sowohl für die Entstehung der Lieder wie auch für den Aufnahmeklang. Geschrieben hat er zehn der zwölf Songs im Oktober 2024 in einem Rutsch, wie er sagt. Der dreiwöchige Besuch seiner Frau bei ihrer Verwandtschaft in Los Angeles habe ihm daheim viele Momente beschert, in denen der Vater zweier erwachsener Kinder sein Leben reflektieren und seine dabei entstandenen Gedanken in Musik kleiden konnte.

Keine Schönfärberei

Der 54-Jährige lässt auf den neuen Liedern keine Schönfärberei zu und serviert den Zuhörern neben verträumten Glücksmomenten, schönen und traurigen Erinnerungen eben auch Trennungsschmerz, Sehnsüchte und Zuversicht. Er offenbart tiefe Einblicke in sein Innerstes, spärlich in Worte gekleidete Gefühle. Es sind Songs zwischen Liebe, Einsamkeit und Vermissen entstanden, wie er selbst es ausdrückt. „Vermisst wird viel auf dem Album“, gibt er zu. „Es sind halt Sachen, die ich erlebe, die ich im Kopf habe und sofort verarbeite“, beschreibt er seine Herangehensweise. Das Resultat: „Die Lieder sind dunkler geworden.“

Michel greift dabei mitunter auch das Tagesgeschehen auf, wie im Lied „Bédoin“. Darin thematisiert er ein schreckliches Ereignis, das im November 2024 weltweit für Aufsehen und Bestürzung sorgte: Gisèle Pelicot aus Südfrankreich wurde jahrelang von ihrem Ehemann betäubt, vergewaltigt und anderen Männern zum Missbrauch angeboten. Ein Gericht in Avignon verurteilte den Angeklagten zu 20 Jahren Haft. Wie findet eine solche Horrorgeschichte ihren Weg auf ein Album eines Hunsrücker Musikers? Zufall – oder auch nicht? Klaus Michel lässt Dinge eben auf sich wirken.

Klaus Michel präsentiert sein neuestes Soloalbum.
Thomas Torkler

Neben seiner Musik gilt seine andere Leidenschaft dem Rennrad. Ein Radsport-Monument ist der Mont Ventoux in der Provence, den Michel schon mit seiner Frau hinaufgefahren ist. Einquartiert war er zuletzt in Bédoin, ein kleiner Ort am Fuß des Berges. Das Verbrechen ereignete sich im Nachbarort von Bédoin. „Ich bin zigmal an dem Haus vorbeigefahren“, schildert Michel seine Empfindungen, als in der Region die Nachrichten über die schlimmen Leiden der Frau allgegenwärtig waren.

Michel braucht dann nur wenige Worte, um Stimmungen zu transportieren. Den Rest erledigt die musikalische Ausgestaltung. „Wenn ich im Studio bin, dann ist das mein Instrument“, beschreibt er sein Tüfteln zwischen puren und extrem verfremdeten Gitarrensounds. Und die bersten mitunter mitten rein in verträumt anmutende Passagen einer lässig geschlagenen Akustikgitarre – krachend, explosiv, bewusst schräg gegen allen Wohlklang und rhythmische Vorgaben. „Solche Gitarrenattacken sind auch Worte“, sagt Michel. Beim verträumten „Dreaming of Los Angeles“ sind die Sehnsucht und das Vermissen greifbar. Krachende „Störfeuer“ der Brachialgitarre spiegeln eben dann aber auch Verzweiflung und Schmerz wider. Strange Future.

Soloalbum Nummer sieben wächst bereits

Als nach dem Jahreswechsel alle Songs aufgenommen waren, ließ sie Michel wie gewöhnlich erst mal zwei Monate sacken. Erst dann erhielt die Musik im MerlinSound-Studio in Neuwied bei Peter Dümmler mit dem finalen Mix ihren letzten Schliff. Jetzt soll es damit auf die Bühne gehen. Dazu probt Michel mit Kay Zingler und Oliver Kölsch und lotet aus, wie sich die neuen Songs in ein rockigeres Bandgewand einfügen lassen, damit sie nicht nur auf dem Album funktionieren. In Kastellaun werden am 14. Juni sechs oder sieben der neuen Lieder dann ein anderes, raueres Gesicht zeigen.

Seinen Arbeitsrhythmus möchte Klaus Michel gern beibehalten. „Alle eineinhalb Jahre ein Album finde ich super. Solange ich noch Ideen habe“, sagt der Musiker, der Leiter der Kita Rappelkiste in Gödenroth ist, sein Hauptberuf, dem er sich mit mindestens so viel Leidenschaft widmet wie dem Rennrad und seiner Musik. Und die spukt bereits – nach dem Album ist vor dem Album – in seinem Kopf herum. Ein paar neue Ideen hat er schon mit dem Smartphone festgehalten. Soloalbum Nummer sieben wächst also langsam heran.

CD-Release-Party von „Strange Future“ mit Klaus Michel, Kay Zingler und Oliver Kölsch am Samstag, 14. Juni, um 19 Uhr in der Kulturscheune in Kastellaun

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