Frankweiler – Das Todesurteil kam von der Kanzel. Die uralte Winterlinde vor der katholischen Kirche wird gefällt, verkündete während einer Messe Dechant Benno Wiederstein kurz und knapp. Entsetzen löste diese überraschende Nachricht nicht nur bei vielen Kirchgängern aus. Der jahrhundertealte Baum, Experten schätzen sein Alter auf 400 Jahre, gehöre zum Dorf genauso wie die Kirche, lautet ihre Einschätzung.
Mittlerweile hat sich eine Bürgergruppe „Pro Linde„ formiert, die für den Erhalt des Baumveteranen kämpfen will.
Die mächtige Linde steht mit ihrem meterdicken Stamm unmittelbar an der Hauptstraße des Hunsrückdorfes. Früher war hier einmal ein Friedhof, in direkter Nachbarschaft steht der Turm der dem heiligen Mauritius geweihten Dorfkirche. Die katholische Pfarreiengemeinschaft Kastellaun hat als Eigentümer des Grundstücks bei der Unteren Naturschutzbehörde in Simmern den Antrag auf Fällung des „Naturdenkmals Linde“ gestellt und dazu einen Baumkontrollbericht von Anfang März 2013 vorgelegt. Darin kommt David Goeres vom gleichnamigen Baumdienst aus Sohren zu der Erkenntnis, „dass der Baum, obwohl augenscheinlich vital, durch Pflege- und Schnittmaßnahmen nicht erhalten werden kann und eine sofortige Fällung aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend geboten ist.„ Die Herstellung der Verkehrssicherheit könne durch keine qualifizierte baumpflegerische Maßnahme gewährleistet werden.
Sich der Expertise des Baumkontrolleurs anschließend, erteilte die Untere Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung in Simmern unter Auflagen die Befreiung von der Rechtsverordnung. Auf gut Deutsch heißt dies: Der Status des Naturdenkmals wird aufgehoben. Der Baum kann gefällt werden.
Ganz spontan haben sich daraufhin Frankweilerer Bürger aller Couleur getroffen, um den Baum zu retten. Der 89-jährige Jakob Platt ist der Senior der Bewegung. „So lange ich lebe, begleitet mich dieser Baum“, sagt er voll Entsetzen. Genauso wie er in seiner Kindheit sollen auch die Kinder zukünftiger Generationen unter dem meterdicken Stamm spielen können. Für die 46-jährige Christiane Behre ist der Baum ein Stück Heimat. In seiner Nachbarschaft wurde sie getauft, ist zur ersten Kommunion gegangen, und dort hat sie geheiratet. Wie viele ihrer Mitstreiter kritisierte sie die „Nacht-und-Nebel-Aktion„, in der beschlossen wurde, die Linde zu fällen. Sie fordert ein Gutachten von einem amtlich ausgewiesenen Sachverständigen. Dieser Meinung ist auch Ortsvorsteher Willi Görgen. „Wir müssen alles versuchen, den Baum zu retten“. Rückschnitt vor Fällung lautet seine Devise.
Widerspruch haben inzwischen auch die Kreisgruppe Rhein-Hunsrück und der Landesverband des BUND eingelegt. Laut Aussage eines Sprechers der Kreisverwaltung hat dies aufschiebende Wirkung. Vorläufig wird das Wahrzeichen also nicht gefällt. wd