Die sechs Busse und vier Kastenwagen ersetzen Diesel-Fahrzeuge und seien bereits im Einsatz als Lotsenfahrzeuge für Flugzeuge – die mit der Aufschrift „Follow me“ – oder als Transporter für Flugzeugbesatzungen die Werkstätten sowie im operativen Betrieb.
Die Fahrzeuge haben demnach eine Reichweite von bis zu 130 Kilometern und sollen sich so „ideal für den Einsatz am Flughafen Hahn“ eignen. „Elektrofahrzeuge sind eine zentrale Säule nachhaltiger Mobilität“, wird Geschäftsführer Franke in der Pressemitteilung zitiert. „In Zukunft werden wir unseren Fuhrpark mit weiteren E-Fahrzeugen ausstatten.“ Ein elftes Elektrofahrzeug soll hinzukommen. „In Planung ist auch die Anschaffung von Abfertigungsgeräten mit Elektroantrieb.“
Tropfen auf den heißen Stein
Unsere Zeitung hat Naturschutzverbände in der Region um eine Einordnung gebeten und eine Rückmeldung vom Bund Rhein-Hunsrück erhalten. „Wir sind der Meinung, dass man das Vorhaben der Triwo Hahn Airport GmbH für mehr Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang sehr wohl für Greenwashing halten kann“, teilt Ilka Hündorf für den Sprecherrat der Kreisgruppe mit. „Im Vergleich zu dem enormen Kerosinverbrauch des Flugverkehrs allgemein und des Hahn im Besonderen machen die eingesetzten zehn Elektrofahrzeuge in der Gesamtbilanz nicht viel aus. Sie sind sozusagen der Tropfen auf den heißen Stein.“
Man könne zudem davon ausgehen, dass die Kilometerleistungen dieser Fahrzeuge nicht allzu hoch sein werde – und somit die CO2-Ersparnis eher marginal ausfallen dürfte. Dafür spreche auch die angegebene geringe Reichweite der E-Fahrzeuge von 130 Kilometern, schätzt es Ilka Hündorf ein.
Franke: Irgendwo muss man anfangen
Mit dieser Einordnung konfrontiert, hält Franke dagegen: „Mit irgendetwas muss man anfangen. Dort, wo es technisch möglich ist, fangen wir nun an.“ Die Fahrzeuge hätten tatsächlich keine hohe Laufleistung. Geschäftsführer Rüdiger Franke schätzt sie auf nicht mehr als 10.000 Kilometer im Jahr ein. Bei dieser jährlichen Laufleistung würde ein vergleichbares Dieselfahrzeug, besetzt mit einem Fahrer, bei einem Verbrauch von 8,3 Liter Diesel auf 100 Kilometer im Jahr 3,1 Tonnen CO2 ausstoßen. Das ergibt die Berechnung mit einem CO2-Rechner, der die Emissionen für die Herstellung des Fahrzeug berücksichtigt, von einer Lebensdauer des Autos von 220.000 Kilometern ausgeht und den aktuellen Strommix anwendet.
Mit diesen Parametern würde ein E-Fahrzeug im Jahr 1,5 Tonnen CO2-Ausstoß produzieren. Die Ersparnis läge also für einen der Busse bei rund 1,6 Tonnen CO2. Der selbe Rechner gibt für eine Flugstrecke von 1200 Kilometern – das entspricht etwa der Luftlinie vom Hahn bis auf die Urlaubsinsel Mallorca – einen Ausstoß pro Person von 287,3 Kilogramm an (allerdings ist hier die Herstellung des Flugzeugs nicht berücksichtigt).
Ersparnis verpufft bei einem Flug
Die rechnerische Ersparnis eines Elektrobusses aufs Jahr gesehen entspricht in diesem Fall also theoretisch dem, was bei einem einfachen Flug nach Mallorca allein für sechs Fluggäste an CO2 anfällt. Man kann also davon ausgehen, dass die jährliche CO2-Ersparnis durch die Elektrifizierung der Flotte mit einem einzigen Flieger – zum Beispiel in Richtung Ballermann – verpufft.
„Wir sind nur der Infrastrukturbetreiber und versuchen, unseren Beitrag zu leisten“, sagt Geschäftsführer Rüdiger Franke zu der Greenwashing-Kritik. Wie er sagt, seien die Flugzeuge der Ryanair-Flotte mit einem durchschnittlichen Alter von fünf bis sieben Jahren recht jung und entsprechend „leiser“ und mit „geringerem Spritverbrauch“ unterwegs. phl