In der Nacht gab es erste Anzeichen auf einen Felssturz oberhalb von Grube Rhein und Engelsburg. Am frühen Morgen meldeten sich dann aufmerksame Bürger vom rechten Rheinufer, die von Kaub aus den Felsabgang beobachtet hatten, bei Feuerwehr und Polizei. Um 7.50 Uhr erfolgte die Alarmierung zu einer Hilfeleistung der Stufe 3.
Gegen 8.30 Uhr wurde die Bundesstraße 9 für den Verkehr voll gesperrt, der Notfallmanager der Deutschen Bahn war bereits gegen 6.40 Uhr an Ort und Stelle und ordnete die Sperrung der linksrheinischen Bahnstrecke im Bereich des Felssturzes an.
Am frühen Morgen wurde der Geschäftsführer des Schieferwerks Grube Rhein Dr. Willem Douw telefonisch über den Felssturz informiert. Die ersten Taxen im Rahmen des Schienenersatzverkehrs aus dem Bereich Koblenz wollten die Einsatzstelle passieren, was die Polizei aber nicht gestattete. Der Verkehr wurde über Wiebelsheim und Langscheid großräumig über die Rheinhöhe und/oder die Autobahn umgeleitet. Auch der beliebte Rheinburgenweg wurde aufgrund des Felssturzes gesperrt und die Tourist-Informationen darüber in Kenntnis gesetzt.
Wie der Geschäftsführer der Grube Rhein am Vormittag mitteilte, haben sich rund 20.000 Tonnen Felsen gelöst. Das entspricht einer Menge von rund 800 Lkw-Ladungen. Weitere Abgänge sind zu befürchten. Aus diesem Grund wurden Geologen vom Landesamt für Geologie und bahneigene Geologen angefordert, die die Lage inspizierten. Noch am Mittag waren immer wieder Geräusche von herabfallenden Gesteinsbrocken zu hören. Teilweise ergaben sich weitere kleine Hangrutsche.
Ursache für den Felsabgang dürfte, so vermuten die Experten, der rapide Temperaturumschwung im Verlauf dieser Woche sein. Der Frost in der vergangenen Woche ließ den Boden gefrieren. Bei Plusgraden bis an die 10 Grad taute das gefrorene Erdreich auf, und die ergiebigen Regenfälle in der Nacht zum Donnerstag brachten offenbar das Ganze dann ins Rutschen bzw. zum Abbruch.
Die Einsatzkräfte nutzten Drohnen, um sich ein genaues Bild aus der Nähe zu verschaffen. Neben der Polizei Boppard und dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) waren Feuerwehren aus der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe (Bacharach, Henschhausen, Rheinhöhe, Diebachtal, Heimbachtal und Waldalgesheim) vor Ort.
Ein Felssturz zwischen Oberwesel und Bacharach hat am Donnerstagmorgen zu einem Verkehrschaos geführt. Die B9 ist aufgrund des Ereignisses derzeit voll gesperrt. Auch der Bahnbetrieb musste eingestellt werden.Felssturz zwischen Oberwesel und Bacharach: B9 muss gesperrt werden
Die Einsatzleitung übernahm Markus Heidrich, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe. Zu Beginn waren 80 Feuerwehrleute im Einsatz, die Mannschaftsstärke wurde im Verlauf des Vormittags dann reduziert. Durch die Streckensperrung strandeten Schüler und Reisende am Bahnhof Oberwesel, denn die Züge aus Richtung Koblenz endeten hier und machten dann wieder kehrt. Das galt auf der anderen Seite auch für den Bahnhof Bacharach, wo die Züge aus Mainz/Bingen endeten. Es wurde Schienenersatzverkehr eingerichtet. Auch die Anlieferung von schwerem Baugerät an der Baustelle Hirzenach dürfte sich durch die Vollsperrung der B 9 deutlich verzögern und ist nur über Umwege zu schaffen.
Glücklicherweise waren dies bislang die einzigen Folgen des Hangrutsches. 2016, als ein Regionalexpress der Mittelrheinbahn unweit des jetzigen Felssturzes entgleiste, gab es Verletzte. Diesmal wurde niemand verletzt. Die Bewohner des Hauses Engelsburg wurden im Anschluss sicherheitshalber evakuiert. Das Haus Engelsburg und das Verwaltungsgebäude des Schieferwerks Grube Rhein schirmen zwar das rutschende Gestein gegen Bahn und B 9 ab, aber selbst für Experten ist die aktuelle Lage noch unklar. Geologen, die am Donnerstag schon den Hang inspizierten, wollen am Freitagmorgen darüber befinden, ob und wann der Bahn- und Straßenverkehr wieder freigegeben werden kann. Voraussichtlich bleibt die Strecke des Jahresende gesperrt.