Dass der Halsenbacher stolz ist auf sein Handwerk, war kaum zu übersehen. Zender kam in seiner zünftigen Berufsbekleidung zur Jubiläumsfeier und erhielt von Kurt Krautscheid den Goldenen Meisterbrief. Der HwK-Präsident verlieh außerdem 58 Diamantene Meisterbriefe für ein 60-jähriges Meisterjubiläum sowie 22 Eiserne Meisterbriefe für 65 Jahre Meisterprüfung im Handwerk. Vier Auszeichnungen gingen laut HwK an Altmeister, die bereits vor 70 Jahren – in einem Fall sogar 75 Jahre – ihre Meisterprüfung bestanden haben. Sie erhielten ihre „neuen“ Meisterbriefe in Platin.
Meister aus 35 unterschiedlichen Berufen begrüßt
HwK-Präsident Kurt Krautscheid, selbst seit 40 Jahren Dachdeckermeister, konnte zur Feier im HwK-Zentrum für Ernährung und Gesundheit Handwerksmeister aus 35 unterschiedlichen Berufen begrüßen. „Sehen wir Ihr Lebenswerk, ist das natürlich geprägt durch die Meisterqualifikation und das Jahr Ihrer Meisterprüfung. Denn die Rahmenbedingungen waren 1949 – und damit zur Zeit des ältesten Platin-Meisters – natürlich ganz andere als 1974 im Goldenen Meisterjahr, in dem Deutschland bereits zum zweiten Mal Fußballweltmeister oder Helmut Schmidt Bundeskanzler wurde.“ Bei der Zeitreise durch jene Jahre wurden Themen und Ereignisse aufgegriffen, die zum Nachdenken und Erinnern einluden.
„Alle genießen unsere Achtung und haben mit ihrer jahrzehntelangen Meistertätigkeit ein Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben.“
HwK-Präsident Kurt Krautscheid
Das galt auch für die Veränderungen in der Berufswelt des Handwerks, das gerade in den Jahren des Weltwirtschaftswunders eine starke Transformation erlebte. Technische Fortschritte führten zu neuen Arbeitsprofilen, und manche Berufe, so der Schmied, gingen in neuen Handwerken auf. Für zwei Eiserne Meister unter den 223 Geehrten ein Teil eigener Berufs- und Lebensgeschichte. Und auch heute eher „exotische“ Gewerke waren vertreten, so Böttcher- oder Büromaschinenmechanikermeister.
Ein Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben
„Auf der anderen Seite gibt es Klassiker, die offenbar nichts verloren haben an ihrer Attraktivität, so die Tischler, Dachdecker oder eben die aktuellen Top-Berufe des Kfz-Handwerks und der Elektroinstallation. Alle genießen unsere Achtung und haben mit ihrer jahrzehntelangen Meistertätigkeit ein Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben“, griff Kurt Krautscheid diese Gedanken auf, die auch für die Vielseitigkeit des Handwerks stehen.
In einer kurzweiligen Altmeisterfeier, die aufgrund der immer weiter steigenden Teilnehmerzahlen auf zwei Tage verteilt war, wurden drei Meisterbiografien in einem Kurzfilm vorgestellt. Einer der Porträtierten war der „Färber- und Chemischreingermeister“ Eberhard Gaebler aus Montabaur. Dessen 1849 gegründetes Familienunternehmen musste nach dem Zweiten Weltkrieg im Westerwald bei null anfangen, denn der ehemalige Standort lag im heutigen Polen.
Prüfung 1959 abgelegt
Gaebler, inzwischen 90 Jahre alt, legte 1959 die Meisterprüfung ab und übernahm den Textilreinigungsbetrieb in dritter Generation. Er schrieb als selbstständiger Handwerksmeister mit einem seinerzeit neu entwickelten Leasingangebot für Berufsbekleidung eine Erfolgsgeschichte, die im heutigen Unternehmen Itex Gaebler mit 200 Mitarbeitern und 2500 Kunden mündete. Wie nachhaltig der Meisterbrief in seinem Leben eine Rolle spielt, macht auch das deutlich: „Im Meisterkurs lernte ich einen Mitschüler kennen, mit dem ich noch immer befreundet bin und jeden Sonntag Punkt 9 Uhr telefoniere, mindestens eine Stunde lang!“
Traditionell überreichte Kammerpräsident Kurt Krautscheid jeden Jubiläumsmeisterbrief persönlich am Platz der zu Ehrenden – auch eine Hommage an die Leistungen, die hinter jedem Meisterlebenswerk stehen. Für musikalische Unterhaltung sorgte die 16-jährige Leyla Karims, die in den sozialen Netzwerken mit Tausenden Aufrufen sehr erfolgreich ist und mit ihrem Gesang auch die Gäste der Altmeisterfeier beeindrucken konnte. Durch die Veranstaltung führte HwK-Mitarbeiterin Eva Vogt. red