Dorothée Rhiemeier, Referatsleiterin für kommunale Kulturprojekte im Mainzer Kulturministerium, überbrachte nicht nur die Grüße ihrer Chefin, Ministerin Katharina Binz, sowie von Staatssekretär Jürgen Hardeck, sondern auch die frohe Kunde, dass man seitens des Landes die Rahmenbedingungen für Kultur in ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz verbessern möchte. „Weil wir sehen, dass die Stadt Simmern an der Markenentwicklung der Heimat Europa Filmfestspiele stetig weiterarbeitet, haben wir die Fördersumme des Landes noch einmal um 20 Prozent erhöht“, so Rhiemeier.
Will heißen: Der Zuschuss vom Land für die Veranstaltung, die vom 11. bis 26. August in Simmern über die Leinwände flimmern wird, steigt von 35.000 Euro im Vorjahr auf nunmehr 42.000 Euro. Von der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen fließen erneut die beschlossenen 10.000 Euro und seitens der Stadt bleibt es bei der Beschlusslage einer Zuschusshöhe von 50.000 Euro. Die erhöhte Zuwendung vom Land bedeutet natürlich ein Plus an finanziellem Spielraum, aber sie drückt auch Anerkennung und Würdigung der bisher geleisteten Arbeit aus.
Und die findet ihre Fortsetzung. „Wir wollen jedes Jahr ein Stück weiter“, sagte Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und betonte, wie sehr man sich in der Stadt Simmern als Mitveranstalter neben dem Pro-Winzkino freue, dass die nunmehr fünfte Auflage der Filmfestspiele kurz bevor steht. „Die Festspielzeit ist für die Stadt eine besondere Zeit“, versicherte der Stadtbürgermeister.
Projekt überregionaler Bedeutung
Dorothée Rhiemeier dankte allen, die an der Vorbereitung der Filmfestspiele mitgearbeitet haben, vor allem auch den Ehrenamtlichen und versicherte, dass die Simmerner Festspiele in Rheinland-Pfalz zu den Projekten gehörten, „die überregional Bedeutung erlangt haben“. Rhiemeier nannte die Heimat Europa Filmfestspiele in Simmern in einem Atemzug mit den Wormser Nibelungenfestspielen oder den Mayener Burgfestspielen. „Es ist uns ein großes Anliegen, lebendige Projekte zu fördern“, sagte sie bei der Programmvorstellung am Mittwoch.
In Simmern wird man dem Anspruch auch in diesem Jahr gerecht, denn das Programm kann sich wieder sehen lassen. Die Heimat Europa Filmfestspiele wechseln erneut die Himmelsrichtung. Nach Norden und Osten in den Vorjahren zieht es die Cineasten diesmal in den Westen Europas. Gezeigt werden unter anderem Filme aus Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Deutschland. Verantwortlich für die Filmauswahl waren Peter Huth vom Pro-Winzkino, die neue künstlerische Leiterin Sabine Schultz und Lukas M. Dominik als Programmkurator.
Mehr als 100 Filme habe man angeschaut, um letztendlich zu einer Auswahl zu kommen. „Wir haben über jeden Film beraten, auch gestritten. Ich wünsche mir, dass wir die Herzen der Leute erreichen“, sagte Sabine Schultz und versprach: „Es wird nicht langweilig bei unserem Festival.“
Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino berichtete, dass die Auswahl von Filmen für das Team der Pro-Winzler ja das ganze Jahr über zum Alltag gehöre. „Aber die Festspiele sind das i-Tüpfelchen“, sagte Stemann und hob die Bedeutung des Filmfestivals für die Kommune hervor. „Es ist wunderbar, dass wir auch wieder an zwei Standorten außerhalb Simmerns vertreten sein werden“, so Stemann. Eingebunden in das Kultursommermotto „Kompass Europa: westwärts“ blicke man in diesem Jahr mit den Heimat Europa Filmfestspielen auch von Kirchberg und erstmals auch Oberwesel aus auf die Kultur der westlichen Nachbarn.
Und über allem schwebt die Marke, die die Stadt Simmern hat schützen lassen: „Heimat der Heimat“. Für Stemann ist diese Marke authentisch. „Heimat könnte eine Marke für den ganzen Hunsrück sein“, blickte der Pro-Winzler in die Zukunft. Der Hunsrück sei nach wie vor „so etwas wie Niemandsland“. Durch die Filmfestspiele rücke die Region jetzt auch überregional ein Stück in den Vordergrund. Edgar Reitz habe dafür die Plattform geschaffen.
Auch in diesem Jahr freut man sich auf den Besuch des Regisseurs und Schirmherrn der Festspiele. Geplant ist sein Besuch für Sonntag, 13. August. An dem Tag zeigt das Pro-Winzkino noch einmal die „Geschichten aus den Hunsrückdörfern“, eine Vorstudie zu der „Heimat“-Trilogie des Filmemachers, in der er ein unverfälschtes und authentisches Bild der Hunsrücker und ihrer Lebensweise zeichnet.
Reitz stiftet natürlich auch in diesem Jahr wieder den „Edgar“ für den besten Film. Elf Wettbewerbsfilme gehen ins Rennen um die Trophäe. Sabine Schultz verspricht: „In den aktuellen Filmen unserer Auswahl spiegeln sich die Befindlichkeiten der Menschen, der Zustand unserer Welt. Es sind berührende Geschichten, mal nachdenklich, philosophisch, poetisch, mal informativ, aber auch frech und humorvoll.“ Die Preisverleihung erfolgt wie gehabt am letzten Festivaltag. Die Ein-Mann-Jury bildet in diesem Jahr der Schauspieler Burghardt Klaußner. Er wird den „Edgar“ für den besten Film überreichen und im Anschluss des Festivals mit seiner Band französische Chansons zum Besten geben.
Zum Programm gehören auch wieder eine Dokumentarfilmreihe, ein Kurzfilmwettbewerb, Ausstellungen im Edgar-Reitz-Filmhaus, Interviews mit Regisseuren und Schauspielern, Diskussionen sowie Konzerte und vieles mehr.
Einen Konzerthöhepunkt könnte am 25. August zum Film „Jazzfieber“ von Reinhard Kungel eine hochkarätige Formation namhafter deutscher Jazzmusiker bilden. Möglicherweise sogar mit dem Pionier Klaus Doldinger. Der richtige Rahmen zum Film, der der Frage nachgeht, wie der Jazz nach Deutschland kam.
„The Lost King“ zur Premiere
Den musikalischen Auftakt zur Premiere der Heimat Europa Filmfestspiele am Freitag, 11. August, macht Helmut Zerlett, der mit seiner Band TV-Zuschauern durch die Harald-Schmidt-Show geläufig sein dürfte. Premierenfilm wird „The Lost King“ von Stephan Frears sein, der bislang als Deutschland-Premiere nur beim Filmfestival in München lief. Bevor er im September in die Kinos kommt, läuft er auf dem Fruchtmarkt in Simmern.
Karten gibt es im Pro-Winzkino, www.pro-winzkino.de, unter www.heimat-europa.com und bei der Tourist-Info in Simmern.