„Gefunden hatten wir die beiden Figuren vor zwei oder drei Jahren im Alten Amt“, erzählt Bürgermeister Guido Scherer. Kurzerhand hatte sich Adolf Bremm um die beiden Skulpturen gekümmert, sie aufgearbeitet, gestrichen und fest im Waldboden verankert. „Seither wurden sie jedes Jahr neu angestrichen, damit sie uns noch viele Jahre erhalten bleiben“, sagt Scherer. Nun, da sie zerstört sind, wurde zwar deutlich, dass das Holz bereits leicht morsch war. Doch ohne die rohe Gewalt hätten sie Wanderern sicher noch ein paar Jahre lang Freude bereitet.
Wegräumen will die Gemeinde die kaputten Vögel indes nicht. Vielmehr ziert ein Schild die zerstörten Skulpturen, um auf diesen „hirnlosen Vandalismus“, wie es darauf heißt, aufmerksam zu machen und die Spaziergänger für derartige Vorfälle zu sensibilisieren. Denn das ist nicht das erste Mal, dass Hand angelegt wird an den Figuren der beiden bereits verstorbenen Künstler Friedrich Kulessa und Otto Konrad.
Eindrucksvolles Kunstwerk
Gleich am Eingang zum Wäldchen findet sich das wohl eindrucksvollste Kunstwerk Friedrich Kulessas. Mit Blick auf seine alte Heimat, den in Sichtweite liegenden „Hof im Bruch“, zeigt „Auf der Flucht“ eine Figurengruppe, die erahnen lässt, was Kulessa selbst erlebt hat. 1908 in Garbassen in Ostpreußen geboren, floh er mit seiner Frau Maria und den Kindern in den Hunsrück, wo er 1959 auf dem Aussiedlerhof eine neue Heimat fand. Wie die Mutter in der Figurengruppe, mag auch seine Frau einst ein Kind an der Hand genommen haben auf dem beschwerlichen Weg. Heute fehlt der Figur jedoch die leitende Hand. Auch sie wurde samt Arm zerstört.
Auch der im Jahr 1928 geborene Otto Konrad floh nach Deutschland, wo er nach der Kriegsgefangenschaft in Bayern zunächst in Remscheid lebte und später zu einem Winzer nach Kröv kam. Als dieser seinen Betrieb aufgab, half Konrad in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Büchenbeuren aus, wo er auch blieb. Konrad starb im Jahr 2002, Kulessa bereits 1997.