Nachrichtensprecherin Gundula Gause moderiert Premiere der fünften Auflage auf dem Simmerner Fruchtmarkt
Filmfestspiele in Simmern gestartet: Nachrichtensprecherin Gundula Gause moderiert Premiere
Eine Drehung um 90 Grad nach links müssen die Zuschauer jeweils vollziehen, wenn das Vorprogramm auf der Bühne am Fruchtmarkt vorbei ist und der Film über die große Leinwand vor der Stephanskirche flimmert.
Werner Dupuis

Simmern. Die fünfte Auflage der Heimat Europa Filmfestspiele ist angelaufen. Und das mit einer lauen Sommernacht am Freitagabend, wie man sie sich besser nicht hätte wünschen können. Dem berechtigten Ziel der Festivalmacher, als Veranstalter das Pro-Winzkino und die Stadt Simmern, die Festspiele stetig besser zu machen, ist man mit der Premierenfeier schon mal gerecht geworden.

Eine Drehung um 90 Grad nach links müssen die Zuschauer jeweils vollziehen, wenn das Vorprogramm auf der Bühne am Fruchtmarkt vorbei ist und der Film über die große Leinwand vor der Stephanskirche flimmert.
Werner Dupuis

Dass es der neuen künstlerischen Leiterin Sabine Schultz gelungen war, ihre langjährige ZDF-Kollegin Gundula Gause nach Simmern zu locken, um den Eröffnungsabend zu moderieren, erwies sich nicht nur als absoluter Glücksgriff, sondern am Ende auch als folgerichtige Entscheidung, die Führung durch den Premierenabend in professionelle Hände zu geben.

Gundula Gause, die man aus dem „heute-Journal“ im ZDF als sachliche Nachrichtensprecherin seit vielen Jahren kennt, zeigte, dass sie auch eine unterhaltsame und lockere Art hat. Ihr Auftritt in Simmern erweckte den Eindruck, als hätte sie jahrelang nichts anderes gemacht. Durch ihre familiären Bande nach Cochem kennt sie Simmern allerdings auch.

Von „heute“ zum Fruchtmarkt

Allerdings nur durchs Vorbeifahren, wenn sie von Mainz auf ihrem Weg in die Heimat an der Kreisstadt regelmäßig vorbeifährt, wie sie bekannte. Zur Premiere auf den Fruchtmarkt kam sie direkt aus dem Nachrichtenstudio, denn „ich hatte heute vorher noch Tagesschicht“, erzählte sie und betonte, dass sie sich freue erstmals auch einmal „in town“ (in der Stadt) zu sein.

Viel Applaus gab es vor dem ersten Film für die gute Musik und die unterhaltsame Moderation von Nachrichtensprecherin Gundula Gause. Die Zuschauer erlebten eine laue Sommernacht, wie sie zur Premiere erhofft worden war.
Werner Dupuis
Dass für das Pro-Winzkino Edgar Reitz und sein „Heimat“-Epos von großer Bedeutung ist, verdeutlicht allein die Filmplakategalerie am Eingang.
Die Bühne steht wieder an gewohnter Stelle, ein Durchgang zur Gaststätte Galerie ist jederzeit möglich – mit Ausnahme des Finalwochenendes.
Das Wetter spielte hervorragend mit am Freitagabend, als die Heimat Europa Filmfestspiele auf dem Fruchtmarkt in Simmern eröffnet wurden. Helmut Zerlett und Band sorgten für einen hochkarätigen und jederzeit passenden musikalischen Rahmen.
Werner Dupuis
Die neue künstlerische Leiterin der Filmfestspiele, Sabine Schultz.
Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und Moderatorin Gundula Gause im lockeren und fröhlichen Zwiegespräch auf der Fruchtmarktbühne.
Werner Dupuis
Helmut Zerlett, bekannt aus der „Harald-Schmidt-Show“, sorgte mit seiner Band für den guten Ton während der Premierenfeier am Freitag.
Zaungäste: Auf und um den Fruchtmarkt gab es viele Sitzgelegenheiten mit bester Perspektive auf die große Leinwand vor der Stephanskirche.
Werner Dupuis
Auch der frühere Festspielleiter Urs Spörri (vorn, rechts) war unter den Gästen und freute sich über das Wiedersehen mit alten Bekannten.
Werner Dupuis
Gundula Gause vom ZDF-„heute journal“ moderierte den offiziellen Teil der Premiere auf der Fruchtmarktbühne charmant und unterhaltsam.
Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino freute sich über den guten Start.
Eine Drehung um 90 Grad nach links müssen die Zuschauer jeweils vollziehen, wenn das Vorprogramm auf der Bühne am Fruchtmarkt vorbei ist und der Film über die große Leinwand vor der Stephanskirche flimmert. Am Freitag erwiesen sich die Zuschauer dieser Aufgabe locker gewachsen, bevor „The Lost King“ von Stephen Frears startete.
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Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und Moderatorin Gundula Gause im lockeren und fröhlichen Zwiegespräch auf der Fruchtmarktbühne.
Werner Dupuis
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Ähnlich wie mit der Innenansicht von Simmern verhalte es sich mit ihren Filmkenntnissen, bekannte Gause. „Aus Zeitgründen komme ich sehr selten ins Kino, und alles, was ich über Filme weiß, kenne ich durch Sabine“, sagte Gause. Sie freue sich, mit der künstlerischen Leiterin der Heimat Europa Filmfestspiele gemeinsam auf der Bühne in Simmern zu stehen. Und auf diese bat sie sogleich den Stadtbürgermeister.

Nachdem dieser Gauses Aufforderung „Sie müssen Ihr Mikro nehmen“ gefolgt war, antwortete er auf die erste Frage der Moderatorin, was er sich in diesem Jahr von den Filmfestspielen erhoffe, dass er sich auf „etwas mehr Leichtigkeit“ freue, weil thematisch diesmal der Westen Europas im Mittelpunkt stehe. Im vergangenen Jahr sei der Blick in den (filmischen) Osten Europas durch die Allgegenwärtigkeit des Ukraine-Kriegs belastet gewesen.

Die Moderatorin konnte Nikolay beipflichten, denn die Nachrichten, die sie täglich zu verlesen habe, seien ja nach wie vor gespickt mit Ereignissen aus dem Ukraine-Konfikt. Dann lieber doch etwas Fröhliches. Gundula Gause war hocherfreut zu berichten, dass in der Kinoküche am Kühlschrank sogar ein Foto von ihr aufgehängt ist und somit eine Verbindung zum Team des Pro-Winzkinos vorhanden sei.

Das Bild stamme von einer Kinopreisverleihung in Cochem. Damals hatte Gause die Filmpreise des Landes verliehen, „und von damals stammt das Bild, das wir als Erinnerung aufgehängt haben“, erzählte später Ursula Stemann vom Pro-Winzkino.

Pro-Winzkino ist eine feste Größe

Ihren Mann Wolfgang fragte Gundula Gause auf der Bühne, woher die Motivation komme, dass die Pro-Winzler auch nach so vielen Jahren nicht locker lassen und sich für die Heimat Europa Filmfestspiele ins Zeug legen. „Wir machen seit vier Jahrzehnten Kino und sind überzeugt, gutes Kino zu machen“, antwortete Stemann selbstbewusst – und erhielt für die Aussage spontanen Applaus vom Publikum. 40 Jahre Pro-Winzkino sei aber nicht möglich ohne die Stadt Simmern, schob Stemann sogleich hinterher.

Die Heimat Europa Filmfestspiele betrachte Stemann „als eine Art Abschluss“. Edgar Reitz sei es gewesen, der den Anstoß gab, ein solches Festival zu veranstalten. „Reitz ist das Highlight, er ist der Schirmherr, und mit ihm haben wir eine Plattform gefunden. Vielleicht ist es ja – wir werden ja auch alle nicht jünger – unsere letzte große Aktion, ein solches Filmfestival in Simmern zu etablieren“, fügte Stemann an.

Dafür brauche es einen langen Atem, ergänzte Stadtbürgermeister Nikolay. „Es hat keinen Zweck, so ein Festival ein-, zweimal zu machen. Es braucht längere Zeit, um zu wachsen.

Viel Applaus gab es vor dem ersten Film für die gute Musik und die unterhaltsame Moderation von Nachrichtensprecherin Gundula Gause. Die Zuschauer erlebten eine laue Sommernacht, wie sie zur Premiere erhofft worden war.
Werner Dupuis

Als Nikolay dann schon die Geldgeber nennen wollte, unterbrach ihn die Moderatorin, wies auf ihren Zettel und meinte: „Kommt noch, die stehen alle hier.“ Da musste Nikolay schmunzeln: „ZDF-Nachrichtensprecherin gegen Kleinstadt-Bürgermeister: 1:0 für Sie, Frau Gause!“ Sodann beantwortete er Gauses Frage, warum die Stadt sich denn den Begriff „Heimat der Heimat“ habe schützen lassen.

Das gehe auf Professor Jürgen Hardeck zurück, der den Slogan kreiert habe. Simmern sei ja auch häufig Drehort der „Heimat“-Filme von Edgar Reitz gewesen. „Aber nicht Simmern allein, sondern alle im Hunsrück“, betonte Nikolay. „Wir alle sind die Heimat der Heimat.“ Und daher seien auch andere Orte in die Filmfestspiele eingebunden. Bereits vor der Premiere habe es eine Veranstaltung in Oberwesel gegeben, und auch in diesem Jahr werde Kirchberg wieder Festspielstadt sein.

Wolfgang Stemann erklärte auf Gauses Frage, was Edgar Reitz für die Pro-Winzler und die Filmfestspiele bedeute: „Er hat durch sein Werk einen Fundus geschaffen, mit dem die Region etwas anfangen kann. Edgar Reitz fühlt sich hier zu Hause. Er hat beispielsweise in unserem Kino den Grobschnitt von ,Heimat 3' gemacht. Wenn er kommt, ist das immer familiär.“

Die Moderatorin wollte von Stemann und Nikolay außerdem wissen, auf was sich beide am meisten freuten bei den Filmfestspielen in diesem Jahr. „Auf das, was in der Gemengelage alles in diesen gut zwei Wochen zusammenkommt. Wir sind ja auch immer ein Stück politisch, und eines der beherrschenden Themen ist der Klimaschutz, deswegen freue ich mich persönlich besonders auf den Abend mit Claus Kleber.“ „Was macht Ihr mit Claus?“, hakte Gause nach, um zu erfahren, was mit ihrem langjährigen Moderatorenkollegen in Simmern geplant sei. Er werde am 24. August um 20 Uhr eine Diskussion zum Thema „Heimat–Klima–Heimat–Zukunft“ moderieren, um das brennendste Thema unserer Zeit mit Filmschaffenden, Experten und Publikum zu erörtern.

Besondere Atmosphäre in der Stadt

Andreas Nikolay bekannte, dass für ihn in der Stadt während der Filmfestspiele immer eine ganz besondere Gesamtatmosphäre entstehe. Darauf freue er sich.

Die beiden Programmgestalter – eigentlich muss man dazu noch Vertreter des Pro-Winzkinos zählen – blicken natürlich mit großer Vorfreude auf die vielen Filme, die im Programm stehen. Sabine Schulz bekannte offen, dass bei dessen Gestaltung nicht immer Einigkeit geherrscht habe. „Wir haben mehr als 100 Filme angesehen, aus denen wir dann eine Auswahl treffen mussten.“ Darüber sei auch mal gestritten worden, aber das gehöre dazu. Wichtig sei ihr vor allem, „die allerneuesten Filme in Simmern zu zeigen“.

Dass Lukas M. Dominik mit Sabine Schultz nun eine Mitstreiterin an seiner Seite habe, kommentierte dieser positiv. Mehr Austausch, mehr Diskussion steigere letztendlich die Qualität des Programms. Und durch welche Länder dieses repräsentiert wird, demonstrierte Helmut Zerlett mit seiner Band dann zunächst musikalisch, bevor die Programmgestalter ein paar Ausblicke auf die verschiedenen Filme boten.

Gundula Gause blieb zum Abschluss ihrer jederzeit kurzweiligen und erstklassigen Moderation nur noch, die Anweisung an die Zuschauer zu geben, die Stühle Richtung Leinwand zu drehen. Mit Einbruch der Dunkelheit konnte dann der Premierenfilm „The Lost King“ von Stephen Frears starten.

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