Den Auftrag zu diesem nun aktualisierten Gutachten hatten die Bürgerinitiativen „Windkraftfreier Idarwald“ und „Kyrbachtal/Idarwald“ erteilt. Das Gebiet im Vierherrenwald wurde mit drei hauptberuflichen Feldornithologen in zwei dreitägigen Kartierdurchgängen und einem zweitägigen Durchgang im Zeitraum von Anfang Juli bis Ende August 2017 untersucht. Dafür wurden insgesamt knapp 260 Geländestunden eingesetzt. Das Untersuchungsgebiet hat einen Radius von 3000 Metern um die geplanten Windräder herum.
An bemerkenswerten Großvogelarten wird besonders der Wespenbussard hervorgehoben. Der Schwarzstorch ist ein Neubürger, der in den vergangenen Jahren im Bestand zugenommen hat. Die Bestände des Rotmilans liegen im Durchschnitt bei drei bis vier Brutpaaren pro 100 Quadratkilometern. Auch der Schwarzmilan wird für die peripheren Gebiete des Naturraums beschrieben.
Weiterhin werden Uhu und Wanderfalke genannt, die aus dem Moselgebiet eingewandert sein sollen. Ein Spezifikum stellen die Populationen des Haselhuhns in Richtung Rhein und Mosel dar. Auch die Waldschnepfe wird als weit verbreitete Brutvogelart vermutet. Ebenfalls bemerkenswert seien die Bestände von Raufußkauz und neuerdings Sperlingskauz und Kolkrabe. Brutverdachtsmomente ergaben sich zudem durch das Auftreten von Fischadlern im südlichen Hunsrück. Nach Einschätzung der Gutachter kommen in der Region um den Idarwald mehr als 60 Brutvogelarten vor.
7 bis 14 bedrohte Arten
Der Anteil an Arten der Roten Liste wird mit 7 bis 14 Arten angegeben. Während der Erfassung wurden weitere bemerkenswerte Vogelarten dokumentiert, die jedoch als Zufallsbeobachtungen zu werten sind. Darunter fallen Schwarzkehlchen, Feldlerche, Wachtel, Bluthänfling, Feldschwirl, Neuntöter und Baumpieper.
Das Untersuchungsgebiet liegt außerdem im bedeutendsten Zugkorridor von Rheinland-Pfalz. Die Bedeutung der Höhenzüge Soonwald und Idarwald-Hochwald als Zugrouten wird als gering eingestuft, stattdessen aber ziehen die Vögel vermehrt seitlich dieser Höhenzüge entlang. Vor allem im Osten der Untersuchungsfläche, in der Simmerner Mulde, liegt die Zugfrequenz bei 1140 Individuen pro Stunde. Im Soonwald liegt der Durchschnitt bei 540 Vögeln pro Stunde. Insgesamt ist der Naturraum mit durchschnittlich 861 Individuen pro Stunde ein von Zugvögeln überdurchschnittlich häufig frequentierter Bereich. Die Autoren des Gutachtens stufen den geplanten Windkraftausbau in diesen für Zugvögel besonders wichtigen Bereichen (insbesondere nordöstlicher Hunsrück und Rheinhessen) deshalb als bedenklich ein.
Ultraschall weist Fledermäuse nach
Untersucht wurde auch das Vorkommen von Fledermäusen. Mithilfe zweier Ultraschalldetektoren wurden insgesamt zehn Fledermausarten nachgewiesen: Zwerg- und Rauhautfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Langohr, Wasser- und Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr und Fransenfledermaus. Diese Tiere gehören zu den streng geschützten Arten. Die Gutachter empfehlen, den Idarwald als strukturreiches Refugium für Fledermäuse und zum Schutz der vorkommenden Fledermausarten als Tabuzone für Windenergieanlagen auszuweisen. Denn auch die vielerorts auferlegten Abschaltalgo-rhythmen (nächtliche Einstellung des WEA-Betriebs) reicht an Standorten mit hoher Fledermausaktivität nicht aus, um die Populationen nachhaltig zu schützen.
Auch andere Verantwortungsarten wie die im Untersuchungsgebiet relativ häufig vorkommende Wildkatze können durch baubedingte Störungen an ihren Fortpflanzungsstätten negativ beeinflusst werden. Im Hinblick auf Vorkommen dieser Art müsse eine Implementierung von Windenergieanlagen in diesem lebensräumlichen Kontext als fragwürdig eingestuft werden.
Das Papier wurde seitens der Bürgerinitiative an die Kreisverwaltung Birkenfeld weitergeleitet. Nicht nur für das BI-Mitglied Uwe Anhäuser dokumentiert das nun vorliegende Gutachten „den unschätzbar hohen naturgegebenen Wert einer Teilregion des Landkreises Birkenfeld, den kein noch so großer und vorgeblich klimarettender Windpark jemals aufwiegen könnte“.