Die Jubilarin hat zwei Weltkriege und die spanische Grippe überlebt. Aufgrund der Corona-Pandemie verzichtet sie auf persönliche Besuche zu ihrem Geburtstag, um sich keiner Ansteckungsgefahr auszusetzen. Sie freut sich aber natürlich über schriftliche Glückwünsche, auch seitens der offiziellen Gratulanten, die natürlich diesmal von einem Hausbesuch abgesehen haben. Geschenke zu ihrem Ehrentag lehnt die Jubilarin ab. Alternativ bittet sie, für „Brot für die Welt“ zu spenden.
Anneliese Thorn wurde am 28. Mai 1915 in Oberwesel geboren. Sie ging hier zur Schule, machte eine Lehre als Bürokauffrau und hat diesen Beruf mit wenigen Unterbrechungen bis 1988 ausgeübt. Da war sie bereits im 73. Lebensjahr. Stationen ihres Arbeitslebens waren verschiedene Hotels, Metzgereien und Weinbaubetriebe in der Region.
1939 heiratete sie den Postbeamten Willi Thorn in einer Kriegstrauung, bevor er an die Front musste. Wenige Jahre später wurden die beiden Söhne geboren. 1999 feierten die Eheleute Thorn noch Diamantene Hochzeit, ein halbes Jahr später verstarb der Ehemann der Jubilarin.
Anneliese Thorn lebt gemeinsam mit einem Sohn im eigenen Haus, ist geistig noch sehr rege, liest Bücher und Zeitungen und schreibt noch mit viel Elan. Der zweite Sohn lebt mit seiner Familie im Schwarzwald. Sie versorgt nach wie vor ihren Haushalt, putzt, wäscht und kocht. Ihren Garten hält die alte Dame noch immer selbst in Ordnung, es werden aber keine neuen Pflanzen mehr gesetzt. Kreuzwort- und Sudoku-Rätsel bereiten der 105-Jährigen große Freude. „Nicht ruhen und immer viel arbeiten und sich bewegen“, ist das Lebensmotto von Anneliese Thorn. Wenn das Wetter mitspielt, läuft sie jeden Tag mindestens zwei Kilometer zum Friedhof oder zum Einkaufen. Und auch ihre Post- und Bankgeschäfte erledigt sie noch immer selbstständig.
Bevor die Corona-Pandemie ihren Lauf nahm, ging Anneliese Thorn zu jedem Gottesdienst in die evangelische Kirche Oberwesel. Ihr einziges gesundheitliches Handicap ist ihre Schwerhörigkeit. „Ich höre nicht mehr, was der Pfarrer predigt“, sagt die Jubilarin und lächelt verschmitzt.