Andreas Nikolay verleiht Auszeichnung für Engagement rund um die ärztliche Versorgung
Für besondere Verdienste: Doktor Hans-Josef Sehn erhält Ehrennadel der Stadt Simmern
Simmerns Stadtbürgermeister (links) hat dem Allgemeinmediziner Dr. Hans-Josef Sehn (2. von rechts) im Beisein von seiner Frau und von seinem Praxiskollegen Dr. Andreas Pullig die Ehrennadel der Stadt Simmern verliehen. Foto: Sina Ternis
Sina Ternis

Bürgermeister Andreas Nikolay verleiht Mediziner Auszeichnung für Engagement rund um die ärztliche Versorgung.

Lesezeit 3 Minuten

Es kommt selten vor, dass die Stadt Simmern eine Ehrennadel für besondere Verdienste verleiht. In den vergangenen zehn Jahren durften sich gerade einmal drei Bürger über die Auszeichnung freuen. Das macht auch deutlich, welche Wertschätzung dem neuen Ehrennadelinhaber Hans-Josef Sehn entgegengebracht wird, der sich im besonderen Maß für die ärztliche Versorgung in der Stadt Simmern verdient gemacht hat.

Leistungen von Sehn gewürdigt

Zu der Feierstunde im Neuen Schloss waren zahlreiche Vertreter von Stadt, Verbandsgemeinde, Kreis und Ärzteschaft, Freunde und Familienmitglieder Sehns gekommen. In seinem Grußwort ließ Stadtbürgermeister Andreas Nikolay noch einmal Revue passieren, was Sehn in den vergangenen Jahren geleistet hat, um dem drohenden Ärztemangel aktiv und entschlossen entgegenzutreten. Es habe eine Überalterung der niedergelassenen Ärzte gedroht – und das in einem Mittelzentrum wie Simmern, das auch für viele Bürger in der Umgebung erste Anlaufstelle sei. „Diese Situation hat Dr. Sehn erkannt und in einem längeren Prozess keine Mühen gescheut und zunächst versucht, alle Ärztekollegen wach zu rütteln und ihr Bewusstsein dafür zu schärfen, was uns bevorsteht“, so Nikolay.

Sehn sei es tatsächlich gelungen, alle Ärzte an einen Tisch zu bringen und parallel dazu die Politik für dieses Thema zu sensibilisieren. Anschließend habe man Hand in Hand gearbeitet, es sei die städtische Förderrichtlinie zur Ansiedlung junger Ärzte entstanden und Sehn habe sich nicht nur auf die Suche nach Ärzten gemacht, sondern gleichzeitig Investoren gesucht, mit denen er seine Vision eines Ärztehauses realisieren konnte. Dies gelang – mitten in der Stadt, wie es der Wunsch des Stadtrates war, der auf diese Weise das Zentrum beleben wollte. Mittlerweile sei das neue Ärztehaus auf dem ehemaligen Herbstreuter-Gelände eine Anlaufstelle für Bürger, aber auch für Ärzte geworden, die die Flexibilität zu schätzen wüssten.

Einer von ihnen ist Dr. Andreas Pullig, der das neue Ärztehaus gemeinsam mit Sehn leitet – und der während der Ehrung die Geschichte ihres Kennenlernens erzählte. Das lief nämlich über Sehns Frau, in der Skischeune Sohren. Da habe er sich ein Snowboard kaufen wollen und sei vom Inhaber mit einem „Tschüss Doktor Pullig“ verabschiedet worden. Das habe die Ehefrau des Allgemeinmediziners, die zeitgleich im Geschäft war, aufhorchen lassen. Mailadressen wurden ausgetauscht, erste Kontakte hergestellt – und mittlerweile sind beide nicht nur gleichberechtigte Partner, sondern auch Freunde, wie Pullig bei seiner Laudatio betonte.

In sehr persönlichen Worten machte er deutlich, was er an seinem Arztkollegen schätzt. „Beim ersten Treffen, an dem ich mehr oder weniger als Außenstehender teilgenommen habe, habe ich direkt gemerkt: Der hat Zug, der will hier in Simmern wirklich was auf die Beine stellen.“ Sehn zeichne sich durch seine Zielstrebigkeit, sein Ideenreichtum und seine Hartnäckigkeit aus, sei jemand, der Menschen zusammenbringe und der helfen wolle. „Und deswegen hat er auch eine lebenslange Praktiziererlaubnis“, schloss Pullig seine Rede ab.

Auch der Geehrte selbst kam zu Wort und nutzte die Gelegenheit, um sich einerseits für die Auszeichnung zu bedanken und andererseits von den Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten zu berichten. Bereits 1948 habe sein Vater sich als Hausarzt in Simmern niedergelassen. Ein Schreibtisch und eine Liege, das sei die gesamte Ausstattung gewesen. 1983 sei er dann in die Praxis mit eingestiegen.

In diesen Zeiten sei es noch selbstverständlich gewesen, dass ein Arzt rund um die Uhr für seine Patienten erreichbar gewesen sei. Das sollte sich ändern durch die Bereitschaftsdienstzentrale. „Das Ziel wurde allerdings nicht erreicht“, so Sehn. Und irgendwann habe er an dem Punkt gestanden, an dem er sich gefragt habe, wie es weitergehe: Die Praxis schließen oder eine Übernahme anstreben? Weil beides für ihn nicht infrage gekommen sei, habe er nach Lösungen gesucht – und diese nun mit dem Ärztehaus gefunden. Dank einer Kooperation mit dem Krankenhaus sei es hier auch möglich, Studenten in den Praxen einzusetzen und ihnen auf diese Weise die ländliche Region schmackhaft zu machen.

Wichtiges Signal gesendet

Dass die für viele junge Ärzte nicht so attraktiv ist wie die Stadt, das hat auch Landrat Volker Boch festgestellt. In seiner Rede betonte er, dass Sehn mit seinem Engagement ein wichtiges Signal für die gesamte Ärzteschaft gesendet habe und dass er sich nicht nur mit dem Ärztehaus verdient gemacht habe, sondern auch dadurch, dass er Ärzte, Krankenhaus und Politik zusammengebracht und dadurch etwas ins Rollen gebracht habe.

„Es ist wichtig, dass das Thema professionell begleitet wird. Wir haben hier nun mal einen Standortnachteil und deswegen ist es besonders wichtig, um den Nachwuchs zu kämpfen“, so Boch. „Da ist solches Engagement enorm wichtig.“

Top-News aus der Region