Buga-Geschäftsführer Berthold Stückle und Stadtbürgermeister Falko Hönisch über Visionen für St. Goar und das Mittelrheintal für 2029
Festungsanlage, Burggarten und Solarfähre in St. Goar: Große Visionen für die Buga 2029
Auf dem oberen Parkplatzareal vor der Burg Rheinfels soll für die Bundesgartenschau ein Burggarten entstehen, so wie er in der Geschichte der Burg früher einmal dort vorhanden war, wie Stadtbürgermeister Falko Hönisch (links) und Buga-Geschäftsführer Berthold Stückle erläutern. Foto: Denise Bergfeld
Denise Bergfeld

St. Goar. Unsere Zeitung hat sich mit Buga-Geschäftsführer Berthold Stückle und Stadtbürgermeister Falko Hönisch getroffen, um über die Pläne für die Stadt St. Goar zu sprechen.

Die Burg Rheinfels wird neben Lahnstein und dem Loreleyplateau einer der drei Schwerpunkte der Bundesgartenschau 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal. Auf insgesamt 5,2 Hektar sollen die Vorflächen der Burgruine für 5,2 Millionen Euro neu gestaltet werden – unter anderem wird ein Teil des heutigen Parkplatzes nach alten Plänen in einen historischen Burggarten umgewandelt.

In St. Goar mussten die Verantwortlichen nicht lange nach guten Ideen für die Bundesgartenschau suchen: „Es war ganz klar, dass die Buga ein konzeptionell interessantes Projekt hat“, sagt Stadtbürgermeister Falko Hönisch. Er spricht von der Wiedererlebbarmachung der Festungsanlage der Burg Rheinfels, zu der das gesamte Gebiet ab der K 100 jenseits der heute noch vorhandenen Burg zählt. „Vorne war die Burg und hinten war die Festung, da waren die Soldaten. Das gibt es ja heute nicht mehr, nur noch ein paar Keller“, erklärt Hönisch. Zur Bundesgartenschau wollen die Verantwortlichen den Besuchern die früheren Dimensionen deutlich machen und die Anlage teilweise floral wieder auferstehen lassen. „Man geht da vielleicht durch Hecken, die so gepflanzt sind wie die ehemaligen Mauern“, so der Bürgermeister.

Die Idee kam bei den Machern der Bundesgartenschau gut an. Schließlich war die Rheinfels nach ihrem Ausbau zur Festung die größte Wehranlage im Mittelrheintal zwischen Koblenz und Bingen und wurde nur noch von der Festung Ehrenbreitstein übertroffen. „Es war für uns natürlich sehr interessant, die Rheinfels als größte Festungsanlage zu thematisieren und natürlich dann auch zu zeigen, wie groß sie wirklich einmal war. Da kamen diese floralen, vielleicht landschaftsprägenden Elemente ins Spiel, den oberen Bereich nachzuzeichnen“, sagt Buga-Geschäftsführer Berthold Stückle.

Gestaltung des Klosters Lorsch in Darmstadt als Vorbild

Als ein Vorbild nennt er das Kloster Lorsch in Darmstadt, auch im Welterbe gelegen. Von der ursprünglichen Klosteranlage war nur noch ein Teil zu sehen. „Topotek 1, ein Büro aus Berlin, hat das fantastisch nachgebildet mit Erdskulpturen und Ähnlichem. So etwas stellen wir uns auch vor“, sagt Stückle.

Das Erlebbarmachen der früheren Größe des südwestlichen Teils der Festungsanlage in Richtung Biebernheim soll aus dem Durchführungshaushalt der Buga finanziert werden. Was darüber läuft, wird in der Regel nach der Bundesgartenschau wieder zurückgebaut. Es sei denn, die Stadt St. Goar und die Grundstückseigentümer pflegen es in Eigenregie weiter.

Was dauerhaft geplant ist, wird aus dem Topf für die Investitionen gezahlt. Dann muss aber auch vorab feststehen, dass diese Buga-Projekte von der Kommune nach der Bundesgartenschau weiter finanziert werden können. Ein solches Projekt von Dauer ist in St. Goar auf dem Parkplatz vor der Burg Rheinfels angedacht. Um die Wertsetzung vor der Burg zu stärken, wie Stückle betont: „Jetzt fährt man dorthin und sieht erst mal Autos. Früher war dort ein historischer Burggarten, den wir gern wiederherstellen und die Autos dementsprechend verlagern wollen. Das wird sicher noch Gespräche geben mit der Gemeinde, aber auch mit dem Hotelbesitzer.“ Auch eine Bürgerbeteiligung ist laut Stückle geplant: „Wir bekommen die Fläche ja nur überlassen. Und diese geht hinterher an die Stadt zurück. Das heißt natürlich für uns: Wir müssen in den Dialog mit der Stadt gehen.“

Die Stadt St. Goar hat auch schon eine ganz eigene Idee, wie sie am liebsten die Parkplätze „verlagern“ würde: „Im besten Fall wird da eine schöne Tiefgarage gebaut“, sagt der Stadtbürgermeister. Wenn Parkplätze auf städtischem Grund wegfallen sollen, ist das für eine Kommune immer ein sensibles Thema, da Parkgebühren auf direktem Weg Geld in ihre Kassen spülen.

Das Innere des Burggeländes ist nicht für Investitionen seitens der Buga vorgesehen. Dort investiert das Land 8 Millionen Euro, denn die alten Gemäuer sind ein Sanierungsfall. 2029 sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Als Veranstaltungsort ist die Burg mit auf dem Plan für die Gartenschau. „Das ist keine Frage“, sagt Hönisch. Auch Berthold Stückle betont: „Wir würden die Rheinfels schon gern mitbespielen. Aber das sind Konzepte, die kommen 2025 plus auf, wenn mal die Investitionen getätigt sind.“ Die Rheinfels werde ohnehin ja schon bespielt mit Lichtinstallationen oder Musikfestivals. Stückle betont: „Das wollen wir natürlich in Angriff nehmen, damit nicht alles auf der Loreley, sondern auch hier stattfindet. In diesem Gewölbekeller kann man sicherlich tolle Veranstaltungen machen.“

Derzeit ist es so, dass jeder Besucher der Burg Rheinfels Eintritt zahlen muss, der an die Stadt und zu einem Teil an die Kira-von-Preußen-Stiftung fließt. Wie das zur Gartenschau geregelt werden kann, erklärt Stückle: „Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster, aber die Buga-Gäste werden auf der Rheinfels keinen zusätzlichen Eintritt bezahlen. Wie wir das dann regeln, ist ein internes Problem.“ Hönisch sagt: „Es ist zwar so, dass die Buga nicht in der Burg investieren wird. Aber am Ende schnürt man natürlich ein Paket, das die Leute nicht hier zahlen müssen und dort zahlen müssen.“ Auch bei den Veranstaltungen, die erst ab 2025/26 geplant werden, setzen die Verantwortlichen aufs Engagement der Bürger. In Koblenz habe es damals zur Buga 5000 Veranstaltungen gegeben. Vom 30.000 Euro teuren Festival auf der Festung bis zum Kindertheater sei alles mit dabei gewesen – getragen nicht nur aus dem Buga-Budget, sondern auch von bürgerschaftlichem Engagement und Vereinen.

Auch eine Rheinland-Pfalz-Bühne soll es 2029 wieder geben, wo jede Kommune einen Tag auf der Buga bekommt. Die könnte sich eine Woche auf der Rheinfels befinden, eine Woche auf der Loreley, fünf Tage in Boppard, zehn Tage wieder woanders, erklärt Stückle. Aber möglicherweise sei die Bühne auch mobil auf einem Schiff. „Es ist eine dezentrale Bundesgartenschau auf 67 Kilometern. Da macht es Sinn, so etwas transportabel zu machen.“ Dann könne man die Bühne auch mal in die Kommunen holen, in denen nicht investiert wird.

Gartenschau soll Verbindungen über den Rhein hinweg schaffen

„Was man bei unserem Konzept immer ein bisschen unterschlägt, ist, dass wir natürlich schon auch in Clustern denken. Da spielt St. Goar eine Rolle, aber natürlich auch St. Goarshausen als Partnerstadt. Wir wollen ja Verbindungen schaffen“, sagt der Buga-Geschäftsführer. Deshalb seien die Standorte auf der linken und rechten Rheinseite im Wechsel geplant. „Nicht, um zu sagen, wir wollen alle gleich partizipieren, sondern auch, weil wir Brücken schaffen wollen – und wenn es nur gedankliche Brücken sind.“

Das stellt auch besondere Anforderungen an die Mobilität. In St. Goar wird das nicht mit einer einzigen Fähre funktionieren, wie Stückle betont: „Das kann nur funktionieren, wenn wir ein Verkehrskonzept aufbauen, in der Hoffnung, dass dieses auch nach der Buga Bestand hat. Sprich: Eine zweite Fähre – solarbetrieben.“

Top-News aus der Region