Die Ausgangssituation
Am Montagabend gab es erst die konkreten Verordnungen vom Land. „Ich glaube, was allen Studios am Herzen liegt“, sagt Alex Merg vom Gesundheitszentrum Hunsrück in Kastellaun, „ist, dass das Land zwar den Termin zur Öffnung bekannt gegeben hatte, aber es fehlten die klaren Richtlinien, um besser auf etwas hinarbeiten zu können und nicht ins Blaue zu planen. Wir sehen uns aber schon sehr gut gewappnet, allein dadurch, dass bei uns die ambulante Reha und die Physiotherapie weitergelaufen sind.“ Das Kastellauner Zentrum von Geschäftsführer Holger Merg setzt nämlich auf diese drei Stränge: ambulantes Rehazentrum, Therapiekompetenzzentrum sowie Fitness- und Präventionszentrum. Letzteres öffnet nun ebenfalls die Pforten.
Das tut auch das Fitnessstudio Olympia mit den beiden Standorten in Boppard und in Buchholz. Pietro Putignano, mit Wolfgang Hirsch und Steffen Gilsbach Inhaber der beiden Studios, schlägt in die gleiche Kerbe wie Alex Merg. Nebenbei bemerkt: Beide sind Bezirkliga-Fußballer, Merg bei der SG Hausbay, Putignano beim SV Oberwesel. „Wir sind in Boppard und Buchholz gut aufgestellt, aber wir haben uns nicht gut informiert gefühlt. Wir haben uns in der Vorbereitung an die NRW-Vorgaben gehalten, um uns zu wappnen, deswegen haben wir im Grunde die wichtigsten Dinge geregelt, auch wenn es nicht original gleich ist“, erklärt Putignano.
Der Sportpark Simmern öffnet heute um 8 Uhr seine Tore, jeder Gast erhält ein Welcome-back-Geschenk in Form eines „Apfels und einer Mineralampulle“, wie Sportpark-Chef Lothar Rodenbusch sagt. Zum Comeback hat sich auch der Simmerner Stadtbürgermeister Andreas Nikolay angekündigt. „So hatten wir es ausgemacht, dass er trainieren kommt“, lacht Rodenbusch. Wie seine Kollegen in Kastellaun und in Buchholz kämpfen Rodenbusch und Co. auch mit vielen Unsicherheiten: „Aber ich denke trotzdem, dass die Politik richtig entschieden hat, so wie sie es letztlich gemacht hat. Jetzt liegt es an uns, klug und verantwortlich mit den Regelungen umzugehen, das ist unsere Aufgabe.“
Die Mitgliedersituation
Nun werden also die Mitglieder ab heute erwartet. Die Mitglieder, um die sich die Studios natürlich auch in der Corona-Pause gekümmert haben mit Online-Challenges und einigem mehr. Bezahlen mussten die Mitglieder nicht überall weiter ihre Beiträge. „Wir sind da einen komplett anderen Weg gegangen als die meisten“, sagt Alex Merg, „wir haben keine Beträge abgebucht, sondern sie ausgesetzt, da die Mitglieder selbst mit Kurzarbeit und solchen Dingen zu kämpfen haben.“ Ob und wie dieses Aussetzen im Nachhinein geregelt oder aufgefangen werden kann, müsse man sehen. Fakt ist aber auch, so Alex Merg: „Natürlich beginnen wir trotzdem mit weniger Mitgliedern, weil ja manche Verträge ausliefen, und du konntest ja schlecht Kunden werben in dieser Zeit.“ Zudem haben die Studios natürlich Mehrkosten zu tragen, denn es müssen die Hygienestandards und Abstandsregelungen gewährleistet werden. Im Gesundheitszentrum stehen nun mehr als 30 Trennwände mit Plexiglasscheiben zwischen den Geräten.
Mehrkosten sind auch in Buchholz und in Boppard ein Thema – und zwar kein kleines. „Unsere Mitglieder haben sich zum Großteil solidarisch mit uns erklärt“, weiß Putignano, der aber auch sagt: „Wir sprechen trotzdem von einem Verlust im fünfstelligen Bereich. Wir werden zwar Hilfe beantragen, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Natürlich ist es aber schön, dass es das gibt.“
Im Sportpark haben 80 Prozent der 1300 Mitglieder ihre Beiträge weiterbezahlt. „Das war ein Darlehen an uns, die Leute wissen, dass sie es gut geschrieben bekommen“, sagt Rodenbusch: „Es gibt verschiedene Modelle, wie sie ihr Geld zurückbekommen.“ Die Mitgliedsbeiträge waren überlebenswichtig für den Sportpark. „Die sind unsere Existenz“, sagt Rodenbusch und schiebt nach: „Wenn wir noch einen Monat länger nicht hätten öffnen dürfen, hätten wir den Laden Ende Juni dichtmachen können.“
Die Trainingssituation
Die Vorkehrungen sind getroffen, jetzt geht es ans Umsetzen beim alltäglichen Training. Duschen ist laut Verordnung unter Auflagen erlaubt, aber praktisch nicht umzusetzen. Von daher bleiben Umkleiden und Duschen zumeist geschlossen in den Studios.
Im Kastellauner Gesundheitszentrum wird es generell so ablaufen: „Wir lassen nur eine gewisse Anzahl an Leuten trainieren, das orientiert sich an der erlaubten Quadratmeterzahl pro Kunde. Wir werden mit einer App unseres Softwareanbieters arbeiten, darüber kann man sich fürs Training anmelden, wir werden Zeitfenster anbieten, in denen derjenige trainieren kann, danach gibt es Pausen, in denen die Geräte von uns komplett gereinigt werden. Wir wollen ein hygienisches und sicheres Training anbieten. In erster Linie geht es uns um einen sauberen Ablauf“, unterstreicht Alex Merg. Kurse werden angeboten – wenn die Verordnungen umzusetzen sind. Im Studio sieht es so aus: An den Geräten können die Masken ausgelassen werden, sobald man das Gerät verlässt, sind sie wieder Pflicht.
Auch bei den Olympia-Studios wird natürlich auf die Vorschriften geachtet. „Wir haben Wege eingezeichnet, haben die Geräte so vorbereitet, dass die Abstände stimmen und einen Haufen Desinfektionsmittel geordert“, berichtet Putignano. Kurse sollen angeboten werden. „Wie viele kommen werden, kann man kaum planen. Wir wissen noch nicht, was uns erwartet“, sagt er und vermutet, dass Angehörige von Risikogruppen vielleicht nicht direkt erscheinen, Jüngere aber schon. Putignano sagt: „Wir müssen natürlich schauen, dass die Bude nicht voll ist. Wir haben so mit rund sieben Quadratmetern pro Person gerechnet, ich denke, man kann das kontrollieren. Das Personal ist geschult, der Check-in ist komplett digitalisiert, wir fühlen uns gut aufgestellt.“ In Simmern wurden viele Geräte wie die Spinningräder in die Tennishalle ausgelagert, dort finden auch die intensiven Kurse und der Rehasport nun statt. „In der Tennishalle haben wir viel mehr Fläche, 20 Quadratmeter pro Sportler“, sagt Rodenbusch. Der Sportpark kann sein volles Programm anbieten, am Anfang rechnet Rodenbusch aber nur mit „40 bis 50 Prozent“ des normalen Andrangs beim Check-in: „Mit der Zeit werden wieder mehr Leute bekommen.“ 800 der 1300 Mitglieder im Sportpark sind übrigens mehr als 50 Jahre alt, 200 älter als 70 Jahre. „Für Risikopersonen stellen wir extra mehr Personal ab“, sagt Rodenbusch.
Die Gefahrensituation
Dass das Risiko mittrainiert, ist natürlich allen Verantwortlichen der Studios klar. Deswegen wurde wie in anderen Bereichen alles im Vorfeld getan, um im Falle des Falles auch Infektionsketten nachverfolgen zu können. „Wir sind gespannt, wie es läuft“, sagt Putignano. Und Alex Merg weiß: „Wenn jemand infiziert reinkommt, hast du ja keine Chance, das im Vorfeld zu kontrollieren.“ Um das Risiko zu minimieren, wird in Simmern fünfmal am Tag alles geputzt. Rund 6000 Euro betragen die Corona-Maßnahmen insgesamt. „Die Angst vor dem Coronavirus ist da“, weiß Lothar Rodenbusch: „Wir können es in unseren Räumen durch richtiges Handeln und große Kontrolle aber auf Minimum reduzieren. Den Leuten fehlt ihr Sportpark, wir haben unheimlich viele positive Rückmeldungen bekommen. Jetzt können sie wieder etwas für ihr Immunsystem tun und sich wieder mit anderen Sportlern treffen. Ich habe schon gesagt: Die Leute haben nun ihr Gehaichnis wieder.“ Man merkt: Bei allen Studiobetreibern überwiegt die Freude, dass sie wieder loslegen können. Auch wenn ein paar Verordnungen durchaus früher hätten bei den Fitnessstudios landen können.