Übernachten im Hunsrück und am Mittelrhein ist in einigen Häusern durch gestiegene Energiepreise teurer geworden
Hotels in der Region Rhein-Hunsrück: Teils Zimmerpreise angehoben
Wie viele andere Hotels im Kreisgebiet setzt das Weinhotel Landsknecht in St. Goar seit ein paar Jahren auf Fotovoltaik und Solarthermie. Foto: sub
Suzanne Breitbach

Übernachten im Hunsrück und am Mittelrhein ist in einigen Häusern durch gestiegene Energiepreise teurer geworden.

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Wie viele andere Hotels im Kreisgebiet setzt das Weinhotel Landsknecht in St. Goar seit ein paar Jahren auf Fotovoltaik und Solarthermie. Foto: sub
Suzanne Breitbach

Steigende Energiepreise beschäftigen auch weiterhin Hotels. So ebenfalls in der Region Hunsrück und am Mittelrhein. Martina Lorenz vom Weinhotel Landsknecht in St. Goar hat einen Stromliefervertrag mit alten Preisen. Für wohlige Wärme in ihrem Hotel sorgt sie mit einer Ölheizung. Anfang 2022, noch vor dem Ukraine-Krieg, hat sie sich mit Heizöl eingedeckt. Aus diesem Grund hat sie keinen Energieaufschlag erhoben. „Wir haben keinen Wellnessbereich. Die Energiepreise sind für uns überschaubar. In anderen Bereichen ist die Preisschraube nach oben gegangen. Preise für Handwerker und Wareneinkauf sowie die Personalkosten sind exorbitant gestiegen und haben unsere Kalkulation belastet“, sagt Lorenz.

Wenige Kilometer entfernt thront das Hotel Schloss Rheinfels auf dem Berg oberhalb von St. Goar. Das Hotel verfügt über einen großen Wellnessbereich. Bereits auf seiner Internetseite weist das Hotel auf die stark gestiegenen Energiepreise hin. Seit dem 1. September 2022 berechnet das Hotel Schloss Rheinfels für neue Buchungen und Reservierungen einen Energiekostenzuschlag von 3,50 Euro pro Zimmer und Nacht.

Separater Energieaufschlag

Ähnlich handhabt es das Rheinhotel Bellevue in der Bopparder Rheinallee, das auf Prognosen und Preisen von Herbst 2022 berechnet und entschieden hat, den Energieaufschlag separat auszuweisen. „Wir haben die Ratenstruktur nicht verändert, um transparent zu bleiben“, sagt Geschäftsführer Marek Gawel. Pro Person und pro Tag berechnet das Bopparder 4-Sterne-Superior-Haus 3,50 Euro in den Monaten Oktober und März, für November und Februar 4 Euro und für Dezember und Januar 4,50 Euro. Basis sind die Verbrauchswerte und die monatlichen Temperaturen aus der Vergangenheit.

Wie Gawel weiter erläutert, sind die Energiekosten drastisch gestiegen. Bei den Preisen vom Spätherbst hatte er Mehrkosten für Energie auf plus 270 Prozent berechnet. Mit Einführung der Preisbremsen und einer anteiligen Beruhigung am Energiemarkt, der nur verzögert und nicht im vollen Umfang beim Verbraucher ankommt, liegt die tatsächliche Energiebelastung bei unter 200 Prozent. Hauptenergieträger für die Heizungen in den Betrieben der Familie Gawel ist Gas, der Verbrauch liegt pro Jahr bei weit über 1 Million Kilowattstunden Gas.

Gäste zeigen Verständnis

Wie haben die Übernachtungsgäste auf den Energieaufschlag reagiert? Nur bei Neubuchungen wurde der Energieaufschlag angewendet und in Form eines Mailings an die Gäste kommuniziert. „Zu Beginn waren die Gäste eher negativ eingestellt, aber nach ein paar Wochen war es schon weniger ein Thema“, sagt Gawel. Viele Übernachtungsgäste zeigten auch Verständnis.

In den vergangenen 18 Monaten hat die Hoteliersfamilie Gawel in Solaranlagen investiert, mit denen mittlerweile über ein Drittel des Gesamtbedarfs abgedeckt wird. Teile der Investitionen wurden noch vor dem Anstieg getätigt bzw. in Auftrag gegeben. Die komplette Wasserversorgung im Hotel Bellevue wird mittels Solarthermie beheizt. Dazu wurden ein umfangreiches internes Energieaudit und eine intelligente Heizungssteuerung in allen Zimmern realisiert.

Transparent ausweisen

Warum wurde nicht einfach der Übernachtungspreis angehoben? Marek Gawel wollte das Ganze transparent ausweisen. Zudem gibt es Rahmenverträge im Tourismus, die lange im Voraus vereinbart werden. Diese zu ändern sei nicht immer leicht. Mit der Ausweisung des Aufschlags werden alle Preise bei unterschiedlichen Anbietern gleichbehandelt.

Hoch über der Stadt Oberwesel ist das Hotel Schönburg in historischem Gemäuer eine gute Adresse und beherbergt viele internationale Gäste. „Wir sind glimpflich durch die Energiekreise durch einen Großvertrag gekommen, der zum Jahresende ausläuft. Sollte es in diesem Jahr zu Preissteigerungen wegen Energie kommen, werden wir diese nicht separat ausweisen, sondern im Endpreis für den Gast einkalkulieren“, sagt Geschäftsführer Johann Hüttl.

Alle Kosten berücksichtigen

Andreas Stüber vom Rhein-Hotel & Stübers Restaurant in Bacharach sieht eine zusätzliche Energiekostenpauschale möglicherweise als umstritten an. Er hat für den Hotelbereich keinen Aufschlag verlangt. „Das muss in der Low Saison mit einkalkuliert werden. Alle Kosten sind bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen“, sagt er. Der Dehoga-Kreisvorsitzende Josef Mayer hat in seiner aktiven Geschäftszeit die Übernachtungskosten genauso wie die Vorstandskollegen vom Dehoga ohne Aufschläge für Energie kalkuliert. „Der Gast will einen Endpreis. Wie der Preis aufgeschlüsselt ist, interessiert nur das Finanzamt“, erklärt Mayer.

Im Rahmen einer Dehoga-Umfrage schreibt Martina Bast vom Landhotel Karrenberg in Kirchberg: „Wir haben wohl die Preise erhöht, weisen aber keine Zulage aus. Wie viel Rechnungspapier bräuchten wir, würden wir alle Teuerungen aufführen?“ Dazu hat auch Matthias Klein vom Hotel „Zum Felsenkeller“ in Sohren eine Meinung. „Keine Energiezulage, wir haben die Übernachtungspreise leicht angepasst, um die Summe aller Preiserhöhungen abzumildern.“

Stefan Mayer vom „Landgasthof Eiserne Ritter“ nimmt zum Thema Energiekosten ebenfalls Stellung. „Wir kalkulieren vor jeder Saison die Preise so, dass wir alle Kosten, inklusive der Energiekosten, in unserer Kalkulation berücksichtigen. Unvorhersehbare Ereignisse wie Seuchen, Naturkatastrophen oder Kriege können nicht punktuell eingepreist werden. Das ist das von vielen nicht wahrgenommene unternehmerische Risiko, dass man mit der Selbstständigkeit eingeht!“

Heizungen etwas heruntergedreht

Das Hotel-Restaurant Bergschlösschen in Simmern musste seine Preise für Zimmer erhöhen. „Wir heben allgemein die Preise an, auch wegen der gestiegenen Lebensmittelkosten“, erklärt Claudia Hubert, Geschäftsführerin des Hotels, auf Anfrage der Rhein-Hunsrück-Zeitung. Die Heizungen, die mit Erdöl betrieben werden, seien in den Zimmern etwas heruntergedreht worden, worauf das Team des Hotels vermehrt achte. Gäste können die Heizung aber selbst wieder hochdrehen. Das Hotel bietet 20 Zweibettzimmer und zwei Einzelzimmer. Bei Mehrfachbelegung können so bis zu 46 Personen übernachten. Einen Wellnessbereich hat das Bergschlösschen nicht und sei daher von den gestiegenen Energiepreisen nicht besonders betroffen.

Martina Enseleit vom Hotel und Wirtshaus Domäne am See in Simmern berichtet, dass sie bereits im vergangenen Jahr die Preise um etwa zehn Prozent angehoben habe. Für die Gäste sei das „völlig in Ordnung“, sagt sie. Das Hotel verfügt über acht Zimmer. Außerdem sparen sie im Hotel an Strom. Besonders betroffen von den gestiegenen Energiepreisen, etwa durch eine Gasheizung, seien sie aber nicht.

Das Hotel Moxy in Simmern hat seine Preise für Übernachtungen angehoben. Foto: Thomas Torkler
Thomas Torkler

Das Hotel Moxy in Simmern gehört zum Hotelunternehmen Mariott International, hat 96 Zimmer und kann insgesamt 192 Gäste beherbergen. Die Beherbergungseinrichtung hat die Preise „leicht angehoben“, schildert Elena Heinecke, Leiterin des Hotels, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Kosten für ein Zimmer habe das Hotel um zwei bis fünf Euro erhöht. Besonders betroffen von den gestiegenen Energiepreisen seien sie nicht, aber: „Die Stromkosten sind schon stark angestiegen“, erklärt Heinecke. Beim Moxy handelt es sich um ein neues Haus, da das Hotel erst im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Daher ist beispielsweise eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach installiert. „Wir schauen, dass wir aus der Natur Energie gewinnen“, betont Elena Heinecke.

Guido Brachtendorf, Mitgeschäftsführer vom Landgasthof und Hotel „Altes Stadttor“ in Kastellaun, erklärt auf Anfrage, dass sie die Preise für die Zimmer anheben mussten. Ingesamt bietet das Hotel zehn Zimmer. Ein Doppelzimmer kostet 100 Euro (50 Euro pro Person) statt 95 Euro pro Nacht. Ein Einzelzimmer kann für 65 statt vorher 62 Euro pro Nacht gebucht werden. Von den Gästen habe er bisher keine Rückmeldung dazubekommen. „Die Leute wissen selbst, dass alles teurer geworden ist“, sagt er. Während eine Privatperson mit gestiegenen Preisen im Bereich der Lebensmittel, Strom und Gas zu kämpfen habe, kämen für Unternehmen zusätzlich noch die Personalkosten hinzu. Das Hotel sei außerdem besonders betroffen, da es über eine Gasheizung verfügt, sagt Guido Brachtendorf.

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