Stadtbürgermeister Falko Hönisch (SPD) hat in der jüngsten Stadtratssitzung eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, die den Umbau des ehemaligen Weinbauamts „Am Hafen 2“ als neuen Kita-Standort prüfen soll. Dazu lud Hönisch zwei Mitarbeiter des Koblenzer Architekturbüros Becker und Elbert ein, die den Stadtratsmitgliedern die Visualisierungen und detaillierten Raumpläne veranschaulichten.
Der Studie zufolge sind rund um das alte Bestandsgebäude „Am Hafen 2“ die Bedingungen für eine Umsetzung als Kita-Standort gegeben, worüber sich vor allem Stadtbürgermeister Hönisch erfreut zeigte: „Ich bin glücklich über diesen tollen Entwurf“. Die Lage des historischen Gebäudes „Am Hafen 2“ – ein Kulturdenkmal aus dem Jahr 1898 und ehemals Sitz des Amtsgerichts und der staatlichen Beratungs- und Weiterbildungsstelle für Weinbau – ist laut Machbarkeitsstudie nicht nur gut, weil zentral, sondern lasse sich beispielsweise auch brandsicher umbauen durch den Bau einer Stahlaußentreppe.
Gleichzeitig wird deutlich, dass allein das sanierte Bestandsgebäude nicht ausreichen würde, um die derzeitigen und spätestens seit 2018 durch das Kita-Gesetz verbindlichen Anforderungen zu erfüllen. Denn eine Mensa – besonders wichtig für die Ganztagsbetreuung – hätte im ehemaligen Weinbauamt keinen Platz mehr, zumal zusätzliche Flächen für den Speiseraum, die Küche samt Lager sowie Räume für das Küchenpersonal einzuplanen wären. Die Essensversorgung mit Tiefkühlkost erfordert demnach eine großzügig dimensionierte Küche. Darüber hinaus kann die erwünschte Anzahl an Gruppen im Bestandsgebäude „Am Hafen 2“ nicht untergebracht werden, und nicht alle Räume erfüllen die erforderlichen Raumgrößen.
Synergieeffekte durch Verbindung
Als Lösung sieht die Machbarkeitsstudie einen Erweiterungsbau vor: Ein sogenanntes Eingangsgebäude zwischen der Kita und der benachbarten Grundschule soll demnach nicht nur das Platzproblem auflösen, sondern auch Synergieeffekte schaffen.
Aus Sicht von Bürgermeister Hönisch ist die Synergie, die durch den Verbindungsbau entstehen würde, das schlagende Argument für den Lösungsentwurf: „Auf diese Weise können sowohl Schüler als auch Kitakinder die Küche oder andere Räume nutzen. So müssen wir nicht für jede Institution separat planen, sparen Steuergeld ein und schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe.“ Die Speisung der Schulkinder findet derzeit ausgelagert in der Rheinfelshalle statt, weil im Grundschulgebäude kein Platz ist.
Das Verbindungsgebäude sieht dem Entwurf nach auf drei Stockwerken (Keller nicht mitgezählt) ein großes Foyer, einen Mehrzweckraum, mehrere Speiseräume für Kita- und Schulkinder, eine Kreativfläche sowie die Mensaküche vor. Durch die sich dann ergebende direkte Verbindung soll auch das Schulgebäude in den Kitabetrieb eingebunden werden können: Ein Mehrzweck- und ein Computerraum im Erdgeschoss kämen bei Bedarf für Kitagruppen infrage.
Aus der SPD-Fraktion, die im Stadtrat die absolute Mehrheit hat, wurde der in der Machbarkeitsstudie vorgestellte Entwurf begrüßt, wenngleich darauf gepocht wurde, das künftig folgende Detailplanungen im Stadtrat diskutiert werden und das Projekt finanzierbar sein müsse. Aus der CDU-Fraktion kamen sodann kritische Rückfragen zum vorgestellten Entwurf. Martin Philipps (CDU) wollte wissen, ob bei einer Realisierung die derzeitige Kita bestehen bleibe. Die Antwort von Bürgermeister Hönisch lautete: „Ob die alte Kita obsolet wird, wird ganz vom Bedarf abhängen. Den kann niemand vorhersehen.“ Kerstin Arend-Langenbach (CDU) hielt den Architektenentwurf zwar für gelungen, hat aber auch Kritik übrig: „Ich würde es nicht gut finden, wenn Kitagruppen dann im alten und neuen Kita-Gebäude räumlich getrennt werden.“
Kritik an potenzieller Kita-Trennung
Ihre Frage an die Architekten und die Verwaltung, ob man den Neubau des Verbindungsgebäudes nicht höher bauen könne, um genug Platz für alle Kinder zu haben, wurde als Anregung aufgenommen für den nächsten Entwurfsschritt. Bürgermeister Hönisch kann sich vorstellen, dass man im bisherigen Kitagebäude künftig Krippenkinder unterbringt.
Ex-Bürgermeister Peter Ockenfels (SPD) warf abschließend ein: „Dieser Entwurf stellt einen Hoffnungsschimmer dar, um beim Kita-Problem voranzukommen. Vor allem auch in dieser Lage.“
Das Bauprojekt will Hönisch teilfinanzieren über Landes- und Kreis-Fördermittel beispielsweise für Ganztagsschulbetreuung, zur barrierefreien Erschließung von Schulgebäuden, für die Schaffung einer neuen Kita, und Fördermöglichkeiten für bis zu 50 Kitaplätze.
Der Kostenrahmen für die Sanierung des Gebäudes „Am Hafen 2“ liegt bei 2,69 Millionen Euro brutto, der Neubau bei 2,47 Millionen Euro (jeweils inklusive Baunebenkosten). Ein Treppenturm als obligatorischer Rettungsweg und Plattformlift würde 612.500 Euro brutto kosten, wäre bei der Zwischenbaurealisierung aber überflüssig, weil dann ausreichend Rettungswege vorhanden wären.
Die Machbarkeitsstudie wurde den Stadtratsmitgliedern vom Bürgermeister für eine tiefer gehende Auseinandersetzung zur Verfügung gestellt und steht zunächst nicht zur Abstimmung. Laut Bürgermeister Hönisch sollen im Dezember weitere Schritte erfolgen, etwa die mögliche Vorbereitung des Kaufs der Immobilie und die Prüfung, welche Fördermittel infrage kommen.