Reinhard Keßler sammelt Motorräder
Fleißiger Sammler von Motorrädern in Niederburg: Garage wird zu Museum für alte Maschinen
Die Harley Davidson 750, Baujahr 1942, ist das Prunkstück in Reinhard Keßlers Sammlung alter Motorräder. Foto: Dagmar Stadtfeld
Dagmar Stadtfeld

Mehr als 30 Motorräder aus den vergangenen Jahrzehnten lassen die Herzen von Fans höher schlagen. In seiner Garage hat sich der Niederburger Reinhard Keßler im Laufe der Jahre ein kleines Museum eingerichtet.

Die alten Maschinen blitzen und blinken, als wären sie gerade neu im Geschäft gekauft. Es sind so klangvolle Modelle darunter zu finden wie Adler, Triumph, DKW, NSU oder Horex. Sogar ein altes Wehrmachtmodell aus dem Zweiten Weltkrieg und eine Harley Davidson, Baujahr 1942, hat der 61-Jährige in seinem Bestand. Diese Modelle werden schon lange nicht mehr hergestellt und sind selten – und das macht sie eben für die Zweiradfahrer so besonders.

Seit seinem 16. Lebensjahr interessiert sich Keßler für die heißen Öfen. Damals hatte er von seinem Nachbarn eine alte DKW für 50 Mark gekauft und begann, daran herumzubasteln, um sie wieder auf Vordermann zu bringen. Dabei kam ihm sein Beruf als Werkzeugmacher entgegen.

Bei Opel in Rüsselsheim hat Keßler damals seine Ausbildung gemacht und anfangs vor allem Sitze in Fahrzeuge eingebaut. Bis vor einem Jahr war er in der Firma tätig und hat sich im Laufe der Jahre hochgearbeitet. Jetzt ist er im Ruhestand und geht voll und ganz in seinem Hobby rund um die Motorräder auf. Er sammelt und restauriert alte Maschinen. Dazu fährt er regelmäßig im Oktober nach Mannheim und im Frühjahr nach Hockenheim auf die Veteranenmärkte. Hier kauft er Ersatzteile, denn die gibt es in den normalen Läden nicht mehr zu kaufen.

Motorräder kommen zum Großteil aus Osteuropa

„Hauptsächlich kommen die alten Motorräder aus Osteuropa“, berichtet Keßler. „Oft muss ich eine Maschine komplett kaufen, um die benötigten Ersatzteile zu bekommen.“ Er betreibt auf den Märkten einen eigenen Stand, um die überschüssigen Teile wieder zu verkaufen. Außerdem trifft er dort viele aus der Szene, mit denen er sich austauschen kann. So mancher möchte dann auch gern mal die Lieblingsstücke selber sehen. So kommen immer wieder Interessenten zu ihm nach Niederburg, um sie sich vor Ort anzuschauen und zu bestaunen.

In seinem Haus hat Keßler extra dafür die Garage umgebaut und erweitert, um Platz zu schaffen. „Hier bin ich jeden Tag“, erzählt er. „Es ist immer was zu tun. Dabei kann ich am besten entspannen. Und jeden Abend drehe ich noch mal die Runde, um mich an all meinen Motorrädern zu erfreuen.“ Seine beiden Söhne sind begeistert von dem Hobby des Vaters und helfen gern in der Werkstatt mit. Obwohl Reinhard Keßler seine Maschinen in allen Einzelteilen kennt, fährt er selbst kein Motorrad. Mittlerweile hat er sich mit seiner Sammlung eine richtige Wertanlage geschaffen. Keine einzige Maschine hat er verkauft. Er will sie behalten, um sie einmal an die nächste Generation weiterzugeben. „Ich könnte mir auch vorstellen, sie in eine Stiftung zu geben“, meint der Sammler.

Heutzutage zahlt man Liebhaberpreise für einige Modelle. Keßlers Traum ist es, eine alte Opel mit 500 Kubikmeter aus dem Jahr 1928 zu erwerben. Sie wird zu Preisen zwischen 40.000 und 50.000 Euro gehandelt.

Die Generation, die sich für die alten Maschinen interessiert, stirbt laut dem Motorradfan langsam aus. In den 1950er Jahren habe es einen Motorradboom mit vielen Anbietern gegeben. Das habe sich sehr reduziert. In Deutschland gibt es nur noch BMW. „Junge Leute kennen die älteren Maschinen kaum und wollen auch meist nur die neueste Technik haben. Für alte Techniken gibt es wenig Begeisterung.“

Mit seiner Sammlung will Keßler den älteren Modellen eine Plattform geben. Zurzeit restauriert er eine Zündapp Z 200, Baujahr 1930. Dazu werden alle Teile sandgestrahlt und verchromt. Die Lichtmaschine muss ersetzt werden. Daher ist er unterwegs, um nach Ersatzteilen zu fragen. Langeweile gibt es nicht. Die Tage sind ausgefüllt. Aktuell sucht der Bastler nach einer größeren Unterstellmöglichkeit, denn irgendwann hat er keinen Platz mehr in seinem Haus.

Seine Sammlung zeigt Keßler Interessierten gerne. Unter Telefon 0152/295 756 63 kann man einen Besuchstermin vereinbaren. Bisher wollte er seine Motorräder nicht unbedingt der Öffentlichkeit zeigen, doch mittlerweile ist er der Meinung, dass es zu schade wäre, das nicht zu tun. Jeder sollte sie sich anschauen können.

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