Auf der linken Rheinseite nördlich von Koblenz laufen derzeit mehrere Baumaßnahmen der Deutschen Bahn – und allein dabei wird es nicht bleiben. Das Unternehmen hat nun angekündigt, auch linksrheinisch auf dem Abschnitt von Koblenz bis Mainz aktiv zu werden. Vom 20. Mai bis zum 15. Juni sollen dort umfangreiche Arbeiten ausgeführt werden. Der Fahrgast-Verband Pro Bahn befürchtet ein Chaos.
Laut Pressemitteilung der Deutschen Bahn (DB) geht es um ein Bauvolumen in Millionenhöhe. Um die Auswirkungen der Arbeiten auf den Zugverkehr so gering wie möglich zu halten, seien die Auswirkungen anderer Bauarbeiten bei der Planung einbezogen worden. Zudem baue die DB, wo immer es geht, „unter rollendem Rad“ und in den Nachtstunden. Insbesondere bei Arbeiten im Gleisbereich oder beim Einsatz von Spezialtechnik sei es jedoch notwendig, einzelne Streckenabschnitte teilweise oder komplett zu sperren.
Bus statt Zug
So kommt es zum Beispiel zu Einschränkungen im Regionalverkehr. Wie die DB mitteilt, sind die Züge der Regionalbahnlinie RE 2 zwar weiter unterwegs. Auf dem Abschnitt zwischen Koblenz und Bingen – mit Haltepunkten im Rhein-Hunsrück-Kreis – sei das je nach Bauabschnitt aber nur teilweise möglich. Die DB setzt dann ersatzweise Busse ein. Zudem verkehrt auch die Mittelrheinbahn (RB 26) tagsüber mit geänderten Fahrzeiten, nachts gibt es einen Schienenersatzverkehr.
Auch auf den Fernverkehr haben die Arbeiten Auswirkungen. Die Züge fahren zwischen Köln und Mainz mindestens alle zwei Stunden und über Umleitungen. Daher könne der Halt in Bingen während der Bauarbeiten nicht vom Fernverkehr angefahren werden, teilt die DB mit.
Viele verschiedene Baustellen
Bis zum 6. Juni entfallen zudem bei allen Fernverkehrszügen die Haltestellen Köln Hauptbahnhof, Bonn Hauptbahnhof, Remagen und Andernach, bei einzelnen Zügen zudem der Halt in Koblenz Hauptbahnhof. Die Züge halten so lange ersatzweise in Köln Messe/Deutz, IC-Züge zudem in Bonn-Beuel. Auch am Mittelrheintal entfallen Züge. Die ICE/IC-Linie Dresden–Köln–Karlsruhe/Stuttgart verkehrt nur auf dem Abschnitt Dresden–Köln, der Abschnitt Köln–Karlsruhe/Stuttgart kann während der Bauphase nicht angeboten werden.
Und was genau macht die DB an ihren Strecken? Geplant sind unter anderem Gleiserneuerungen bei Boppard und Rhens auf einer Länge von rund sechs Kilometern. Außerdem stehen Felssicherungsarbeiten zwischen Oberwesel und Bacharach nahe dem Rheinfähranleger sowie die Herstellung von Sicherungsanlagen wie einem Steinschlagschutzzaun und einer Böschungssicherung auf dem Programm. Und im Bahnhof Bingen beginnen vorbereitende Arbeiten und eine Kampfmittelsondierung. Viel zu tun hat die Bahn auch in Koblenz, Königsbach, Rhens und Niederlahnstein, wo im Zuge des Lärmsanierungsprogramms für ein leiseres Mittelrheintal mehrere Schallschutzwände gebaut werden.
Eigentlich ist das gerade pures Chaos.
Noah Wand, Landesvorsitzender des Fahrgast-Verbands „Pro Bahn“
Die Auswirkungen der vielen Baustellen sieht Noah Wand, Landesvorsitzender des Fahrgast-Verbands „Pro Bahn“, äußerst kritisch. „Eigentlich ist das gerade pures Chaos“, sagt er. Ihn ärgert vor allem, dass die Bauarbeiten so kurzfristig angekündigt wurden. Fahrkarten würden zum Teil Wochen oder Monate im Voraus gekauft, „und dann wird Kunden vor den Kopf gestoßen, weil Verbindungen ausfallen“. Aber auch für Pendler sei die Situation sehr schwierig. „Die Erfahrung zeigt, dass es mit dem Schienenersatzverkehr immer holprig ist.“ Immerhin: Wand geht davon aus, dass die DB ihren Zeitplan für die Bauarbeiten einhalten kann. „Die linke Rheinseite ist keine unerforschte Strecke. Da weiß man schon, was dort zu tun ist.“
Die DB weist darauf hin, dass Kunden eine Auskunft zu allen Fahrtmöglichkeiten in den Auskunftsmedien der Deutschen Bahn sowie der Verkehrsverbünde finden. Darüber hinaus gebe es weitere Informationen über Aushänge und Durchsagen in den Stationen und deren Umfeld. Weitere Details gibt es auch unter www.bahn.de/service/fahrplaene/bauarbeiten