Im Rhein-Hunsrück-Kreis und der Region finden zum Tag des offenen Denkmals Aktionen statt
Historische Gebäude neu entdecken: Rhein-Hunsrücker Denkmäler öffnen ihre Pforten
Die Kirche in Rayerschied öffnet in diesem Jahr zum ersten Mal anlässlich des Tags des offenen Denkmals ihre Pforten. Charakteristisch ist der rund 35 Meter hohe Turm, der auch von den umliegenden Orten aus zu sehen ist. Foto: Kirchengemeinde
Kirchengemeinde

Rhein-Hunsrück. Zum Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag, 11. September, der in diesem Jahr unter dem Motto „KulturSpur“ steht, öffnen viele Einrichtungen auch im Rhein-Hunsrück-Kreis ihre Pforten. Dazu zählen etwa die Burg Schöneck in Boppard oder das Heimathaus in Kirchberg.

Auch mit dabei: das Heimathaus in Kirchberg. Foto: Archiv Werner Dupuis
Werner Dupuis

In letzterem sind von 12 bis 17 Uhr gleich drei verschiedene Ausstellungen zu sehen. Das historische Ereignis am 23. Februar, bei dem die Stahlglocken von 1949 im Turm der St. Michaelskirche Kirchberg entfernt und durch Bronzeglocken aus der profanierten Kirche St. Paulus in Trier ersetzt wurden, hat Harald Wüllenweber fotografiert. Außerdem konnte er noch den erforderlichen Neuguss der vierten Glocke im französischen Straßburg dokumentieren. Dank großformatiger Fotos lässt sich dieses historische Ereignis nachvollziehen. Mit der 1868 in Kirchberg geborenen Schriftstellerin Nanny Lambrecht und ihrem literarischen Nachlass kreierte das Team des Förderkreises Heimat zu Haus um Christa Lorenz zudem eine Stube, die in die Zeit von Nanny Lambrecht um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zurückführt. Hier sind Bücher und Möbelstücke aus dieser Zeit ausgestellt.

Der dritte Themenkomplex zum Tag des offenen Denkmals beschäftigt sich mit historischen Büchern. Dazu zählt auch eine hebräische Bibel aus dem Jahr 1716. Die in Schweinsleder gebundene Bibel ist nach mehr als 300 Jahren noch sehr gut erhalten. Auf dem Buchrücken befindet sich eine nicht mehr lesbare Registrierung. Es könnte sich dabei um ein Exemplar aus der ehemaligen Karmeliterbibliothek aus dem Pfarrhaus handeln. Der Beilsteiner Karmeliterorden stellte von 1688 bis 1756 die Priester für Kirchberg. Ebenfalls ausgestellt ist eine Lutherbibel aus dem Jahr 1767.

Erstmals beteiligt sich die Rayerschieder Pfarrkirche am Tag des offenen Denkmals. Die Kirche aus dem Jahr 1896 mit dem markanten 35 Meter hohen Kirchturm prägt das Ortsbild der Gemeinde. Interessant ist hierbei, dass der Kirchturm von allen Punkten der zur Pfarreiengemeinschaft gehörenden Dörfer gesehen werden kann. Die Kirche ist dem heiligen Johannes Nepomuk, einem aus Prag stammenden Pfarrer, gewidmet. Eine Kapelle bestand bereits 1361. Stifter waren die Ritter von Schöneberg auf Wesel. Nach der Reformation zerfiel diese Kapelle, wurde aber um 1620 wieder aufgebaut und mit der Pfarrei Schöneberg vereinigt (1706). Im Jahre 1896 wurde die neue Kirche nach den Plänen von Johann-Heinrich Withaase dem Diözesanbaumeister des Erzbistums Köln im neugotischen Stil erbaut. Besichtigt werden kann die Kirche von 11.30 bis 18 Uhr.

Die Kirche in Rayerschied öffnet in diesem Jahr zum ersten Mal anlässlich des Tags des offenen Denkmals ihre Pforten. Charakteristisch ist der rund 35 Meter hohe Turm, der auch von den umliegenden Orten aus zu sehen ist. Foto: Kirchengemeinde
Kirchengemeinde

Die Burg Schöneck in Boppard öffnet am Sonntag ab 11 Uhr ebenfalls ihre Türen. Im Zwei-Stunden-Takt finden hier 30-minütige Führungen statt. Als Reichsministerialburg um 1200 durch Konrad von Boppard erbaut, liegt das Schloss hoch über der Ehrbachklamm. Die Burg verfiel mehrfach, wurde aber immer wieder aufgebaut. Im 19. Jahrhundert erfolgte der Bau der heute genutzten Gebäudeteile. Von 1910 bis 1922 diente die Burg als Sommersitz des Malers Wilhelm Steinhausen, wo er zahllose Landschaftsgemälde und Porträts schuf. Seither ist sie im Besitz der Familienstiftung.

Auf den Spuren der jüdischen Gemeinde in Laufersweiler können sich die Besucher der Synagoge in der Zeit von 12 bis 15.30 Uhr begeben. Hier bieten Christof Pies und Hans-Werner Johann Führungen an. Das heutige Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum für das Landjudentum wurde 1825 erstmals erwähnt, ist 1839 abgebrannt, 1844 gab es einen Nachfolgebau und 1909 wurde es erneut abgerissen. 1911 folgte die Eröffnung des heutigen Gebäudes, 1938 wurde es geschändet und im Inneren zerstört. 1955 erwarb die Gemeinde das Gebäude und baute es um. Seit 1985 steht es unter Denkmalschutz, ehe es kurz darauf restauriert und als Mahn- und Gedenkstätte wiedereröffnet wurde.

Besondere Geschichte und Geschichten können die Besucher in der Stiftskirche St. Goar erleben. Um 14 und 15.30 Uhr finden hier jeweils einstündige Führungen statt. Die Kirche wurde bereits im 8. Jahrhundert errichtet und vermutlich im Jahr 772 geweiht. Sie gehörte zur Abtei Prüm, ältester Teil ist die Krypta aus dem 12. Jahrhundert. Zum Abschluss des Tages findet um 17 Uhr ein Konzert statt. Auf dem Programm steht Johannes Brahms' „Die schöne Magelone“, Op. 33.

Auch die Wernerkapelle, das Wahrzeichen von Bacharach, kann jeweils um 11, 14, 15 und 16 Uhr besichtigt werden. Der Außenbereich ist jederzeit zugänglich. Von 10 bis 18 Uhr ist außerdem der Holzmarktturm am Steeger Tor für Besucher zugänglich. Er ist einer von ehemals 16 Türmen der mittelalterlichen Stadtbefestigung aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Von dort wurde an der Nordwestecke der Stadt die durch Steeg führende Straße auf den Hunsrück kontrolliert. Der anschließende Abschnitt der Stadtmauer zum „Liebesturm“ ist in voller Höhe erhalten.

Weitere Denkmäler entlang des Rheins können am Sonntag besichtigt werden. Etwa die im 13. Jahrhundert erbaute Clemenskapelle in Trechtingshausen, sie ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Auch die Stadt Bingen beteiligt sich mit verschiedenen Führungen am Tag des offenen Denkmals. Es gilt, der KulturSpur zu folgen und die Denkmäler („Tatorte“) der Stadt zu besichtigen. Mit fachkundigen Führungen und Ausstellungen bieten sich vielfältige Möglichkeiten, den Tag abwechslungsreich zu gestalten: Das Museum am Strom lädt um 11 Uhr zu einer kostenlosen Führung zur „Geschichte des Hauses als Kulturdenkmal“ ein. Ebenfalls am Rheinufer lockt um 14 Uhr eine Vorführung des Alten Krans, bei der die Funktionsweise dieses technischen Denkmals anschaulich vor Augen geführt wird. Der prächtige christliche Bau der Basilika Sankt Martin wurde vermutlich auf den Fundamenten eines römischen Tempels erbaut. Sie öffnet ihre Pforten von 11 bis 17 Uhr. Zusätzlich werden Führungen um 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr angeboten.

Der Burgturm auf der Burg Klopp wird von 8 bis 18 Uhr geöffnet sein und bietet neben der imposanten Aussicht auf Bingen auch die Möglichkeit, sich in ein Gästebuch im Besucherzimmer des Burgturms einzutragen.

Unvermutetes verbirgt sich unter dem letzten Bogen der Drususbrücke: Dort kann die Brückenkapelle von 10 bis 16 Uhr besucht werden. Die 1895 im neugotischen Stil errichtete Rochuskapelle gewährt dem interessierten Besucher Einlass von 14 bis 17 Uhr. Die Evangelische Christuskirche Büdesheim kann von 11 bis 15 Uhr ebenso besichtigt werden wie die Alte Pfarrkirche St. Gordianus und Epimachus in Dietersheim, die von 9 bis 18 Uhr geöffnet ist. In Bingerbrück wird das Rupertsberger Hildegard-Gewölbe von 10 bis 17 Uhr zugänglich gemacht. Auch im Hildegardzentrum auf dem Rupertsberg kann man von 11 bis 18 Uhr anhand digitaler Führungen mit dem medialen Kirchensystem auf direkte Tuchfühlung mit der prominenten Äbtissin des Mittelalters gehen. Die Gustav-Adolf-Jubiläumskirche öffnet von 12 bis 18 Uhr ihre Pforten. Ein Programm für die ganze Familie bietet die Villa Rustica im Binger Wald von 10 bis 16 Uhr. red

Weitere Informationen zum deutschlandweiten Programm gibt es unter www.tag-des-offenen-denkmals.de

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