Wenn Bürgermeister Jörg Haseneier persönlich zum Presslufthammer greift, muss es sich um ein ganz besonderes Projekt handeln, das da ansteht. Und in der Tat: Die Sanierung und Modernisierung der traditionsreichen Leonorenquelle in dem Bopparder Stadtteil Bad Salzig, einer der wenigen Glaubersalzquellen Deutschlands, wurde von vielen herbeigesehnt. Vergangenen Mittwoch hat die Umgestaltung der historischen Zapfstelle, dem sogenannten Börnchen, an der Einmündung der Römerstraße in die Salzbornstraße begonnen.
Was hat es denn mit dem Wasser der Leonorenquelle auf sich? Seit 1907 sprudelt aus 446 Metern Tiefe – so ist auf einer Infotafel im Börnchen nachzulesen – das Heilwasser der kohlensäurehaltigen, alkalisch-muratischen Glaubersalzquelle, das als Natrium-Chlorid-Hydrogencarbonat-Sulfat-Säuerling qualifiziert war und zu Trinkkuren genutzt wurde. Die Anfänge der Mineralquelle gehen bis in die Römerzeit zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden mehrfach Salzbrunnen erwähnt. 1840 gab es erste Bemühungen um die Nutzung der Mineralquellen. Sie wurden dann zwischen 1902 und 1905 im Auftrag von Hauptmann i. R. Theodor Hoffmann, der 1889 das Quellenareal gekauft hatte, gebohrt. Aus fast 500 Metern Tiefe sprudelt das 28 Grad warme Heilwasser.

Die Quelle, die nicht etwa im Börnchen, sondern 18 Höhenmeter oberhalb auf dem Gelände der Mittelrhein-Klinik liegt, ist eine der wenigen Glaubersalzquellen Deutschlands, vergleichbar mit dem Wasser in Karlsbad und Marienbad. Das Heilwasser hilft gegen Magen- und Darmerkrankungen und wurde in der Mittelrhein-Klinik zu therapeutischen Zwecken angewendet. Doch seit zwei australische Forscher 1980 das Bakterium Helicobacter pylori als Verursacher vieler Magen- und Darmerkrankungen entdeckten, und von da an das entsprechende Antibiotikum für medizinische Heilung sorgen konnte, ist eine Kur für Magen-Darm-Patienten in Bad Salzig kein Thema mehr. Die Mittelrhein-Klinik als Fachklinik für psychosomatische und onkologische Rehabilitation benötigte daher die Leonorenquelle nicht mehr für ihr therapeutisches Aufgabenfeld.
Den Bad Salzigern aber war ihr Heilwasser, das sie am Börnchen zapfen konnten, nach wie vor heilig. Umso enttäuschter waren sie, als vor gut acht Jahren die beiden Zapfhähne trocken blieben – bis heute. An der Wasserleitung, die runter zum Börnchen führt, nagte der Zahn der Zeit. Glücklicherweise konnten Einwohner, Kurgäste und sonstige Besucher zwischen dem Hauptgebäude der Mittelrhein-Klinik und dem Technikgebäude – dort befindet sich das Brunnenhaus – das Quellwasser entnehmen und bei Bedarf auch in Flaschen oder Kanister füllen.

Dennoch war es stets Wunsch der Allgemeinheit, dass das Börnchen wieder aktiviert werden soll. Pläne und Beschlüsse des Stadtrats gibt es längst. So titelte unsere Zeitung im Dezember 2017: „Bad Salziger Börnchen kann bald wieder fließen“. Und im Mai 2019 verkündete unsere Zeitung: „ Beim Börnchen drückt der Stadtrat aufs Tempo“. Doch passiert ist seitdem nicht viel – beziehungsweise waren keine Veränderungen an den trockenen Zapfstellen erkennbar. Auch großzügige Förderzusagen vom Land gibt es schon längere Zeit. Gut Ding will eben Weile haben. Nun also hat die Umsetzung des Sanierungsprojekts begonnen. Die Bauarbeiten sind in zwei Abschnitte gegliedert. Zuerst werden die Trinkhalle und die Zapfstelle abgerissen und neu errichtet. Anschließend erfolgt die Umfeldgestaltung mit der Verlegung einer neuen Leitung.
Im Zuge der Sanierung, die von der Stadt Boppard durchgeführt wird, wird das in die Jahre gekommene Pumpensystem komplett erneuert. Eine 600 Meter lange Freileitung wird installiert, um das Heilwasser mit natürlichem Gefälle zur Zapfstelle zu transportieren. Gleichzeitig wird die Brunnenanlage mit Pavillon neugestaltet und barrierefrei zugänglich gemacht. Mit der neuen Trinkhalle wird das Heilwasser wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Ort soll als kommunikativer Treffpunkt für die Bevölkerung dienen. Zudem wird eine digitale Infotafel installiert, die Touristen und Bürgern wissenswerte Informationen bietet.

Die Fertigstellung der Sanierungsarbeiten ist für den Herbst 2025 geplant. Die Stadt Boppard hat dafür 675.000 Euro in ihrem Haushalt eingeplant. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt das Projekt mit einer Förderung in Höhe von knapp 520.000 Euro aus dem Programm „Touristische Infrastruktur in Kurorten“. Der Baum, der an dieser Straßenecke steht, soll übrigens erhalten bleiben. Insgesamt wird die Straßenführung in diesem Bereich etwas verändert und runder gestaltet. Dazu gehört auch eine barrierefreie Querungshilfe – landläufig auch Zebrastreifen genannt – über die Salzbornstraße auf die andere Seite zum Kurpark.
Bürgermeister Haseneier jedenfalls ist bereits jetzt voller Vorfreude. Und übrigens: Den Presslufthammer hat er natürlich nicht selbst bedient. Das schwere Werkzeug hat er nur fürs Foto pressewirksam in die Kamera gehalten.
Kein qualifizierter Apotheker: Leonorenquelle geschlossen
Der Leonorenquelle entspringt ein Mineralheilwasser, das nicht der Trinkwasserverordnung entspricht. Dieses Wasser aber ist seit Langem ein anerkanntes Arzneimittel, deren Qualität permanent kontrolliert werden muss. Und dies kann nur von Apothekern mit einer besonderen Zusatzqualifikation bewerkstelligt werden. Einer der wenigen Pharmazeuten mit einer solchen Qualifikation in Deutschland war der 2013 verstorbene Bopparder Apotheker Jürgen Francke. Nach seinem Tod musste die Leonorenquelle – weil niemand das Heilwasser prüfen konnte – geschlossen werden. Erst 2021 fand sich eine qualifizierte sachkundige Pharmazeutin: Dr. Sabina Görich aus Heilberscheid im Westerwaldkreis. Zusätzlich wurde mit dem Fresenius-Institut ein Vertrag über die analytischen Prüfungen des Quellwassers abgeschlossen. Insgesamt fallen für die Qualitätskontrolle jährliche Kosten in Höhe von circa 9000 Euro an.