Das Konzert war Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Deutsch-Finnischen Gesellschaft, der Stadt Simmern, dem Simmerner Kulturverein Culturissimo und nicht zuletzt des Pro-Winzkinos. Hinzuzählen muss man den Regionalrat Wirtschaft, der das Gastspiel des Duos durch seine Kontakte zu Finnland ermöglicht hat. Geschäftsführer Achim Kistner, selbst Mitglied der Deutsch-Finnisches Gesellschaft, fungierte an diesem Abend zusammen mit Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino auch als Koch einer finnischen Lachssuppe, die den Gästen vorzüglich mundete.
Nach der Begrüßung von Stadtbürgermeister Andreas Nikolay, der darüber informierte, dass der Erlös des Konzerts den Jugendparlamenten von Simmern und seiner Partnerstadt Mänttä-Vilppula zugutekommen werde. Die beiden Jugendparlamente arbeiten bereits zusammen, streben aber an, sich auch persönlich zu treffen, was finanziert werden muss. Und nachdem der stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Rheinland-Pfalz/Saarland, Rolf Müller, sein Grußwort gesprochen hatte, konnte es mit der Musik losgehen.
Spanischer Flamenco aus finnischer Kehle
Anna Murtola, die sich auf ihrer Internetseite als „nördlichste Flamenco-Sängerin der Welt“ bezeichnet, drückte der spanischen Musik aus dem 5000 Kilometer von ihrem Heimatort Oulu entfernten Andalusien ihren eigenen Stempel auf. Oulu liegt am nördlichen Zipfel der Ostsee, nur 170 Kilometer vom nördlichen Polarkreis entfernt. Tornio, Heimatstadt von Joonas Widenius, ist mit 80 Kilometer Entfernung noch weiter im Norden angesiedelt. Das bedeutet bei beiden Künstlern nun nicht, dass sie die Musik als dem fernen Spanien nicht nur meisterlich interpretieren könnten.
Anna Murtola versteht es nicht nur, Temperament und Leidenschaft aus dem Süden Spaniens authentisch umzusetzen. Sie erweitert das Spektrum zusätzlich mit einer nordisch-mystischen Note, die Ruhe ausstrahlt. Ein Beispiel: Ein Schlaflied, das in der spanischen Flamenco-Tradition steht und zum Einschlafen der Kinder gesungen wird, erlangt in der „Nordic-Version“ eine tiefere Bedeutung, mit dunkleren Stimmungen – ein Lied, das vom „ewigen Einschlafen“, vom Tod handelt. Annas Gesang wechselt dabei zwischen den Stimmungen hin und her – und drückt am Ende aus, wie nahe Emotion und Leidenschaft beieinanderliegen, tief im Süden Spaniens und hoch im finnischen Norden.
Stoische Ruhe mündet in beeindruckendem Klangteppich
Das musikalisch zu transportieren, ist am Ende so schwer wie einfach. Schaut man Joonas Widenius beim Spiel auf seiner Gitarre zu – und würde man dies ohne Ton tun – ist der optische Eindruck eindeutig einer vom unterkühlten Nordmenschen. Mitunter nahezu regungslos – nur die zehn Finger sind mehr als lebendig – sitzt der Gitarrist da, schaut scheinbar ins Leere, und zaubert dennoch einen Klangteppich, der sämtliche Facetten von Annas gesanglichen Farben perfekt in seine Palette aufnimmt und zusammen eine Musik aus einem Guss zaubert.
Neben seinen solistischen Fähigkeiten liegt die große Meisterschaft und Virtuosität von Widenius vor allem in seiner Fähigkeit, Anna zu begleiten. Die einzigartige Verschmelzung der beiden Künstler ist das Ergebnis inniger musikalischer, geografischer und emotionaler Verbundenheit. Das Publikum in Raum 9 hat’s gemerkt und bekam die zurecht geforderte Zugabe.