Schon von Weitem begrüßen den Besucher der Zähne bleckende „Höllenhund“ und der flitzende Saurier im Vorgarten des Künstlers. 2,60 Meter lang ist der „prähistorische Schlammflitzer“, doch von einer Leichtigkeit, dass er umzufallen droht. „Den habe ich aus ganz dünnem Edelstahlblech geschweißt“, erzählt Nehring. Ein paar Meter weiter schaut ein „ratloser Roboter“ in Lebensgröße auf seinen Zettel. „Cogito ergo sum“ steht darauf. „,Ich denke', gut, das kann er vielleicht noch, aber ergo sum? Also bin ich? Das macht so einen Roboter schon ratlos“, lacht Nehring. So außergewöhnlich und witzig seine großen Figuren auch sind – gerade arbeitet er an Adam und Eva, die sich einen Körper teilen – so richtig gut verkaufen lassen sie sich nicht, zumindest nicht im näheren Umkreis, erzählt Nehring. „Den Franzosen, den gefallen meine Skulpturen sehr“, erzählt der 67-Jährige. In Frankreich ziert eines seiner größten Werke, das „Wildpferd“, sogar einen Kreisel. Aufgebäumt, auf den Hinterbeinen stehend und mit wallender Mähne, steht dort die vier Meter hohe Skulptur aus Cortenstahl.
Seine Leidenschaft für derart große Kunstwerke entwickelte Nehring, als er sich im Hunsrück niederließ. Zuvor verdiente er als Maler sein Geld. „Wir sind in einem umgebauten Möbelwagen durch ganz Europa gezottelt“, erzählt Nehring, und überall auf dem Weg verkaufte er seine Zeichnungen. Doch diese Lebensweise war für die Kinder des Ehepaars irgendwann nicht mehr das richtige, sagt der heute 67-Jährige. „Die waren immer überall Fremdlinge“, sagt er, Freundschaften aufzubauen war ihnen nahezu unmöglich.
Dann entschied sich die Familie, sesshaft zu werden. Wo, war relativ egal, auch wenn der Traum von einem Leben im Süden Europas, etwa Spanien, zunächst im Vordergrund stand. „Da waren Grundstücke und Häuser damals noch bezahlbar, Deutschland dagegen war uns eigentlich zu teuer“, erzählt Nehring. Dass sie sich vor 35 Jahren in Dörth niederließen, war gleich mehreren Zufällen geschuldet. „Auf dem Weg in den Süden hatten wir einen Unfall“, sagt der Künstler, damit war das Leben im Möbelwagen von einem Tag auf den anderen beendet. Gemeinsam mit Nehrings Bruder machte sich die Familie dann auf die Suche nach einem passenden Zuhause in Deutschland.
„Wir zogen mit einem Zirkel einen Radius rund um Darmstadt“, erzählt der 67-Jährige, denn dort studierte sein Bruder damals. Und der wollte nicht allzu weit weg sein von seinem Studienort. „Dann haben wir diverse Makler beauftragt.“ Die schauten sich in allerlei Gegenden um, unter anderem auch im Hunsrück. „Ich bin wirklich froh, dass wir hier gelandet sind“, sagt der Künstler, zumal ihm auch die Nähe zur Autobahn sehr entgegenkommt. Denn auch heute noch verkauft Nehring seine Zeichnungen, die er mittlerweile drucken lässt, in den umliegenden Metropolen. In Mainz, Koblenz, Bonn und Köln tingelt er mit seiner Mappe von Kneipe zu Kneipe, um seine herrlich witzigen Zeichnungen an den Mann zu bringen. Doch so richtig befriedigend sei das für ihn nicht, sagt Nehring.
„Mit den eigenen Händen selbst etwas herstellen“, sagt der 67-Jährige, das ist das, was ihm wirklich Spaß macht. Und wenn seine Loreley tatsächlich ein Plätzchen auf dem sagenumwobenen Felsen bekäme, dann wäre das Glück des Dörthers perfekt.