Tourismus Investor muss noch Fragen klären - Grundsätzliches Ja auch zum Ferienpark Werlau
Hängeseilbrücke über das Gründelbachtal: Stadtrat St. Goar befürwortet das Projekt
So ähnlich könnte sie aussehen: Der Investor Eberhardt Bewehrungsbau möchte gerne eine Hängeseilbrücke von der Burg Rheinfels über das Gründelbachtal nach Werlau bauen und hat das Vorhaben für den Stadtrat in einer Fotomontage visualisiert. Foto/Visualisierung: Eberhardt Bewehrungsbau
Eberhardt Bewehr

St. Goar. Der St. Goarer Stadtrat hat am Mittwochabend in seiner Sitzung dem schwäbischen Investor grundsätzlich grünes Licht für sein Vorhaben gegeben, eine Hängeseilbrücke über das Gründelbachtal zu planen. Zunächst müssen aber noch einige grundlegende Fragen geklärt werden. Der Stadtrat möchte wissen: Welcher Standort ist für die Brücke geeignet? Wie werden die Menschen dorthin kommen? Wo können sie parken? Kommen versteckte Kosten auf die Stadt zu?

Der Investor möchte einen der beiden Zugänge zur Brücke nahe der Burg Rheinfels in einem kleinen Kräutergarten anlegen. Die Denkmalschützer der GDKE hatten in diesem Punkt aber bereits ihre Bedenken geäußert. Eine Genehmigung dafür zu bekommen, könnte sich schwierig gestalten, heißt es. Mit dem Rechtsstreit um die Burg Rheinfels kommt nun noch eine weitere Unwägbarkeit hinzu, über die am Mittwochabend aber nicht diskutiert wurde. Denn der Fall wurde bislang nur hinter verschlossenen Türen im Stadtrat behandelt.

Investor präsentiert Vorhaben dem Stadtrat

Das Projekt sei ein „riesiger Gewinn“ und ein „neuer Hotspot für den Tourismus“, betonte Stadtbürgermeister Horst Vogt am Mittwochabend, bevor er Projektleiter Roland Haag von der Firma Eberhardt-Bewehrungsbau das Wort erteilte, um den Stadtratsmitgliedern das Vorhaben zu präsentieren. „Wir betreiben das Ganze, wir übernehmen die Kosten von der Analyse bis zum Betrieb“, sagte Haag. Anders als bei der der Geierlay-Brücke in Mörsdorf soll der Gang über das Grüdelbachtal aber nicht kostenlos sein. Die Firma möchte das Projekt über Eintrittsgelder refinanzieren. Um die 9 Euro soll ein Spaziergang über die Brücke hin und zurück später kosten. Mit 100.000 Besuchern im Jahr kalkuliert der Investor, 80.000 benötigt er mindestens, damit er die Investitionskosten wieder einspielt.

Der Projektleiter erklärte, dass die Brücke einen 360-Grad-Blick bieten soll. Eine erste Analyse sei bereits gemacht, aber noch nicht abgeschlossen. Bevor der Investor aber weiteres Geld in die Hand nimmt, etwa für ein Verkehrsgutachten, wolle er erst die grundsätzliche Entscheidung abwarten.

Die ursprüngliche Idee war, beide Rheinseiten mit einer solchen Fußgängerbrücke zu verbinden. Doch dann äußerte die Unesco Bedenken. Hängeseilbrücke oder Welterbestatus? Diese Diskussion wolle er nicht, betonte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel, Thomas Bungert. Zu den jetzigen Standortbedenken der GDKE äußerte er sich auch: „Es wurden Bedenken geäußert, aber ich würde nach dem momentanen Stadt nicht ausschließen, dass die Denkmalschutzbehörde es unter Auflagen zulässt.“ Bungert führte aus: „Wir haben mittlerweile enge Mitstreiter.“ Er habe den rheinland-pfälzischen Innenminister angeschrieben, der ihm zur Antwort gegeben habe, er solle das Projekt weiter vorantreiben. „Wir brauchen solche Projekte im Tal“, zitierte Bungert die Aussage des Innenministers.

Auch einer der erklärten Gegner des Projekts meldete sich an diesem Abend zu Wort. SPD-Ratsmitglied Peter Ockenfels betonte in der Sitzung, er wolle die Brücke partout nicht: „Diese Art des Massentourismus widerstrebt unserem sanften Tourismus. Für mich ist die Hängeseilbrücke reiner Nervenkitzeltourismus.“ Für den zu erwartenden Besucheransturm habe die Stadt nicht die Infrastruktur und könne sie auf Grund der Topografie auch nicht schaffen. „Biebernheim und Werlau würden zugeparkt. Das können wir unserer Bevölkerung nicht zumuten. Werlau und Biebernheim sind in erster Linie Wohngemeinden.“

Michael Hubrath erklärte für die CDU-Fraktion, seine Fraktion stehe dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber, empfahl aber vorab die Standortfrage, Zuwegung und Kosten zu klären. SPD-Fraktionssprecher Bernd Heckmann betonte: „Die Sache wird sehr kontrovers diskutiert.“ Die SPD sei aber mehrheitlich für die Realisierung einer solchen Brücke. Er betonte aber: „An der Brücke darf kein Ort ersticken.“ Deshalb müsse das Projekt sehr sorgfältig geplant werden. Der Rat befürwortete das Vorhaben letztendlich mit 18 Ja- und zwei Gegenstimmen von Peter Ockenfels (SPD) und Guido Bleith (CDU).

Im Stadtteil Werlau soll ein neuer Ferienpark entstehen

Es ging an diesem Tag aber nicht nur um die 450 Meter lange Hängeseilbrücke über das Gründelbachtal. Insgesamt hatten die Ratsmitglieder in der Rheinfelshalle in einer mehr als dreistündigen Sitzung über etliche Tourismusprojekte zu entscheiden. Das umfassende Paket, wie es sich die Stadtspitze wohl gewünscht hätte, wurde am Ende nicht geschnürt. Zwei große Vorhaben sind nun aber einen Schritt weiter. Der Rat brachte auch die Planungen für das Großprojekt Ferienpark Werlau voran.

Um den Ferienpark war es zuletzt vordergründig ruhig geworden. Im Hintergrund aber liefen die Vorbereitungen weiter. Seit zehn Jahren existieren die Pläne für diesen Park, der 58 Hektar umfassen und Platz für 350 Wohneinheiten, 120 Hotelzimmer, Gastronomie, Freizeit, Wellness, Sport und Tagungen bieten soll.

Das beauftragte Planungsbüro hatte im November 2017 eine frühzeitige Abfrage bei den Behörden und Trägern öffentlicher Belange vorgenommen. „Nach dem Ergebnis der Beteiligung bestehen realistische Chancen, den Ferienpark zu verwirklichen“, heißt es. Der Investor hat nun die finanziellen Mittel für eine Weiterplanung freigegeben. Der Stadtrat fasste am Mittwochabend nun einstimmig bei einer Enthaltung den Grundsatzbeschluss für den Park. Zuvor hatten sich auch der Bau- und Planungsausschuss einstimmig dafür ausgesprochen. Der Ortsbeirat Werlau hingegen hatte mit knapper Mehrheit dagegen gestimmt, die Pläne weiterzuverfolgen. Als nächstes sollen nun ein Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren folgen.

Stadt kann sich den Kauf einer Bimmelbahn nicht leisten

Vorerst gestorben sind hingegen die Pläne für den Kauf einer Stadtwegebahn, mit der die Touristen zur Burg Rheinfels befördert werden sollen. Für die Stadt ist der Kauf einer elektrisch betriebenen Stadtwegebahn nicht finanzierbar, wie sich jüngst herausgestellt hat. Rund 360.000 Euro würde eine solche Bahn kosten und wäre nur mithilfe von privaten Investoren und einer Leader-Förderung für die Stadt umsetzbar gewesen, bei der am Ende ein städtischer Anteil von 120.000 Euro übrig geblieben wäre. „Das ist im Moment für uns nicht realisierbar, obwohl wir diese Bahn dringend brauchen“, sagte Stadtbürgermeister Horst Vogt. Der eigentlich vorgesehene Grundsatzbeschluss wurde deshalb an diesem Abend nicht gefasst.

Der Stadtbürgermeister teilte außerdem mit, dass die Köln-Düsseldorfer-Reederei einen Kabinenschiffanleger in St. Goar plant im Bereich von Rheinkilometer 556,5 bis 556,7. Eine Investition in Höhe von rund 600.000 bis 700.000 Euro. „Koblenz ist ausgelastet, Rüdesheim ist ausgelastet, Braubach ist ausgelastet“, so Vogt. „Wir bemühen uns intensiv darum, einen entsprechenden Kabinenschiffanleger für die Stadt St. Goar zu bekommen.“ Die endgültige Genehmigung steht aber noch aus.

Das Tourismuspaket, wie es sich wohl die Mehrheit der Ratsmitglieder gewünscht hätte, fasste CDU-Ratsmitglied Dieter Langenbach am Ende noch einmal in Worte: Die Touristen steigen am neuen Anleger vom Schiff, fahren mit der Stadtwegebahn hinauf zur Burg Rheinfels, gehen über die Hängeseilbrücke und blicken dabei auf den neuen Ferienpark in Werlau.

Von unserer Redakteurin
Denise Bergfeld

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