Leiterin geht nach 16 Jahren
HJG Simmern verabschiedet Direktorin Elke Gresch
Regierungsschuldirektorin Andrea Becker (links) übergab die Entlassungsurkunde. Elke Gresch überreichte ihrem Nachfolger Studiendirektor Markus Quotschalla die Schulglocke.
Werner Dupuis

Elke Gresch war 16 Jahre lang Direktorin des Herzog-Johann-Gymnasiums Simmern. Nun haben sie Schüler, Kollegium, Weggefährten und Gäste in den Ruhestand verabschiedet. Gresch fand zum Abschied eindrückliche Worte zur Zukunft der Schule:

Respekt, Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Offenheit und Toleranz, mit diesen Eigenschaften charakterisierte Studiendirektor Markus Quotschalla Oberstudiendirektorin Elke Gresch bei deren Verabschiedung in den Ruhestand nach 16 Jahren an der Spitze des Herzog-Johann-Gymnasiums Simmern (HJG). Alle Redner würdigten einhellig Greschs uneingeschränktes Engagement für die Schüler und die Schule. Quotschalla, der die vergangenen vier Jahre ihr Stellvertreter war, übernimmt die Leitung des HJG.

„Die Erweiterung der Horizonte ihrer Schüler lag Ihnen von Beginn ihrer Lehrtätigkeit ganz besonders am Herzen“, sagte die leitende Regierungsschuldirektorin Andrea Becker bei der feierlichen Verabschiedung, in Anwesenheit von Vertretern aus Kommunalpolitik und Wirtschaft, dem Lehrerkollegium, von Eltern, ehemaligen und aktuellen Schülern.

Geboren 1960 in Boppard studierte Gresch nach dem Abitur Physik, Chemie und Geographie. Dieser naturwissenschaftliche Schwerpunkt zieht sich wie ein roter Faden durch ihr gesamtes Berufsleben. Erste Station ihres pädagogischen Wirkens war das Lina-Hilger- Gymnasium (LiHi) in Bad Kreuznach. Hier profilierte sie sich schnell als gradlinige Gesprächspartnerin, mit selbstbewusstem Auftreten und ihrer ureigenen nüchtern-sachlichen Art. „Typisch für die Gattung Naturwissenschaftlerin“, so Schuldirektorin Becker in ihrer Laudatio. Von ihrem damaligen Direktor wurde sie als Glücksfall beschrieben, wie er Schulen nur selten zuteilwürde. Sowohl als Fachlehrerin, Pädagogin, als auch als Multimediaexpertin sei sie eine Ausnahmeerscheinung. Rasch stieg sie auf bis zur Leitungsebene des LiHi.

Um Adieu zu sagen kamen Kommunalpolitiker, Vertreter der Wirtschaft, Kollegen und Schüler in die Aula des Herzog-Johann-Gymnasiums zur Verbabschiedung von Schulleiterin Gresch.
Werner Dupuis

2009 kam der Ruf nach Simmern. Elke Gresch wechselte von der Nahe in den Hunsrück und übernahm als erste Frau in der langen Galerie der Direktoren den Chefsessel in dem ehrwürdigen, auf seine Tradition so stolzen Gymnasium. Es folgten über 16 für sie und die Schule erfolgreiche Jahre. 2017 wurde beispielsweise das HJG in das nationale Excellence-Schulnetzwerk (MINT-EC) aufgenommen.

Als eine Schule mit Anspruch, mit Niveau und Tradition beschrieb der Simmerner Stadtbürgermeister Andreas Nikolay das HJG. Er ist auch Vorsitzender der Günter-Felke-Stiftung, die herausragende Leitungen von Schülern des Gymnasiums fördert. Unter Greschs Leitung sei es gelungen, den klassischen Fächerkanon mit den MINT-Fächern zu verbinden. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Aber auch musische und künstlerische Begabungen hätten weiter ihren Raum gehabt. Kooperationen mit anderen Institutionen und Kommunen habe sie stets gefördert. Mit einem Augenzwinkern verwies Nikolay auf den Simmerner Weinberg am Wingertsberg, wo in Kooperation zwischen Stadt und HJG nach anfänglich purem Essig mittlerweile ein wohlschmeckender Wein erzeugt würde. Landrat Volker Boch, die Vorsitzende des Schulelternbeirates Silke Küllmer schlossen sich an. Mit Videobotschaften und Musik bedankten sich Schüler und Lehrer bei ihrer geschätzten Direktorin.

Die Zukunft der Schule werde entscheidend davon bestimmt werden, wie sie mit künstlicher Intelligenz (KI) umzugehen verstehe, sagte die scheidende Oberstudiendirektorin in ihrem Dankes-und Schlusswort. Eine sich so schnell verändernde Technik richtig anzuwenden, ihr zu vertrauen und sie zu beherrschen – das werde nur dann gelingen, wenn Schule und Elternhaus die Kinder und Jugendlichen gemeinsam, noch mehr als bisher, zum kritischen Denken und Handeln erziehen. „Aufklärung und Klarheit sind gefordert, um die uns Anvertrauten dazu fähig zu machen, damit sie fern aller Verlockungen und bequemer Problemlösungen nicht blind vertrauend diesen neuen Entwicklungen erliegen“, so Gresch wörtlich. Einen hohen Wert misst sie dabei der ethischen Medienerziehung bei, um Angebote einschätzen zu können und um gegen Mobbing und Ausgrenzung gewappnet zu sein.

Musikalisch umrahmt wurde die Verabschiedung der langjährigen Schulleiterin Elke Gresch sowohl von einem Chor der Lehrer als auch von einem Ensemble der Schüler.
Dupuis Werner. Werner Dupuis

Während ihrer 16-jährigen Amtszeit habe sich viel verändert, habe sie viel erlebt und gelernt. Unterricht und Pädagogik hätten sich ständig verändert, alle Beteiligten mussten sich permanent neuen Herausforderungen stellen. „Es sei eine Riesenaufgabe für Schule und Lehrer, die Schüler kompetent und individuell zu unterrichten, auf den späteren Beruf vorzubereiten und gleichzeitig eine immer größere Zahl von Kindern mit sozialen und psychischen Problemen aufzufangen“, sagt Gresch. Die Lebenswelt nicht nur der sogenannten „Problemkinder“ habe sich gewandelt, der Verrohung der Sprache, der Gewaltbereitschaft und dem Werteverlust seien die Schüler heute viel früher ausgesetzt. Deshalb müsse man die im Leitbild des HJG formulierten, ethischen Erziehungsziele heute noch deutlicher einfordern als in der Vergangenheit. Eine gut funktionierende Schulgemeinschaft müsse sich ein Hauptgewicht ihres Wirkens nicht nur auf die Vermittlung der Lerninhalte, sondern auch auf Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Toleranz legen.

Mit Standing Ovations wurde Oberstudiendirektorin Elke Gresch von Schülern, ihrem Kollegium, Weggefährten und Gästen in ihren Ruhestand verabschiedet.

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