Besondere Ehrung in Kastellaun
Für „KGB“ ist seit 30 Jahren keine Arbeit zu viel
Nur selten hat Bürgermeister Christian Keimer (rechts) die Gelegenheit, den Wappenteller der Stadt Kastellaun zu verleihen. In der jüngsten Sitzung des Stadtrats wurde diese Ehre Karl Günther Berger zuteil. Seine Frau erhielt zum Dank für ihre Unterstützung einen Blumenstrauß.
Charlotte Krämer-Schick

Er dürfte der dienstälteste Vorsitzende eines Vereins im Kreis sein: Karl Günther Berger. Von vielen liebevoll KGB genannt, steht er seit 30 Jahren an der Spitze des Turnvereins Kastellaun. Dafür wurde er mit dem Wappenteller der Stadt ausgezeichnet.

Eine besondere Ehre für besonderes Engagement: Die jüngste Sitzung des Stadtrats Kastellaun schloss mit einem besonderen Tagesordnungspunkt, der Verleihung des Wappentellers der Stadt Kastellaun. „Das ist eine ganz besondere Ehre“, machte Bürgermeister Christian Keimer deutlich. Seit 2014 habe es keine Verleihung mehr gegeben, 2012 sei er das letzte Mal an jemanden verliehen worden, der nicht Teil des Stadtrats war. “Der Rat hat das diskutiert und war sich einig“, sagte Keimer. Einig darüber, Karl Günther Berger für sein großes und außergewöhnlich langes Engagement auszuzeichnen.

Berger, häufig liebevoll KG oder KGB genannt, dürfte der wohl dienstälteste Erste Vorsitzende eines Vereins im Rhein-Hunsrück-Kreis sein. Seit 27. Oktober 1994 und damit seit 30 Jahren leitet er die Geschicke des Turnvereins Kastellaun (TVK). Mitglied ist er weitaus länger: Am 1. Januar 1958, damals achtjährig, meldeten ihn seine Eltern im Verein an, dem er seither treu geblieben ist. Ab 1979 engagierte sich Berger im Vorstand – zunächst als Zweiter (bis 1984), dann als Dritter Kassierer (bis 1986), im Anschluss und bis 1994 als Zweiter Vorsitzender. „Dann kam die große Krise des Vereins“, zeichnete Keimer den Vereinswerdegang nach. Unstimmigkeiten sorgten für mehrere Wechsel im Vorstand, bis der Verein auf Berger zukam und fragte, ob er nicht das Steuer übernehmen wolle. Und er sagte zu, wenngleich er sich vorher fest vornahm: „Niemals werde ich Erster Vorsitzender!“

„Niemals werde ich Erster Vorsitzender!“
Karl Günther Berger

Und er wurde es doch. „Seither bist du bei allen Arbeiten dabei, meist als erster und nicht selten bist du der letzte, der geht“, sagte Keimer. Er habe es sich nie nehmen lassen, bei den Helferfesten die Haxen zuzubereiten. Außerdem habe er sich um die Sportabzeichen gekümmert – er selbst habe es bereits 14-mal abgelegt –, Altersjubilaren gratuliert, Besprechungen, Tagungen und Freizeiten organisiert, und dazu noch jede Menge Sportveranstaltungen besucht. Zudem habe es besondere Ereignisse in der Vereinsgeschichte gegeben. „Der Verein konnte 2003 sein 100-jähriges Bestehen feiern, der Tennisclub Rot-Weiß ist im TVK aufgegangen, es wurden Tennisplätze gebaut, nach Corona habt ihr die Stickerstars ins Leben gerufen“, zählte der Bürgermeister exemplarisch auf. „Das alles geht nur, wenn man nicht alleine ist und einer vorne steht und Verantwortung übernimmt“, sagte Keimer. Dabei sei Berger das Gegenteil von dem, was man sich allgemeinhin unter einem Vorsitzenden vorstelle: Er habe kein großes Geltungsbedürfnis, sei vielmehr ein echter Teamplayer.

„Aber die anderen haben auch keinen KG.“
Bürgermeister Christian Keimer

Entgegen des allgemeinen Trends wachse der TV seit Jahrzehnten, mittlerweile könne er mehr als 1000 Mitglieder verzeichnen. Auch während der Coronazeit habe es keinen Negativtrend gegeben. „Aber die anderen haben auch keinen KG“, sagte Keimer. Berger stehe für eine sach- und lösungsorientierte, vertrauensvolle und pragmatische Vorstandsarbeit und ließe den einzelnen Abteilungen stets freie Hand. „Gleichzeitig hast du immer ein offenes Ohr und bist überall gern gesehener Gast“, machte der Bürgermeister deutlich.

„Als ich zum Zweiten Vorsitzenden gewählt wurde, hatte ich einen Haken gesetzt“, sagte Berger im Anschluss. Niemals wollte er den Vorsitz übernehmen, doch es sollte anders kommen. „Ich danke meiner Frau, die mich immer gut unterstützt hat“, sagte er. „Es war eine schöne Zeit und ich habe das immer gern gemacht.“ Es sei immer eine gute Vorstandsarbeit gewesen ohne große Probleme. „Aber die Tennishallensanierung für eine halbe Million zu unterzeichnen, das war schon eine Hausnummer“, erinnerte er sich. Auch wenn es fast so klang, ans Aufhören denkt der Mittsiebziger noch nicht. KGB wird dem TVK sicher noch lange erhalten bleiben – zur Freude aller Vereinsmitglieder.

Mehr als 1000 Mitglieder in acht Abteilungen aktiv

Der TV Kastellaun besteht seit 1903 und hat heute acht Abteilungen: Handball, Volleyball, Tennis, Ballett, Leichtathletik, Turnen, Hapkido und Tanzen.

Die wohl bekannteste Abteilung dürfte Handball sein. Seit Jahren ist die HSG Kastellaun-Simmern in Rheinland-, Ober- und Bezirksliga erfolgreich aktiv, sowohl mit den Herren, als auch mit den Damen und der Jugendabteilung. 17 Teams vereint die HSG, eine Spielgemeinschaft mit dem VfR Simmern.

Die Leichtathletikabteilung tritt alljährlich besonders durch die Abnahme des Sportabzeichens in Erscheinung. 267 Personen und acht Mannschaften konnten allein im vergangenen Jahr das Abzeichen machen, darunter auch der damals 86-jährige Eberhard Kötz, der zum 50. Mal seine körperliche Fitness bewies und zum festen Helferstab gehört.

Besonders vielseitig ist etwa auch das Angebot der Turnabteilung, die von Eltern-Kind-Turnen über Kinderturnen bis zur (Frauen-)Gymnastik ein breites Spektrum bietet.

Weitere Infos zum Verein unter www.tv-kastellaun.net

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