Voraussetzung für die Öffnung des Freibads ist, dass die Stadt genügend Personal hat. Nach Informationen unserer Zeitung hat der bisherige Betriebsleiter und Schwimmmeister seine Stelle gekündigt. Zuletzt hatte die Stadt eine Stellenausschreibung für Meister und Fachangestellte für Bäderbetriebe sowie Rettungsschwimmer geschaltet. Auf Anfrage unserer Zeitung teilt die Pressestelle mit, dass Bewerbungen vorliegen.
Weil das Bewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, macht die Stadt noch keine näheren Angaben dazu, ob schon Mitarbeiter eingestellt wurden. „Der Mangel an Bademeistern betrifft nicht nur die Stadt Boppard, sondern ist ein bundesweites, strukturelles Problem. Bereits im vergangenen Sommer mussten viele Bäder in ganz Deutschland aufgrund von Personalmangel die Öffnungszeiten reduzieren“, erklärt die Stadt, warum es so schwer ist, Mitarbeiter in diesem Bereich zu finden. Auch an Rettungsschwimmern fehle es. Die Stadt könnte in diesem Bereich auch ausbilden.
Frage der Öffnungszeiten noch offen
Inwieweit ehrenamtliche Mitarbeiter vom DLRG oder der Feuerwehr einspringen könnten, damit das Bad öffnen kann, darüber könne man keine Auskunft geben, bevor das Bewerbungsverfahren abgeschlossen ist. Das gilt auch für die Frage, ob die Öffnungszeiten eventuell wegen Personalmangels reduziert werden müssen.
Nach unseren Informationen tritt der ehemalige Betriebsleiter demnächst eine neue Stelle in einem Ort an, an dem er im Winter in einem Hallenbad arbeiten kann. In Boppard besteht zwar für die Mitarbeiter die Möglichkeit, über die Winterzeit weiter bei der Stadt Boppard beschäftigt zu sein. Dieses Angebot sei im vergangenen Jahr auch genutzt worden, teilt die Verwaltung mit. Ein Hallenbad hat die Stadt nicht.
52.000 kWh für das Aufheizen
Im vergangenen Jahr hatte sich der Stadtrat angesichts der steigenden Energiekosten und der Versorgungslage mit Gas zu dem Beschluss durchgerungen, das Wasser weder in den Schwimmbecken noch in den Duschen mit Gas aufzuheizen (wir berichteten). Nun debattierten die Ratsmitglieder, ob dieser bestehende Beschluss aufrecht erhalten werden soll. Markus Mono (Bündnis 90/ die Grünen) fasste die zahlreichen vorangegangenen Wortmeldungen der Ratsmitglieder, die sich dafür aussprachen, kurz zusammen: „Nach meinem Blick auf die Lage der Welt, hat sich nichts getan, was den Rat jetzt in die Lage versetzt, zu sagen, wir treten von diesem Beschluss zurück. Das sollte ja auch ein Signal aussenden, Energie zu sparen.“
Das Aufheizen des Wassers in den Schwimmbecken auf 24 Grad habe im vergangenen Jahr 52.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, erläuterte die Verwaltung in der Beschlussverlage. Bei heutigen Preisen würden dafür 14.000 Euro fällig. Ein Befüllen mit Thermalwasser war damals technisch noch nicht möglich. Für das Aufrechterhalten der Temperatur seien bis zur Abschaltung der Heizung im Schnitt 13.000 Kilowattstunden wöchentlich verbraucht worden. Tobias Kölzer (CDU) korrigierte: Anhand der Preise, die sich die Stadt in der letzten Bündelausschreibung gesichert hat, habe er Kosten von 7900 Euro für das Aufheizen und 1300 Euro für das Nachheizen errechnet. Die Preise seien jedoch nur ein Aspekt, die Notwendigkeit, Gas zu sparen, sei weiterhin gegeben.
Nachlaufen lassen keine Option
„Durch die jetzt mögliche Verwendung des Thermalwassers ist voraussichtlich mit einer Reduzierung des Gasbedarfs bei einer möglichen Beheizung zu rechnen. Wie sich dies tatsächlich auswirkt, kann aber nicht angegeben werden, da eine Befüllung mit Thermalwasser mit circa vier Wochen deutlich länger dauert und es witterungsabhängig insbesondere nachts immer wieder zu Auskühlungen kommt“, erklärt die Verwaltung.
Hier machte Jürgen Bach, Leiter des Fachbereichs 5, eine entscheidende Ergänzung. „Vielleicht gibt es die Auffassung, dass wir das Bad mit dem Thermalwasser füllen und lassen toujours das Thermalwasser nachlaufen, um die Temperatur einigermaßen zu halten. Da muss einem klar sein: Wir fördern das Wasser aus 500 Metern Tiefe, da laufen zwei Pumpen, die kosten ordentlich Strom. Also einfach immer nach lassen und über den Überlauf weg, das kostet auch viel Energie.“
Darüber hinaus laufe das Wasser aus dem Überlauf in den Kanal, es dürfe nicht in Gewässer eingeleitet werden. „Das Wasser wird über das Pumpwerk in die Kläranlage gepumpt und verdünnt uns dort das Wasser, was für die Klärleistung nicht gut ist.“ Man könne die Becken mit Thermalwasser befüllen, möglichst passend zum Eröffnungstermin. Danach habe man zwei Optionen: Mit der Gasheizung eine bestimmte Temperatur aufrechterhalten oder es der Witterung überlassen, wie warm das Wasser ist.
“Abstimmung mit den Füßen"
Für das Beheizen hatten sich Niko Neuser und Jürgen Pörsch (beide SPD) ausgesprochen. Mit dem Freibad könne man den Familien, die nicht in Urlaub fahren können, etwas bieten, man solle den Besuchern nicht „die Wärme entziehen“ und das Bad damit unattraktiv machen. Joachim Brockamp (BfB-Fraktion) brachte einen Energiekostenzuschlag ins Gespräch, um die Kosten für ein Beheizen auszugleichen. Alternativ könnte man Ermäßigungen beim Eintrittsgeld streichen.
Jürgen Mohr (Vorsitzender der BfB-Fraktion) nahm es „emotionslos“, wie er sagt, und sprach sich dafür aus, es auf eine „Abstimmung mit den Füßen“ ankommen zu lassen. Bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen stimmte der Rat mehrheitlich dafür, das Bad mit Thermalwasser zu befüllen und nicht mit Gas zu heizen.
phl/sub