Kastellaun – Auf manche Fragen gibt es keine Antworten. Das weiß auch Stefanie Vehlow-Zitz aus Kastellaun. Bis heute kann ihr niemand sagen, warum ihr 20 Jahre alter Sohn im Januar zum Pflegefall wurde. Die Frage nach dem Warum bleibt, genau wie die Ungewissheit. Was wird aus Pascal?
Im Moment ist der junge Mann in einem Reha-Zentrum bei Bonn untergebracht – schon seit mehr als 300 Tagen einschließlich Klinikaufenthalt. „Sein Reha-Aufenthalt wird nicht verlängert, weil die Krankenkasse die Kosten nicht mehr übernehmen will. Wir haben Widerspruch eingelegt“, sagt seine Mutter. Ohnehin will sie ihren Sohn bald zu sich holen. Aber erst dann, wenn die Voraussetzungen geschaffen sind. „Du kommst nach Hause. Das habe ich ihm versprochen“, sagt die 45-Jährige und betont: „Pascal gehört in unsere Familie. Er ist ein Familienmensch.“
Barrierefreiheit ist Voraussetzung
Doch die Situation gestaltet sich äußerst schwierig. Familie Vehlow-Zitz bewohnt ein altes Haus in Kastellaun. Kleine Zimmer, enge Flure, viele Treppenstufen. Diese Räumlichkeiten barrierefrei zu machen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Vielmehr käme ein Anbau oder ein Neubau infrage. Doch was der Familie fehlt, ist Geld. Viel Geld. „Die Gesamtkosten belaufen sich auf mehr als 200.000 Euro“, verdeutlicht die Mutter. Hilfe suchend hat sie Stiftungen in ganz Deutschland angeschrieben. Doch es hagelte Absagen. Für den Bau eines behindertengerechten Hauses werden auch keine finanziellen Mittel aus dem Unterstützungsfonds des Bundespräsidenten nach Kastellaun fließen. „Jede andere Entscheidung würde hier einen weitreichenden Bezugsfall schaffen, dessen Auswirkungen den Rahmen der verfügbaren Gelder bei Weitem sprengen würden“, heißt es im Schreiben des Bundespräsidialamts. „Wir fühlen uns im Stich gelassen. Wir brauchen das Geld dringend. Zur Not verkaufen wir unser Haus, aber wo sollen wir dann unterkommen?“, sagt Stefanie Vehlow-Zitz und streichelt ihrer Tochter durchs Haar. Lea (5) vermisst ihren großen Bruder sehr.
Immer wenn sie ihn in der Reha besucht, liegt er teilnahmslos im Bett. Kommunizieren kann der 20-Jährige nicht. Vernimmt er jedoch die vertraute Stimme seiner kleinen Schwester, steigt sein Puls. „Außerdem fixiert er seine Schwester mit den Augen. Das lässt uns hoffen“, sagt seine Mutter. Gleichwohl fragt sie: „Warum kann nicht alles wie früher sein?“ Früher war Pascal ein gesunder, junger Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand. Er hatte Träume und Ziele. Wenige Wochen zuvor hatte er eine Lehre zum Dachdecker begonnen, als sich sein Leben am 6. Januar schlagartig änderte.
Komplizierte Rettungsaktion
„Er hatte sich eine Grippe eingefangen. Nichts Ungewöhnliches. Bald darauf ging er wieder arbeiten“, erinnert sich seine Mutter. „Am nächsten Morgen jedoch war ihm übel. Er legte sich wieder ins Bett.“ Da hörte Stefanie Vehlow-Zitz ein seltsames Geräusch und schaute im Dachgeschosszimmer ihres Sohns nach. „Er lag apathisch im Bett, hatte zwischendurch Atemnot. Ich rief den Krankenwagen.“ Die Rettungskräfte konnten ihn jedoch über die schmale Treppe nicht aus dem Haus bringen. Eine komplizierte Rettungsaktion zeichnete sich ab. Schließlich gelang es der Kastellauner Feuerwehr, den jungen Mann durchs Dachfenster über die Drehleiter ins Freie zu holen. Von dort aus ging es sofort mit dem Rettungshubschrauber in ein Koblenzer Krankenhaus. „Er wurde ins künstliche Koma versetzt. Wenn er zurückgeholt wurde, krampfte er wieder.“ Ein Krankenhausmarathon beginnt. Zwischendurch werden bei ihm eine Hirnhaut- und eine Lungenentzündung diagnostiziert.
Zwar ist die Ursache für Pascals gesundheitlichen Niedergang bis heute nicht geklärt, doch die Folgen sind unverkennbar. Pascal hat schwere Hirnschäden erlitten. Mehrere Operationen führen nicht zum gewünschten Erfolg. „Es ist so ungerecht. Er war immer für alle Mitmenschen da“, bedauert seine Mutter – und hofft auf ein Wunder. Maximilian Eckhardt
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